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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ist besser, diese Hand für diese kurze Stunde zu halten, als sein ganzes Leben an der Seite einer Fremden zu verbringen.«
    »Vielleicht ist Weisheit in deiner Narretei«, sagte Lady Elfrida.
    »Doch ich sage dir erneut, auf Island erwartet dich nichts Gutes.«
    »Dies mag schon sein«, entgegnete Erik. »Meine Tage waren stürmisch, und die Winde brauen sich noch immer zusammen. Doch nur ein schwaches Herz fürchtet den Sturm. Lieber würde ich versinken; denn ob Feigling oder Held, sinken müssen alle einmal.«
    »Sag, Erik«, sprach die Lady, »wenn diese Hand, die du zu halten begehrst, für dich verloren ist, was dann?«
    »Wenn diese Hand in der Kälte des Todes verloren wäre, würde ich fortan allein durch die Welt ziehen.«
    »Und wenn eine andere Hand als die deine sie hält?«
    »Dann werde ich zurück nach England fahren, Lady, und hier in diesem schönen Garten noch einmal eine Audienz bei dir erbitten.«
    Sie sahen einander an. »Leb wohl, Erik!« sagte Lady Elfrida. »Wir unterhalten uns vielleicht noch einmal hier in diesem Garten und wenn wir nicht mehr miteinander sprechen sollten – nun, leb wohl! Die Tage kommen und gehen; die Schwalbe flieht vor dem Winter, und im Frühling zwitschert sie wieder von der Dachrinne. Und wenn diese Schwalbe nicht mehr zurückkommen würde, dann auch ein Lebwohl für sie. Die Welt ist ein großes Haus, Erik, und sie hat Platz für viele Schwalben. Aber wehe der, die einsam ist – wehe ihr!« Und sie wandte sich um und ging.
    Man sagt von dieser Lady Elfrida, daß sie sehr wohlhabend und wegen ihrer Sanftheit und Weisheit geehrt wurde, und daß sie, als sie alt war, eine große Kirche baute und sie Erikskirk nannte. Man sagt auch, daß sie niemals heiratete, obwohl viele Männer sie zur Frau haben wollten.

 

    XVI
    WIE SWANHILD ÜBER DAS MEER SCHRITT
    Innerhalb von zwei Tagen war die Gudruda zum Auflaufen bereit, und Erik ging zum König, um sich von ihm zu verabschieden. Aber Edmund war so wütend auf ihn, weil er aufbrechen wollte, daß er ihn nicht empfing. Daraufhin setzte sich Erik aufs Pferd und ritt traurig vom Palast zum Flußufer, wo die Gudruda lag. Aber als er den Befehl geben wollte, die Riemen auszulegen, kam der König selbst herbeigeritten, und mit ihm Männer, die kostbare Geschenke brachten. Erik ging ans Ufer, um mit ihm zu sprechen.
    »Ich bin böse mit dir, Hellauge«, sagte Edmund, »doch bringe ich es nicht übers Herz, dich wortlos und ohne Abschiedsgeschenke ziehen zu lassen. Nur eines möchte ich jetzt von dir erbitten: Wenn es dir draußen auf Island nicht gut ergeht, dann komme zurück zu mir.«
    »Das werde ich – ich verspreche es, mein König«, sagte Erik, »denn ich werde niemals einen besseren Herrn finden.«
    »Und ich keinen kühneren Diener«, sagte der König. Dann gab er ihm die Geschenke und küßte ihn vor allen Männern. Auch Skallagrim überreichte er ein Geschenk – einen guten Harnisch aus schwarz gefärbtem Waliser Eisen.
    Dann ging Erik wieder an Bord und fuhr mit der Ebbe den Fluß hinab.
    Fünf Tage lang ging alles gut mit ihnen; die See war ruhig und der Wind leicht und günstig. Aber als sie in der fünften Nacht vor der Küste Ostenglands langsam die Yarmouth-Sandbänke passierten, ging der Mond blutigrot auf, und die See wurde totenstill.
    »Dort hängt eine Sturmlampe, Herr«, sagte Skallagrim und deutete auf den zornigen Mond. »Wir werden bald Wasser ausschöpfen müssen, denn die Herbststürme stehen kurz bevor.«
    »Warte, bis sie kommen, und spreche dann«, sagte Erik. »Du krächzt so unheilvoll wie ein Rabe.«
    »Und Raben krächzen, bevor schlechtes Wetter kommt«, gab Skallagrim zurück, und noch als er sprach, kam ein plötzlicher Windstoß aus Südosten, so daß das Schiff beidrehen mußte. Danach blies der Sturm ununterbrochen mehrere Tage und Nächte lang so heftig, daß ihre Kleider kaum mehr trocken wurden. Sie fuhren vor dem Sturm nordwärts und immer weiter nordwärts, ohne Land zu sichten oder Sterne zu sehen. Und während sie so segelten, wurde die Brise immer heftiger, bis die Männer schließlich erschöpft vom Wasserschöpfen und mitgenommen von Nässe und Kälte waren. Drei Männer wurden über Bord gespült, und alle waren in einem jämmerlichen Zustand.
    Es war die vierte Nacht des Sturms. Erik stand am Ruder und neben ihm Skallagrim. Sie waren allein, denn ihre Gefährten waren erschöpft und lagen, auf den Tod wartend, unter Deck. Das Schiff war halbvoll Wasser, aber sie hatten

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