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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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sind gebrochen«, sagte er. »Habe also deinen Willen.« Und indem er die Friedensschnüre löste, zog er Weißfeuer aus der Scheide und gab ihr das mächtige Kriegsschwert.
    Swanhild nahm es beim Griff, hob eine Strähne von Eriks blondem Haar und schnitt sie lächelnd mit Weißfeuers scharfer Schneide ab. Mit der gleichen Kriegsklinge, auf die Erik und Gudruda ihren Eid geschworen hatten, schnitt Swanhild die Locken ab, die keine Hand außer der Gudrudas abtrennen durfte.
    Er nahm das Schwert und steckte es wieder in die Scheide zurück und Swanhild verknotete die lange Strähne und verbarg sie an ihrem Busen.
    »Nun trinke den Becher aus, Erik«, sagte sie, »erweise mir deine Ehre und geh!«
    Erik trank den Becher bis zur Neige und setzte ihn ab, und sieh da, alles wurde anders für ihn, denn sein Blut schien zu brennen, und in seinem Gehirn schien das Meer zu toben. Doch vor ihm stand Swanhild wie eine Gestalt aus Licht und Glanz, und er glaubte, er würde sie leise singen hören; sie kam immer näher, und mit ihr näherte sich ein Duft von Blumen, wie der einer isländischen Wiese im Mai.
    »Alle Eide sind gebrochen, Erik«, murmelte sie, »in der Tat, alle Eide sind gebrochen, und nun müssen neue Eide geschworen werden. Denn dein goldenes Haar wurde geschnitten, Hellauge, und nicht von Gudrudas Hand!«

 

    XX
    WIE ERIK EINEN NEUEN NAMEN BEKAM
    Erik träumte. Er träumte, daß Gudruda neben ihm stände und ihn mit hellen, traurigen Augen betrachtete, während sie mit der Hand auf ihr Haar deutete und dabei sprach.
    »Du hast schlecht getan, Erik«, schien sie zu sagen. »Du hast schlecht daran getan, mir zu mißtrauen; und nun bist du für immer beschämt, denn du hast Atli, deinen Freund, betrogen. Du hast deinen Eid gebrochen, und daher bist du in diese Grube gefallen; denn als Swanhild deine Haarlocke abtrennte, zog sich mein wachender Geist zurück und überließ dich Swanhild und deinem Schicksal. Nun sage ich dir dies: Schande wird zu Schande führen, und viele Männer müssen mit ihrem Leben für deine Sünde bezahlen, Erik.«
    Erik erwachte und glaubte, er habe gerade einen wirklich bösen Traum gehabt. Er wachte auf, und siehe da, neben ihm lag Swanhild, Atlis Weib. Er blickte auf ihre Schönheit hinab, und Furcht und Scham kroch in sein Herz, denn nun wußte er, daß es kein Traum und er tatsächlich verloren war. Er sah Swanhild noch einmal an, und Haß und Abscheu schüttelte ihn. Sie hatte ihn mit ihren Künsten überlistet; dieser Becher, den er getrunken hatte, war vergiftet gewesen, und er war verrückt vor Trauer. Ja, sie hatte mit seinem Leid gespielt wie ein Harfner mit der Harfe, und nun hatte er Schande auf sich geladen – nun hatte er einen Freund betrogen, der ihn liebte! Wäre Weißfeuer in diesem Moment zur Hand gewesen, Erik hätte sich selbst getötet. Aber das große Schwert war nicht da, denn es hing in Swanhilds Gemächern. Erik stöhnte laut, und Swanhild drehte sich um. Doch er sprang auf und stand über ihr, verfluchte sie.
    »Du Hexe!« schrie er. »Was hast du getan? Was hast du mir gestern abend in diesen Becher gemischt? Du hast mich dazu gebracht, daß ich meinen Freund Atli betrüge – Atli, deinen Herrn, der dich in meiner Obhut zurückließ!«
    Er wirkte so schrecklich in seinem Leid und Zorn, daß Swanhild vor ihm zurückschreckte, sich das Haar vor den Kopf schüttelte und ihn durch die Strähnen anspähte, wie sie einst Asmund angespäht hatte.
    »Dies ist eines Mannes würdig«, sagte sie, auf ihren Mut und ihre Intelligenz vertrauend, »dies ist eines Mannes würdig, nachdem er meine Liebe gewonnen hat, sich jetzt gegen mich zu stellen und mir Vorhaltungen zu machen. Schande über dich, Erik! Du hast schlecht daran getan, mich dazu zu bringen!«
    Nun bezähmte Erik seine Raserei und sprach ruhiger.
    »Du kennst die Wahrheit ganz genau, Swanhild«, sagte er.
    »Höre, Erik«, gab sie zurück. »Laß es ein Geheimnis zwischen uns bleiben. Atli ist alt, und ich glaube, daß er nicht mehr lange hier auf Straumey bleiben wird. Bald wird er sterben; ich habe vorausgesehen, daß er bald sterben wird, und da er kinderlos ist, gehen all seine Ländereien und Besitztümer an mich über. Dann, Erik, wirst du in Atlis Halle sitzen, und in allen Ehren wird Atlis Weib deine Braut werden.«
    Erik hörte kalten Herzens zu. »Ich will gern glauben«, sagte er, »daß dir der Sinn danach steht, deinen Herrn zu töten, denn alles Böse ist in deinem Herzen, Swanhild. Nun wisse

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