Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
Herr?« fragte Skallagrim.
    »Es spielt kaum noch eine Rolle«, sagte Erik. »Was ist dein Rat?«
    »Dies ist mein Rat: Laß uns ein Schiff nehmen und zum König nach London zurücksegeln. Dort werden wir die ganze Geschichte erzählen. Es ist weit von Straumey bis zur Stadt London, und dort werden wir in Frieden leben, denn der König wird sich wenig um den Tod eines Grafen von den Orkney-Inseln scheren, der in einem Streit um eine Frau ums Leben kam. Vielleicht wird auch Lady Elfrida der Sache keine große Bedeutung schenken. Daher sage ich, laß uns nach London zurückeilen.«
    »Ich bin nur an einem Ort zu Hause, und das ist Island«, sagte Erik. »Dorthin werde ich gehen, Skallagrim, auch wenn ich dort keinen Freund und keine Braut mehr haben sollte. Wenigstens werde ich dort Ospakar finden.«
    »Höre, Herr!« sagte Skallagrim. »War es nicht mein Reden, daß wir diesen Winter über in London bleiben sollten? Du wolltest nichts davon hören, und was ist daraus geworden? Unser Schiff ist gesunken, unsere Gefährten sind tot, deine Ehre ist befleckt, und dein Gastgeber ist von deiner Hand gestorben. Und doch ist noch nicht alles verloren, sage ich. Laß uns nach Süden fahren und nichts mehr von Swanhild sehen und von Gudruda, Björn und Ospakar. So werden wir den Bann durchbrechen. Aber wenn du nach Island gehst, bin ich sicher, daß dich das böse Schicksal überkommt, das Atli dir vorausgesagt hat, daß die kommenden Tage für dich noch unglücklicher werden, als es die vergangenen waren.«
    »Dem mag schon sein«, sagte Erik. »Ich glaube, es wird wirklich so kommen. Von nun an bin ich Erik der Unglückliche. Ich werde nach Island zurückgehen und dort das Spiel zu Ende bringen. Mich kümmert es wenig, ob ich lebe oder getötet werde – ich habe keine Freude mehr an meinem Leben. Ich stehe allein, wie eine Tanne auf einem Berggipfel, und jeder Wind aus dem Himmel und jeder Hagel- und Schneesturm schlägt auf meinen Kopf ein. Aber ich sage dir, Skallagrim: Geh deines Weges und überlasse einen Glücklosen seinem bösen Schicksal. Denn sonst wird es auch das deine sein. Ein guter Freund bist du mir gewesen; nun sollten wir uns trennen und uns gen Süden und gen Norden wenden. Der König wird sich freuen, dich in London begrüßen zu können, Lammschweif.«
    »Nur ein finsteres Schicksal wird uns widerfahren, Herr«, sagte Skallagrim, »und das wird Schwertwerk sein und auch nicht lange auf sich warten lassen. Es ist schlecht, solche Worte über das Auseinandergehen von Herr und Knecht zu sprechen. Bedenke den Eid, den ich auf dem Moosberg geschworen habe. Gehen wir nach Norden, da dies dein Wille ist; in fünfzig Jahren wird es für uns kaum noch eine Rolle spielen, welchen Weg wir von den Inseln gewählt haben.«
    So gingen sie zum Ufer hinab, und dort fanden sie ein Boot und Männer, die noch nichts davon gehört hatten, was Atli widerfahren war. Und als der Mond aufging, segelten sie über den Meeresarm.
    Zwei Tage später fanden sie bei Wick ein Schiff, das zu den Färöern segelte, und Erik bezahlte die Überfahrt mit der Hälfte eines Goldreifs, den der König ihm in London gegeben hatte.
    Auf den Färöern saßen sie über einem Monat fest; aber nicht in des Grafen Halle wie damals, als Erik in Ehren mit der Gudruda gekommen war, sondern auf dem Hof eines Bauern. Denn die Geschichte, wie Erik sich mit Atli und Atlis Weib abgegeben hatte, war schon zu den Färöern vorgedrungen, und der dortige Graf war ein Freund Atlis. Überdies war Erik nun ein armer Mann; er hatte weder Schiff noch Güter, noch Freunde. Daher musterten ihn alle kalt, obwohl sie sich über seine Stattlichkeit und Kraft wunderten. Doch man wagte es nicht, schlecht über ihn zu sprechen oder ihn zu verspotten; denn zwei Männer, die dies getan hatten, waren beinahe von Skallagrim getötet worden, der sie an der Kehle gepackt und ihre Köpfe zusammengestoßen hatte. Danach sagten die Männer wenig.
    Dort saßen sie einen Monat fest, bis schließlich ein Händler zu den Färöern kam, der nach Island weitersegeln wollte, und bei ihm gingen sie an Bord, wobei Erik mit der anderen Hälfte seines goldenen Reifs für die Überfahrt bezahlte. Anfangs hatte der Händler sie nicht an Bord nehmen wollen, denn auch er hatte die Geschichte gehört; aber Skallagrim stellte ihn vor die Wahl, ihnen entweder die Überfahrt zu ermöglichen oder auf den Holmgang mit ihm zu gehen. Da gewährte der Händler ihnen die Überfahrt.
    Nun erzählt man sich,

Weitere Kostenlose Bücher