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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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hinauf, und dorthin kamen auch Ospakar, obwohl dessen Verletzung noch nicht ganz verheilt war, und all seine Gefolgsleute, und brachten durch Gizur den Gesetzesmann, Ospakars Sohn, ihre Klagen gegen Erik vor. Die Aussagen waren lang und wurden von beiden Seiten mit aller Schärfe geführt; aber am Ende erreichte Ospakar mit Hilfe seiner Freunde – und derer hatte er viele –, daß Erik drei Jahre in die Verbannung gehen mußte. Für die, die getötet worden waren, brauchte jedoch kein Wergeld an Ospakar entrichtet zu werden, und auch keine Buße für die große Wunde, die Skallagrim Lammschweif Ospakar beigebracht hatte, oder für den Tod Mords, seines Sohnes, da Erik nur gekämpft hatte, um das eigene Leben zu retten.
    Ospakars Partei war von dieser Urteilsfindung nur wenig erbaut, und auch Erik war nicht sehr froh, denn es gefiel ihm gar nicht, auf Raubzügen über die Meere zu segeln, während Gudruda zu Hause auf Island saß. Aber er konnte nichts an dem Schiedsspruch ändern.
    Nun sprach Ospakar mit seinen Gefolgsleuten, und das Ende davon war, daß er sie aufrief, die Waffen zu ergreifen und sich selbst zu rächen. Asmund und Erik sahen dies und musterten ihr Aufgebot an Freien und Leibeigenen. Es waren insgesamt einhundertundfünf, alles kräftige Männer; aber Ospakar Schwarzzahns Schar bestand aus einhundertunddreiunddreißig Männern, und sie standen mit dem Rücken zur Rabenspalte.
    »Jetzt hätte ich gern, daß Skallagrim hier wäre, um mir den Rücken zu decken«, sagte Erik, »denn wenn dieser Kampf ausgefochten ist, werden nur noch wenige auf den Beinen stehen und von ihm zu berichten wissen.«
    »Es ist traurig«, sagte Asmund, »daß so viele Männer sterben müssen, weil ein paar andere schon tot sind.«
    »Sehr traurig«, sagte Erik, und nahm diesen Rat an. Er ging allein auf Ospakars Schlachtreihe zu und rief mit lauter Stimme:
    »Es wäre schlimm, wenn so viele Krieger wegen einer solchen Sache fallen würden. Nun hört, Gefolgsleute Ospakar Schwarzzahns! Wenn es unter euch zwei gibt, die es wagen, es im Holmgang mit meinem Schwert aufzunehmen, so stehe ich, Erik Hellauge, hier und erwarte sie. Es ist besser, daß ein Mann, oder vielleicht auch drei Männer, im Kampf fallen, als daß so viele in den Staub sinken. Was sagt ihr?«
    Nun riefen alle, die zugehört hatten, dies sei ein gutes und mannhaftes Angebot, auch wenn es sich zu Eriks Nachteil erweisen könne; aber Ospakar gab zurück: »Wäre meine Wunde schon verheilt, würde ich allein dir deinen goldenen Helm in Stücke schlagen, du Prahlhans; aber auch so lassen sich sicher zwei Männer finden.«
    »Wer ist hier der Prahlhans?« gab Erik zurück. »Er, der zweimal die Kraft dieses Arms kennengelernt hat und sich dennoch seiner Stärke brüstet, oder ich, der ich erbitte, daß zwei Mann gegen mich allein antreten? Heb dich von dannen, Ospakar; geh nach Hause und bitte Thorunna, deine Mätresse, die du von Ounound, der nun den Namen Skallagrim Lammschweif der Berserker trägt, fortgelockt hast, deine Wunden zu pflegen, die ihr Gatte dir beigebracht hat. Sei gewiß, wir werden uns noch Auge in Auge gegenüberstehen, und dann werden Helme gespalten, schwarze oder goldene. Pflege dich! Pflege dich! Gib dein Reden auf – geh nach Hause und bitte Thorunna, dich zu pflegen; aber zuerst benenne die beiden, die im Holmgang in Oxaräs Strom gegen mich antreten.«
    Die Männer lachten laut, als Erik spottete, aber Ospakar knirschte vor Wut mit den Zähnen. Dennoch benannte er die beiden stärksten Männer seiner Gefolgschaft und bat sie, die Klingen mit Hellauge zu kreuzen. Die beiden waren gar nicht davon angetan; doch der Schande wegen, die sie überkommen würde, sollten sie einen Rückzieher machen, und aus Furcht vor Ospakars Zorn folgten sie schließlich seinem Wunsch.
    Dann gingen die Männer zum Ufer des Oxarä hinab, und von der anderen Flußseite kamen die Leute aus ihren Hütten und nahmen auf dem Hang des Allmannsfloßes Platz, da es neu für sie war, daß ein Mann im Holmgang gegen zwei kämpfen sollte.
    Nun setzte Erik auf die Insel über, auf der bis zum heutigen Tag Holmgänge ausgefochten werden, und ihm folgten die beiden Auserwählten, die tapfer ihre Klingen schwangen und sich dahingehend berieten, daß der eine auf sein Gesicht zielen solle, während der andere ihn von hinten anging, wie die Waldbewohner ein Lamm erlegten. Erik zog Weißfeuer, stützte sich darauf ab, und wartete auf das Zeichen zum Kampf. Die Frauen fanden

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