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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ihn überaus stattlich, wie er sich in seinem Harnisch und mit dem goldenen Helm so darbot. Schließlich wurde das Zeichen gegeben, und Erik blieb nicht stehen, um sich zu verteidigen, wie die anderen es sicherlich erwartet hatten, sondern wirbelte Weißfeuer durch die Luft und stürmte mit erhobenem Schild geradewegs auf seine Gegner zu.
    Die großen Burschen erblickten das Licht, das auf Weißfeuers Klinge spielte, und das in Eriks Augen, und nackter Schrecken erfaßte sie. Dann hatte er sie fast erreicht, und Weißfeuer sprang wie eine Flammenzunge vor. Da harrten sie nicht länger aus, sondern liefen in entgegengesetzte Richtungen davon, warfen sich in die Fluten und schwammen zum Flußufer. Nun erhob sich von beiden Ufern tosendes Gelächter, das immer lauter wurde, bis es in den Lavaspalten Echos warf und die Raben aus ihren Nestern vertrieb.
    Auch Erik hielt mit seinem Ansturm inne und lachte laut; dann kehrte er dorthin zurück, wo Asmund unbewaffnet stand, um ihm beim Holmgang zu sekundieren.
    »Bei solchen Helden wie diesen kann ich nur wenig Ehre erlangen«, sagte er.
    »Nein«, gab Asmund zurück, »du hast die größte Ehre erlangt, und sie und Ospakar eine solche Schande, daß sie sich nicht mehr tilgen läßt.«
    Als Schwarzzahn nun sah, was sich zugetragen hatte, wäre er beinahe erstickt und fiel vor Wut vom Pferd. Doch er hatte immer noch kein Verlangen, selbst zu kämpfen, sondern ließ seine Gefolgsleute antreten und ritt schnurstracks vom Thing nach Hause zurück. Aber die beiden, die auf sein Geheiß gegen Erik hatten kämpfen sollen, ließ er mit Knüppeln schlagen und vertreiben, und das Ende davon war, daß sie auf Island nicht mehr bleiben durften. Sie bestiegen ein Schiff, segelten nach Süden und verließen damit auch diese Geschichte.
    Am nächsten Tag ritten Asmund und Erik mit ihren Männern zum Middalhof zurück. Gudruda hieß Erik herzlich willkommen und küßte ihn zum ersten Mal seit Swanhilds Abreise. Überdies weinte sie bitterlich, als sie erfuhr, daß er in die Verbannung gehen sollte, während sie zu Hause bleiben mußte.
    »Wie sollen die Tage nur verstreichen, Erik?« sagte sie, »wenn du fort bist und ich nicht weiß, wo du bist, noch wie es dir geht, noch ob du lebst oder schon tot bist?«
    »Dies kann ich wahrlich auch nicht sagen, Schatz«, gab er zurück. »Aber eins ist sicher, wo ich auch sein mag, meine Stunden werden noch langsamer verstreichen.«
    »Drei Jahre«, sagte sie und fuhr fort: »Drei lange, kalte Jahre, ohne dich zu sehen, und vielleicht ohne eine Botschaft von dir, bis ich womöglich erfahre, daß du in jenem Land bist, aus dem einen keine Botschaften erreichen. Oh, es wäre besser, zu sterben, als so getrennt zu werden.«
    »Nun, ich weiß, es wäre besser zu sterben statt zu leben, und noch besser, nie geboren worden zu sein statt zu leben und zu sterben«, gab Erik traurig zurück. »Hier, so scheint es, gibt es nur Haß und Streit, Müdigkeit und bitteren Neid, die unsere Kraft aufzehren, und schließlich, falls wir soweit kommen, leidvolles Alter und Tod. Und was danach kommt, wissen wir nicht. Wenig Gutes finden wir in unseren Händen, doch viel Böses; noch weiß ich, für welche Übeltaten uns diese Bürden auferlegt werden. Und doch müssen wir die Luft atmen, die uns um die Nase bläst, Gudruda, und nach dem Glück greifen, das uns gegeben wird, auch wenn wir es nicht unbedingt festhalten können. Im schlimmsten Fall wird alles bald vorüber sein, und andere werden stehen, wo wir gestanden haben, und sich bemühen, wie wir uns bemüht haben, und versagen, wie wir versagt haben, bis der Mensch sein Schicksal besiegt hat und die Götter ihren Zorn ablegen oder Ragnarök über sie kommt, und auch sie in den Fängen des grauen Wolfs Fenrir verloren sind.«
    »Der Mensch kann vielleicht ein Gutes erringen, und das ist Ruhm, Erik.«
    »Nein, Gudruda, denn was bedeutet es, Ruhm zu erringen? Läßt er die Feinde nicht aus der Erde auferstehen, die toll vor heimlichem Haß versuchen, uns hinterrücks zu erdolchen? Setzt der Ruhm dem Frieden nicht ein Ende, und läßt er uns nicht von Gipfel zu Gipfel springen, nur um uns schlußendlich doch in die Tiefe zu schleudern? Glücklich also ist der Mann, der keinen Ruhm erringt, denn Ruhm ist ein tödliches Geschenk.«
    »Und doch gibt es noch etwas, das du nicht erwähnt hast, Erik, und das ist die Liebe – denn Liebe ist für unser Leben, was die Sonne für die Welt ist, und obwohl sie im Tod versinkt,

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