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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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Peter Schuwaloff aus, worauf ich ihr sagte, sie solle ihn nur hereinführen. Sie ging, ihn zu holen, während meine Leute hinter ihrem Wandschirm bald platzten vor Lachen über die unglaubliche Extravaganz dieser Szene, daß ich den Grafen Peter Schuwaloff empfangen wollte, der schwören konnte, mich allein in meinem Bett angetroffen zu haben. Und dennoch trennte nur ein Vorhang meine kleine lustige Gesellschaft von dieser so wichtigen Person, dem damaligen Orakel des Hofes und intimen Vertrauten der Kaiserin. Schließlich trat er ein. Er brachte mir seinen kunstvoll angelegten Feuerwerksplan, denn er war zu jener Zeit Großfeuerwerksmeister. Ich bat ihn vielmals um Entschuldigung, daß ich ihn hätte warten lassen, aber ich sei soeben erst erwacht. Dabei rieb ich mir die Augen, als wäre ich noch ganz im Schlaf. Ich log, um Madame Wladislawa nicht einer Lüge zu zeihen. Darauf hatte ich eine ziemlich lange Unterredung mit ihm, so daß er sich am Schluß fast beeilen mußte, um die Kaiserin nicht auf den Anfang des Feuerwerks warten zu lassen. Ich verabschiedete ihn also, und er ging. Sofort öffnete ich den Vorhang wieder. Inzwischen aber hatte meine Gesellschaft vor lauter Lachen Hunger und Durst bekommen, weshalb ich ihnen sagte: »Gut, ihr sollt zu essen und zu trinken haben, denn es ist nur recht und billig, daß ich euch nicht, während ihr mir Gesellschaft leistet, vor Hunger und Durst sterben lasse.« Ich zog also von neuem meinen Vorhang zu und klingelte. Madame Wladislawa erschien. Ich bat sie, mir ein Souper bringen zu lassen, aber es müßten wenigstens sechs gute Gerichte dabei sein, denn ich stürbe vor Hunger. Als das Essen aufgetragen wurde, ließ ich alles neben mein Bett stellen und befahl dem Diener, sich zu entfernen. Nun stürzten meineLeute wie die hungrigen Wölfe hinter ihrem Verstecke vor, um zu essen, was sie fanden, und die Heiterkeit vermehrte noch den Appetit. Ich gestehe, daß dieser Abend einer der tollsten und lustigsten war, die ich je erlebt. Als wir fertig waren mit Essen, ließ ich alles auf dieselbe Weise wieder wegschaffen. Ich glaube aber, die Diener waren doch ein wenig über meinen Appetit überrascht und erstaunt. Als der Hofball seinem Ende zuging, entfernte sich auch meine Gesellschaft, sehr befriedigt von unserer Soiree. Graf Poniatowski setzte beim Fortgehen stets eine blonde Perücke auf, hüllte sich in seinen Mantel, und wenn die Wachen ihn fragten: »Wer da?« nannte er den Namen eines Hofmusikers des Großfürsten. Die Perücke gab uns an jenem Tage besonders viel Stoff zum Lachen.
    Mein erster Kirchgang nach den sechs Wochen fand diesmal in der Kapelle der Kaiserin statt; allein mit Ausnahme Alexander Schuwaloffs war niemand zugegen.
    Ungefähr am Schluß des Karnevals, nachdem alle Festlichkeiten in der Stadt zu Ende waren, wurden bei Hofe drei Hochzeiten gefeiert: die des Grafen Alexander Stroganoffs mit der Gräfin Anna Woronzow, der Tochter des Vizekanzlers, die Leon Narischkins mit Fräulein Sakreffski, und an demselben Tage die Hochzeit des Grafen Buturlin mit Gräfin Maria Woronzow. Diese drei jungen Mädchen waren Ehrendamen der Kaiserin. Bei Gelegenheit ihrer Vermählung machten der Hetmann Graf Razumowski und der dänische Gesandte Graf von Osten eine Wette, wer von den drei Ehemännern zuerst zum Hahnrei gemacht werden würde. Und es fand sich, daß die, welche gewettet hatten, Stroganoff werde es sein, – dessen Gemahlin die häßlichste und damals die unschuldigste und kindlichste zu sein schien, – die Wette gewannen.
    Der Tag vor der Vermählung Leon Narischkins und Buturlins war ein Unglückstag. Schon lange flüsterte man sichzu, daß das Ansehen des Großkanzlers Grafen Bestuscheff im Wanken begriffen wäre und seine Feinde die Oberhand gewännen. Er hatte seinen Freund, den General Apraxin, verloren; Graf Razumowski, der ältere, hatte ihn zwar lange gestützt, allein seitdem die Gunst der Schuwaloffs überwog, mischte er sich nur noch in die Geschäfte, wenn es galt, für seine Freunde oder Verwandten eine kleine Gnade zu erlangen. Die Schuwaloffs und Woronzows wurden in ihrem Hasse gegen den Großkanzler noch durch den österreichischen und den französischen Gesandten, den Grafen Esterhazy und den Marschall de L'Hôpital, bestärkt. Der letztere sah, daß Graf Bestuscheff sich mehr zur Allianz Rußlands mit England, als zu der mit Frankreich neigte, und der österreichische Gesandte kabalierte gegen Bestuscheff, weil der Großkanzler zwar

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