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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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beißen.«
    »Ob gut oder schlecht, er ist fort«, sagte Erik, »und jetzt bin ich erschöpft und möchte schlafen.«
    Danach rasteten Erik und Skallagrim drei volle Tage lang, und sie waren so müde, daß sie nur einen kleinen Teil dieser Zeit wach waren. Aber am dritten Tag standen sie auf, gestärkt und bis auf ihre Verletzungen und Hautabschürfungen genesen. Dann erzählten sie den Männern, was sich zugetragen hatte, und alle staunten über ihre Kraft und Kühnheit. Der Mannschaft kam Erik wirklich wie ein Gott vor, denn seit den Tagen, als die Götter auf der Erde gewandelt waren, hatte man nur wenige Taten wie die seinen vollbracht.
    Aber Hellauge dachte nur wenig daran – und viel an Gudruda. Manchmal dachte er auch an Swanhild und an den Hexentraum, den sie ihm geschickt hatte, denn es war verwunderlich, daß ausgerechnet sie ihn so vor Rans Netz gerettet haben sollte.
    Erik wurde vom Grafen der Farey-Inseln herzlich willkommen geheißen, denn als dieser von seinen Taten hörte, veranstaltete er ein Fest zu seinen Ehren und ließ ihn auf dem Hohesitz Platz nehmen. Es war ein großes Fest, aber Skallagrim betrank sich und lief mit erhobener Axt in der Halle auf und ab und schrie nach Hall von Lithtal.
    Dies erzürnte Erik sehr, und er sprach viele Tage lang kaum ein Wort mit Skallagrim, obwohl der große Berserker wie ein Schatten hinter ihm herschlich oder wie ein geprügelter Hund der Ferse seines Herrn folgte und schließlich seinen Stolz so weit erniedrigte, um Verzeihung für sein Vergehen zu bitten.
    »Ich gewähre sie dir deiner Taten willen«, sagte Erik kurzangebunden. »Aber sei dir gewiß, wenn du noch einmal so fehlen solltest, dann könnte dies zu meinem Tod führen – ay, und auch zu dem vieler anderer.«
    »Zuvor sollen meine weißen Knochen verrotten«, sagte Skallagrim.
    »Das werden sie hinterher«, gab Erik zurück.
    Auf den Färöer-Inseln nahm Erik zwölf gute und ehrliche Männer an Bord, die den Platz derer einnahmen, die Ospakars Leute getötet hatten. Als die Verletzungen der Verwundeten verheilt waren (abgesehen die eines Mannes, der starb) und die Gudruda wieder in See stechen konnte, verabschiedete sich Hellauge vom Grafen dieser Inseln, der ihm zum Abschied einen guten Umhang und einen Goldring gab, und segelte fort.
    Nun würde es zu lange dauern, von allen Taten zu berichten, die Erik und seine Männer vollbrachten. Nie, so singen die Skalden, gab es einen Wikinger, der ihm an Kraft, Geschick und Kühnheit gleichkam, und in jenen Tagen hatte man auch noch keinen solchen Kriegsdrachen wie die Gudruda auf den Meeren gesehen. Wo immer Erik einen Kampf einging, und das war an vielen Orten, da siegte er, denn keiner konnte gegen ihn bestehen, bis schließlich die Feinde allein vor dem Schrecken flohen, den sein Name verbreitete, und Grafen und Könige aus weiter Ferne Botschaften schickten, um sich der Hilfe seines Schwertes zu versichern. Obendrein war er der beste und edelste aller Männer. Man sagt von Erik, daß er in all seinen Tagen nicht eine niederträchtige Tat vollbrachte, nie die Schwachen verletzte, noch denen Frieden abschlug, die ihn erbaten, noch das Schwert gegen einen gefangenen oder verwundeten Feind erhob. Von Händlern verlangte er nur einen Wegezoll an Waren und ließ sie ansonsten ziehen, und welche Beute er auch errang, er teilte sie gerecht und verlangte keinen größeren Anteil, als ihn auch der niedrigste seiner Männer bekam. Die ganze Mannschaft liebte Erik, und selbst seine Feinde respektierten ihn und sprachen gut von ihm. Nun, da Hall von Lithtal fort war, gab es keinen in seiner Mannschaft, der nicht für ihn gestorben wäre, denn die Männer schätzten ihn mehr als das eigene Leben. Auch Frauen liebten ihn sehr; doch sein Herz gehörte Gudruda, und er wandte sich selten um, um eine andere Frau anzuschauen.
    Den ersten Sommer seiner Ächtung kämpfte Erik vor der Küste Irlands, aber im Winter kam er nach Dublin, und eine Zeitlang diente er in der Leibwache des Königs dieser Stadt, der ihn in Ehren hielt und bat, noch länger zu bleiben. Doch Erik konnte den Frühling kaum abwarten, und als er kam und die Gudruda wieder seetüchtig war, segelte er zu Englands Küsten. Dort kämpfte er mit zwei Kriegsschiffen der Wikinger und nahm sie nach hartem Kampf. In diesem Kampf wurde Skallagrim Lammschweif fast zu Tode verwundet. Denn als sie das eine Schiff genommen hatten, ging Erik mit nur ein paar Männern an Bord des anderen, wurde zurückgetrieben

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