Erik der Wikinger
zu mir nicht schlecht von Erik«, gab Gudruda zurück. »Das Böse, das er getan hat, wird ihm zurückgezahlt werden; deshalb brauchst du ihn nicht mit bösen Worten zu belegen. Höre, Björn, mein Bruder: Ist es noch immer dein Wille, daß ich Ospakar Schwarzzahn heirate?«
»Gewiß ist es mein Wille. Es gibt keine bessere Partie auf Island als diesen Ospakar, und durch die Heirat werde ich viele Freunde gewinnen.«
»Dann tu dies, Björn: Schicke Boten zum Schweinsberg und sage Ospakar, daß er, wenn er Gudruda die Schöne, Asmunds Tochter, noch immer heiraten will, zum Middalhof kommen soll, wenn das Volk vom Thing kommt. Jedoch soll er nicht allein kommen. Nein, mein Schicksal ist entschieden. Nun bitte ich dich, sprich nicht mehr von Erik oder von Ospakar. Vom einen habe ich genug gesehen und gehört, und vom anderen werde ich in den kommenden Jahren noch genug sehen und hören.«
XXII
WIE ERIK WIEDER NACH HAUSE KAM
Swanhild machte gute Fahrt von den Orkneys und war fünfunddreißig Tage auf Island, bevor Erik und Skallagrim einen Fuß auf die Insel setzten. Aber sie ging nicht bei den Westman-Inseln an Land, sondern bei Reyjaness, da sie Gudruda nicht begegnen wollte. Dann ritt sie von dort mit ihrer Gesellschaft nach Thingvalla, weil sich hier die Männer zum Thing versammelt hatten. Anfangs hielten sich die Leute trotz ihrer Schönheit und ihres Reichtums von ihr fern; aber Swanhild wußte sehr wohl, wie man die Herzen der Männer gewann. Denn nun erzählte sie über Erik die gleiche Geschichte, die sie auch Atli erzählt hatte, und es gab niemanden, der ihr widersprach. So geschah es, daß man ihr glaubte und Erik Hellauge in der Tat für schandbeladen hielt. Sie brachte auch eine Klage gegen Erik wegen Atlis Tod von seiner Hand vor und forderte, einen neuen und größeren Bann der Ächtung über ihn zu erlassen. Seine Ländereien beim Kaltrücken in den Marschen des Flusses Ran sollten zur Hälfte ihr als Buße für den Tod des Grafen und zur Hälfte den Männern von Eriks Hof übergeben werden.
Am Tag der Thingeröffnung kam Ospakar Schwarzzahn aus dem Norden, und mit ihm sein Sohn Gizur und eine große Gesellschaft an Männern. Ospakar war guter Laune, denn vom Thing wollte er zum Middalhof reiten, um dort Gudruda die Schöne zu freien. Da putzte sich Swanhild wunderschön heraus, nahm ein paar Männer und ging zu Ospakars Hütte.
Schwarzzahn saß in seiner Hütte, und neben ihm Gizur der Gesetzesmann, sein Sohn. Als er die wunderschöne und reich bekleidete Dame die Hütte betreten sah, wußte er nicht, wer sie sein konnte. Aber Gizur erkannte sie sofort, denn er hatte Swanhild nie vergessen können.
»Sieh an! Hier kommt Swanhild die Vaterlose, Atlis Witwe«, sagte Gizur und errötete bei ihrem Anblick vor Freude.
Da begrüßte Ospakar sie herzlich und machte ihr neben sich ganz vorn in der Hütte Platz.
»Ospakar Schwarzzahn«, sagte sie, »ich komme, um von dir zu erbitten, daß du mich in der Klage unterstützt, die ich wegen des Todes von Graf Atli, meinem Gatten, gegen Erik Hellauge vorbringe.«
»Du hättest zu niemandem kommen können, der lieber dazu bereit wäre«, sagte Ospakar, »denn wenn du etwas gegen Erik hast, habe ich noch viel mehr gegen ihn.«
»Ich möchte auch von dir erbitten, Ospakar, daß dein Sohn Gizur sich meiner Klage annimmt und sie vorbringt; denn ich weiß sehr wohl, daß er der geschickteste aller Gesetzesmänner ist.«
»Ich werde es tun«, sagte Gizur, dessen Blick noch immer auf ihrem Gesicht haftete.
»Ich hätte nicht weniger von dir erwartet«, sagte Swanhild, »und sei dir sicher, du wirst die Klage nicht umsonst vorbringen.« Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. Dann brachte sie ihren Fall mit verlogener Zunge vor, und danach kehrte sie mit frohem Herzen in ihre Hütte zurück. Denn nun hatte sie erfahren, daß Hall seinen Auftrag erfüllt und dafür gesorgt hatte, daß Gudruda Ospakar heiraten würde.
Gizur verkündete die Blutfehde, und am Ende wurde Erik, obwohl er keine Vorladung bekommen hatte, um sich zu dieser Beschuldigung äußern zu können, gegen jedes Recht und alle Bräuche zum Geächteten erklärt, und seine Ländereien fielen zur einen Hälfte an Swanhild und zur anderen an die Männer seines Hofes. Denn nun glaubten alle, daß Swanhilds Geschichte stimmte, und man hielt Erik für den schändlichsten aller Männer, weswegen man dazu bereit war, das Gesetz großzügig gegen ihn auszulegen. Und da er nicht anwesend war,
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