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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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man ihm darbrachte, mit sichtbarer Zufriedenheit entgegen. Am sechsten Tage hielt die Kaiserin selbst das Kind zur Taufe und überreichte mir eine Kabinettsordre für 60 000 Rubel. Dem Großfürsten schickte sie ebensoviel, was seine Zufriedenheit, wie man sich denken kann, bedeutend erhöhte. Nach der Taufe begannen allerorten die Festlichkeiten. Sie waren sehr schön, wie man mir sagte, ich jedoch habe nichts davon gesehen. Ich lag in meinem Bett ganz einsam und allein, ohne die geringste Gesellschaft, denn sobald ich niedergekommen war, hatte die Kaiserin nicht nur, wie das erstemal, das Kind in ihre Gemächer bringen lassen, sondern man ließ mich noch obendrein unter dem Vorwande, daß ich der Ruhe bedürfe, wie eine arme Unglückliche allein. Niemand setzte den Fuß über meine Schwelle und fragte, noch ließ fragen, wie es mir ginge. Da ich aber schon bei der Geburt meines Sohnes unter dieser gänzlichen Verlassenheit unsäglich gelitten hatte, war ich diesmal vorsichtiger gewesen,mich wenigstens gegen den unangenehmen Zugwind zu schützen. Sobald ich entbunden war, stand ich auf und legte mich in mein Bett. Und da niemand zu mir zu kommen wagte, oder höchstens ganz verstohlen, hatte ich auch dafür gesorgt, daß ich nicht immer ganz allein war. Mein Bett nahm fast die Hälfte meines ziemlich langen Schlafzimmers ein. Rechts vom Bett befanden sich zwei Fenster, und eine Tapetentür führte in eine Art Garderobe, die zugleich als Vorzimmer diente und mit Wandschirmen und Koffern verbarrikadiert war. Von meinem Bett bis zu jener Tür hatte ich eine ungeheure spanische Wand stellen lassen, die das reizendste Kabinett verbarg, das ich je besaß. In diesem kleinen Boudoir befanden sich ein Sofa, Spiegel, tragbare Tische und einige Stühle. Wenn der Vorhang meines Bettes auf dieser Seite zugezogen war, sah man gar nichts; war er offen, so sah ich das Kabinett vor mir und die darin Anwesenden; diejenigen jedoch, die ins Zimmer traten, sahen nur den Wandschirm. Und fragte man, was sich hinter diesem Schirme befände, so sagte man: der Nachtstuhl. Dieser aber befand sich im Schirm und man hätte ihn ruhig zeigen können, ohne in das Kabinett zu kommen, das der Wandschirm vollkommen verdeckte; übrigens war niemand so neugierig, ihn zu sehen.

Einundzwanzigstes Kapitel.
    Lustige Gesellschaft hinter einer spanischen Wand. – Der vermeintliche Musikus. – Erster Kirchgang. – Drei Hochzeiten am Hofe. – Bestuscheff fällt in Ungnade. – Seine Verhaftung setzt mich in große Bestürzung. – Beruhigendes Billett. – Geheime Korrespondenz Bestuscheffs mit Poniatowski und Stambke. – Entdeckung derselben. – Ich schwebe in Gefahr. – Stambke wird nach Deutschland zurückgeschickt. – Entlassung Poniatowskis. – Ich verbrenne alle meine Papiere. – Man meidet mich. – Meine Absicht, mich vom Großfürsten zu trennen. – Mein Brief an die Kaiserin, diese Sache betreffend. – Einige Züge meines Charakters. – Man nimmt mir auch Madame Wladislawa. – Traurige Stunden. – Die Beichte, mein einziger Trost. – Der Großfürst gedenkt Elisabeth Woronzow zu heiraten.
    Am 1. Januar 1759 endigten die Hoffeste mit einem sehr großen Feuerwerk, das zwischen dem Ball und der Tafel stattfand. Da ich indes immer noch Wöchnerin war, erschien ich nicht bei Hofe. Vor dem Feuerwerke indes fiel es dem Grafen Peter Schuwaloff ein, mir den Plan des Feuerwerks zu zeigen. Er kam deshalb zu mir, allein Madame Wladislawa sagte ihm, ich schliefe. Auf sein Bitten jedoch versprach sie, nachzusehen, ob ich inzwischen erwacht sei. Es war natürlich nicht wahr, daß ich schlief; ich lag nur im Bett und hatte meine kleine Gesellschaft, die damals immer noch aus den Damen Narischkin, Siniawin, Ismailoff und dem Grafen Poniatowski bestand, bei mir. Letzterer meldete sich seit seiner Zurückberufung krank, kam aber trotzdem nach wie vor zu mir, und die erwähnten Damen hatten mich gern genug, um meine Gesellschaft den Bällen und Festlichkeiten vorzuziehen. Madame Wladislawa wußte zwar nicht genau, wer bei mir war, aber sie hatte eine zu feine Nase, um nicht zu vermuten, daß irgend jemand da war. Am Morgen hatte ich ihr gesagt, daß ich mich aus Langeweile zu Bett legen werde, und dann kam sie den ganzen Tag nicht herein. Nach der Ankunft des Grafen Schuwaloff im Vorzimmer klopfte sie an meine Tür.Schnell zog ich meinen Vorhang, der das kleine Kabinett verdeckte zu und hieß sie eintreten. Sie richtete mir die Botschaft des Grafen

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