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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Schwester?«
    Die Männer blieben stehen. »Wer nennt mich ›alte Vettel‹?« fragte Saevuna. »Ist die Stimme, die ich höre, die von Björn, Asmunds Sohn?«
    »Fürwahr, es ist meine Stimme«, sagte Björn, »und ich möchte gern wissen – und auch Ospakar, der hier neben mir steht –, woher kommst du, alte Vettel, und warum weint Gudruda?«
    »Gudruda weint, weil sie guten Grund zum Weinen hat, Björn. Sie weint, weil sie ihren Liebsten, Erik Hellauge, meinen Sohn, betrogen hat, und drauf und dran ist, sich in eine Ehe verkaufen zu lassen – sich an dich verkaufen zu lassen, Ospakar Schwarzzahn, wie eine Färse auf einem Markt.«
    Da wurde Björn wütend und verfluchte Saevuna, und Ospakar sparte auch nicht mit Worten, um das Seine dazu zu tun. Aber die alte Dame saß auf ihrem Stuhl und hörte schweigend zu, bis sie all ihre Flüche gesprochen hatten.
    »Ihr seid böse, ihr beiden«, sagte sie, »und ihr habt Lügen über Erik, meinen Sohn, erzählt; und ihr habt seine Braut aus Lust und Gier genommen und wie ein Harfner auf der Harfe mit der törichten Eifersucht einer Maid gespielt. Nun sage ich euch dies, Björn und Ospakar! Meine blinden Augen sind geöffnet, und ich sehe die Halle von Middalhof, und überall ist geronnenes Blut! Blut auf den Dielenbrettern! Blut fließt auf dem Boden, und ihr – ihr zwei! – liegt tot darin, und um eure Körper sind Leichentücher, und an euren Füßen sind Höllenschuh’! Erik kommt und hat Weißfeuer gezogen, und ihr, die ihr ihn in falschen Verdacht gebracht habt, werdet nicht länger vor ihm stehen als eine Birke vor dem Blitz! Erik kommt! Ich sehe seine wütenden Augen – ich sehe seinen Helm in der Tür aufblitzen! Rot war dieses Hochzeitsfest, dem Unna, meine Verwandte, und Asmund, dein Vater, beiwohnten –, noch röter wird das Fest sein, dem Gudruda, deine Schwester, und Ospakar beiwohnen! Der Wolf heult an deiner Tür, Björn! Der Grabes wurm öffnet den Mund! Trolle laufen auf deiner Schwelle auf und ab, und die Geister der Männer eilen gen Hölle! Schlecht waren die Taten Groas – noch schlechter werden die Taten von Groas Tochter sein! Deine Halle ist rot vom Blut, Björn! Denn Weißfeuer wird geschwungen, und – ich sage dir, Erik kommt!« Und mit einem lauten Schrei fiel sie zurück und war tot.
    Nun standen die Männer erstaunt da und zitterten in ihrer Furcht.
    »Saevuna hat seltsame Worte gesprochen«, sagte Björn.
    »Sollen wir uns von einer toten Vettel ängstigen lassen?« sprach Ospakar und holte tief Luft. »Gefährten, tragt die Leiche fort, oder wir werfen sie den Hunden vor.«
    Da banden die Männer die Leiche Saevunas, Thorgrimurs Witwe und Eriks Mutter, an ihrem Stuhl fest und trugen sie von dannen. Aber als sie schließlich zum Kaltrücken kamen, entdeckten sie, daß Swanhild mit ihrer ganzen Gefolgschaft dort war und Eriks Verwalter und Knechte in die Berge vertrieben hatte. Aber eine alte Frau, die Eriks Amme gewesen war, hatte dort bleiben dürfen, und sie lag, zu schwach, um sich zu bewegen, in einem Nebenhaus.
    Da setzten die Männer Saevunas Leiche in dem Nebenhaus ab und flohen, nachdem sie der Alten ihre Geschichte erzählt hatten.
    Diese Nacht verging, und der Morgen verging; aber am nächsten Tag gingen Erik Hellauge und Skallagrim Lammschweif bei den Westman-Inseln an Land. Ihre Überfahrt von den Färöern war nicht gut verlaufen; sie hatten mit widrigen Winden zu kämpfen gehabt, aber die Küste schließlich doch noch sicher erreicht.
    Nun war dies der Tag des Hochzeitsfestes von Gudruda der Schönen und Ospakar; aber Erik wußte nichts von diesen Ereignissen.
    »Wohin nun, Herr?« fragte Skallagrim.
    »Zuerst zum Kaltrücken, um meine Mutter zu begrüßen, wenn sie noch lebt, und um Nachrichten über Gudruda zu erfahren. Dann, wie es sich ergibt.«
    Nahe beim Strand lag das Haus eines Bauern. Dorthin gingen sie, um sich Pferde zu leihen; aber niemand war im Haus, denn alle waren zu Gudrudas Hochzeitsfest gegangen. Auf der Weide standen zwei gute Pferde, und in den Nebengebäuden befanden sich Sättel und Zaumzeug. Sie fingen die Pferde, sattelten sie und ritten zum Kaltrücken. Als sie knapp über eine Stunde geritten waren, kamen sie zum Kamm einer Anhöhe, von dem aus sie Kaltrücken in den Marschen sehen konnten.
    Erik zog die Zügel an und schaute hinüber, und beim Anblick des Ortes, an dem er geboren worden war, schlug ihm das Herz schneller im Leib. Aber dann sah er, wie ein großer Menschenzug vom

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