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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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und stolperte über einen Balken, und er wäre getötet worden, hätte sich nicht Skallagrim über ihn geworfen und mit dem Rücken den Schlag abgefangen, der auf Eriks Kopf gezielt war. Dies war eine große Wunde, denn die Axt durchschnitt den Stahl des Harnischs und sank ins Fleisch. Doch als Eriks Männer ihren Anführer am Boden sahen, und Skallagrim, wie es schien, tot über ihm, da stürmten sie so heftig vor, daß die Feinde vor ihnen fielen wie Blätter vor einem Wintersturm, und am Ende erbaten die Wikinger Frieden von Erik. Skallagrim lag viele Tage krank darnieder, aber er war schwer umzubringen, und Erik pflegte ihn wieder ins Leben zurück. Danach liebten diese beiden einander wie Zwillingsbrüder und konnten es kaum ertragen, voneinander getrennt zu sein. Aber ein paar andere mochten Skallagrim genauso wenig wie er sie.
    Erik segelte die Themse nach London hinauf, wobei er die Wikingerschiffe mit sich führte, und lieferte deren Kapitäne in Ketten an Edmund aus, Edwards Sohn, den König, der Edmund der Großartige genannt wurde. Diese Kapitäne ließ der König hängen, denn sie hatten seinen Schiffen schwere Schäden zugefügt.
    Der König brachte Erik große Gunst entgegen, denn sein Ruhm war ihm schon vorangeeilt. Und so rief ihn der König zu sich, als er den Hof betrat. Erik kam in voller Rüstung, mit Skallagrim, der sich von seiner Verletzung erholt hatte. Und der König sagte, er wünsche den tapfersten Wikinger und stattlichsten Mann, der über die Meere segelte, zu begutachten, und auch den wilden Berserker, den die Männer »Eriks Todesschatten« nannten.
    So schritt Erik die lange Halle ab, die mit größerer Pracht ausgestattet war, als er je zuvor gesehen hatte, bis er schließlich vor dem König stand. Ihm folgte Skallagrim, der die beiden gefangenen Wikingerhäuptlinge mit der Axt vor sich hertrieb wie ein Fleischer zwei Lämmer. Nun war Hellauge in diesen langen Monaten noch viel stattlicher geworden und noch prächtiger anzuschauen als zuvor. Überdies war sein Haar jetzt so lang, daß es wie eine goldene Flut bis zu seinem Gürtel reichte, da keine Schere mehr in die Nähe seines Kopfes gekommen war, seit Gudruda ihm die Haare geschnitten hatte. Seine Locken wuchsen so schnell wie die einer Frau. Der König musterte ihn und war verblüfft.
    »Wahrlich«, sagte er, »die Männer haben mir über dich nichts vorgelogen, Isländer, und auch nicht über deinen großen Wolfshund.« Und er deutete mit seinem Zepter auf Skallagrim. »Noch nie habe ich einen solchen Mann gesehen.« Und er ließ die stärksten Männer seiner Leibwache vortreten, damit er sie gegen Erik abmessen konnte. Aber Hellauge war einen Zoll größer als der größte der Männer und maß im Brustumfang eine halbe Spanne mehr als der kräftigste.
    »Was willst du von mir, Isländer?« fragte der König.
    »Herr«, sagte Erik, »ich möchte Euch eine Weile dienen, und all meine Männer mit mir.«
    »Das ist ein Angebot, das nur wenige abschlagen würden«, gab der König zurück. »Du wirst in meine Leibwache eintreten, und wenn es nach meinem Willen geht, wirst du mit deinem Wolfshund dort auch im Kampf neben mir stehen.«
    Erik sagte, daß er sich nichts Besseres wünschen könne, und brach danach mit König Edmund auf, um den Dänen von Mercia Krieg zu bringen, und er und Skallagrim vollbrachten große Taten vor den Augen der Engländer.
    Im Winter kehrten Erik und seine Leute nach London zurück und verweilten hochangesehen und unter vielen Ehrungen am Hofe des Königs. Nun gab es eine gewisse Hofdame mit dem Namen Elfrida. Sie war sowohl schön als auch wohlhabend, die süßeste aller Frauen und von mütterlicher Seite von königlichem Blut. Kaum hatte sie einen Blick auf Erik geworfen, da war sie auch schon in ihn verliebt und ersehnte sich nichts mehr, als seine Frau zu sein. Aber Hellauge hielt sich von ihr fern, denn er liebte nur Gudruda; und so verging der Winter, und im Frühjahr brach Erik zu Kriegszügen auf und kehrte erst zurück, als der Herbst ins Land stand.
    Lady Elfrida saß an einem Fenster, als Erik in der Gefolgschaft des Königs durch London ritt, und als er an ihr vorbeikam, warf sie ihm einen Blumenkranz zu. Der König sah es und lachte.
    »Meine kalten Landsfrauen scheinen vor deinen hellen Augen dahinzuschmelzen, Isländer«, sagte er, »wie meine Feinde vor Weißfeuers Flamme. Nun, ich könnte ihr einen schlechteren Mann wünschen.« Und er musterte Erik mit einem seltsamen Blick.
    Erik

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