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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Sohn geliebt. Und wißt ihr, wie er es mir vergolten hat? Er hat die größte Schande über mich gebracht, über mich und mein Weib, die Herrin Swanhild, die ich in seiner Obhut zurückließ – wahrlich, eine solche Schande, daß ich sie nicht beim Namen nennen kann.«
    »Wahre Worte, Graf«, sagte Erik, während die Leute untereinander murmelten und nach den Schwertern griffen.
    »Wahr, aber nicht die ganze Wahrheit«, grollte Skallagrim. »Mich deucht, der Graf hat eine entstellte Geschichte gehört.«
    »Wahre Worte, du selbst hast es gesagt«, fuhr Atli fort, »du Hund, den ich aus dem Meer gerettet habe! ›Rans Geschenk, Hels Geschenk‹, so sagt es das Sprichwort, und nun wirst du von Ran zu Hei gehen, du Schänder wehrloser Frauen!«
    »Hier ist etwas, von dem ich nichts weiß«, sagte Erik.
    »Und hier ist etwas, das du kennenlernen wirst«, gab Atli zurück und fuhr mit dem Schwert vor Eriks Augen auf und ab. »Verteidige dich!«
    »Nein, Graf; du bist alt, und ich habe ein Unrecht getan – ich werde nicht mit dir kämpfen.«
    »Bist du auch noch ein Feigling?« sagte der Graf.
    »Einige können etwas anderes sagen«, sprach Erik, »aber es ist wahr, daß ein schweres Herz zu einer schwachen Hand führt. Dennoch sage ich dir: Bei dir sind zehn Mann. Tritt beiseite und laß sie über mich herfallen, bis ich tot bin.«
    »Die Übermacht ist selbst für dich zu groß«, sagte Skallagrim. »Rücken an Rücken, Herr, wie stets zuvor. Laß uns dies gemeinsam zu Ende bringen.«
    »So nicht«, rief Atli, »diese Schmach hast du über mich gebracht, und ich habe Swanhild geschworen, daß ich sie mit Eriks Blut sühnen werde. Steh nun vor mir und zieh!«
    Da zog Erik Weißfeuer und hob den Schild. Graf Atli stürmte auf ihn zu und holte zu einem mächtigen Schlag mit beiden Händen aus. Erik fing ihn mit dem Schild ab und erlitt keinen Schaden; aber er wollte nicht zurückschlagen.
    »Ein elender Feigling bist du!« rief Atli und senkte den Schild. »Seht, Männer, Erik Hellauge fürchtet den Kampf. Ich bin noch nicht so weit, daß ich einen Mann töte, der zu feige ist, einen Schlag mit einem Schlag zu beantworten. Hört, was ich sage: Nehmt eure Speerschäfte und treibt diesen Feigling zum Ufer. Dann setzt ihn in ein Boot und jagt ihn von hier fort.«
    Nun wurde Erik so rot wie das Licht der Abenddämmerung, denn sein Stolz konnte diese Worte nicht ertragen.
    »Nimm den Schild«, sagte er, »und doch wird dein Kopf mit deinem eigenen Blut benetzt, Graf, denn niemand überlebt es, Erik einen elenden Feigling genannt zu haben.«
    Atli lachte in seiner Torheit und Wut. Er nahm einen Schild, sprang wieder auf Hellauge zu und holte zu einem gewaltigen Schlag aus.
    Erik parierte, wirbelte Weißfeuer hoch und schlug zu – einmal und nur einmal! Wie ein Stern durch die Nacht fuhr die strahlende Klinge hinab. Atli hob Schwert und Schild, um den Schlag abzufangen. Durch den Schild fuhr das Schwert, und durch den Arm, der den Schild hielt, durch den Harnisch und tief in Graf Atlis Seite. Er fiel vornüber zu Boden, und die Männer hielten den Atem an und wunderten sich über die Wucht dieses Schlages.
    Aber Erik stützte sich auf Weißfeuer und sah zum alten Grafen auf dem Felsen hinab.
    »Nun, Atli«, sagte er, »es ist geschehen, wie du es wolltest, und ich glaube, die Dinge sind noch schlimmer als zuvor. Aber laß mich dies sagen: Läge ich doch dort; und stündest du hier, um zu sehen, wie ich sterbe. Denn ich hätte lieber meinen Vater getötet als dich, Graf Atli. Dort liegt Swanhilds Werk!«
    Atli blickte empor in Eriks traurige Augen, und dabei fiel der Zorn von ihm ab, und plötzlich glaubte er ein Licht zu sehen, und genau in diesem Augenblick drang das Licht der untergehenden Sonne durch den wogenden Nebel.
    »Erik«, sagte er, »komm näher und sprich mit mir, ehe es mit mir zu Ende geht. Mich deucht, ich bin getäuscht worden, und du hast nicht das Unrecht getan, daß Swanhild beschrieb und Koll bezeugte.«
    »Was hat Swanhild gesagt, Graf Atli?«
    Der Graf erzählte es ihm.
    »Man hätte es von ihr erwarten müssen«, sagte Erik, »obwohl ich niemals daran gedacht hätte. Nun höre!« Und er erzählte ihm alles. Atli seufzte laut. »Ich weiß nun, Erik«, sagte er, »daß du die Wahrheit sprichst und ich erneut betrogen worden bin. Erik, ich vergebe dir alles, denn kein Mann kann gegen die Zauberei und den Hexenwein einer Frau kämpfen. Swanhild ist böse bis zum Herzen. Doch ich lege dieses Verderben auf

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