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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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dass man sie an einen entlegenen Ort verschleppte, sie dort vor laufender Kamera köpfte und ihm die Aufnahme aushändigte.
    Ich bin immer wieder überrascht und betrübt, wie krank der Mensch sein kann. Als Schagel mich für den Job instruierte, ging mir auf, wie tief ich gesunken sein musste, um mich überhaupt auf ein solches Gespräch einzulassen. Er bot mir einhundertfünfzigtausend Dollar an, das Dreifache des üblichen Satzes … und es war klar, dass er selbst noch einmal verdammt viel mehr dafür kassierte. Doch ich lehnte rundweg ab.
    Ich bin kein guter Mensch. Ich habe immer schon ohne
mit der Wimper zu zucken Männer getötet, die es verdient hatten. Und ich habe wahrscheinlich auch Menschen getötet, die es nicht verdient hatten. Streichen Sie das wahrscheinlich. Ich weiß, dass ich es getan habe. Ich habe mich zum Richter, zur Jury und zum Henker in einer Person aufgeschwungen, als ich nicht das geringste Recht dazu hatte. Aber ich habe auch eine Menge schlafloser Nächte darüber verbracht. Bin mitten in der Nacht schweißgebadet und verängstigt hochgeschreckt, weil mich die Geister der Toten in meinen Träumen heimsuchten, wissend, dass sie mich bis ans Lebensende verfolgen würden und vielleicht noch darüber hinaus. Ich habe eine Moral. Ich rede mir ein, die Morde, die ich verübe, richteten sich gegen Personen, die Verbrechen begangen hatten. Die nicht unschuldig waren. Diese Frau damals hatte nichts verbrochen, deshalb habe ich sofort eine Linie gezogen, auch weil ich wusste, dass letztlich meine geistige Gesundheit davon abhängen würde.
    Schagel hatte es nicht gut aufgenommen. Er hatte mich gedrängt und bedroht, behauptet, er könne mich jederzeit verhaften lassen und dafür sorgen, dass ich den Rest meines Lebens im Gefängnis verbrächte. Das mochte stimmen. Er wusste weitaus mehr über mich als ich über ihn. Zumal er mich mit der falschen Identität ausgestattet hatte, unter der ich gegenwärtig lebte. Und im Gegensatz zu mir hatte er mächtige Freunde. Doch ich blieb hart, und schließlich gab er auf. Er verriet mich auch nicht an die Polizei. Ich schätze, unterm Strich war ich zu nützlich für ihn. Unglücklicherweise las ich einige Wochen darauf, dass der kopflose Leichnam einer sechsundfünfzig Jahre alten russischen Staatsbürgerin am Rande von Kuala Lumpur aus
dem Klang River gefischt worden war. Meine Weigerung mochte bewirkt haben, dass ich mich ein wenig besser fühlte, aber offensichtlich hatte sie ihr nichts genutzt.
    Ich setzte das Bier an und nahm einen langen tiefen Schluck, genoss die Kühle und den hopfigen Geschmack. Manchmal gibt es wenig im Leben, das besser ist als ein kühles Bier.
    »Nun, Mr. Schagel, was verschaffte mir Ihre Einladung?«
    »Ahh, Dennis, wie immer direkt auf den Punkt. Das gefällt mir an Ihnen.«
    Er lächelte sein Echsenlächeln und faltete die Hände im Schoß, wobei er vernehmlich mit den Knöcheln knackte.
    »Dann will ich auch ohne Umschweife zur Sache kommen. Es geht um einen Job auf den Philippinen – ein Land, mit dem Sie vertraut sind.«
    Ich nickte. Die Philippinen. Ich war seit sechs Jahren nicht mehr dort gewesen und fragte mich sofort, woher Schagel so genau wusste, dass ich das Land kannte. Ich hatte es ihm mit Sicherheit nicht gesagt, und eigentlich war niemand informiert über die drei Jahre, die ich dort nach meiner Flucht aus Großbritannien verbracht hatte. Doch für den Augenblick beließ ich es dabei. »Wer ist das Opfer?«
    »Ein irischer Ex-Pat und langjähriger Resident in Manila. Sein Name ist Patrick O’Riordan.« Schagel griff hinter seinen Stuhl und förderte einen einfachen braunen Umschlag zutage, den er mir in die Hand drückte.
    Ich öffnete ihn und zog das DIN-A-4-große Porträtfoto eines durchtrainiert wirkenden Mitfünfzigers mit ausgeprägten Wangenknochen heraus. Er hatte die Andeutung eines selbstsicheren Lächelns aufgesetzt und sah direkt in die Kamera, wie jemand, der mit sich und der Welt im
Reinen war. Was wahrscheinlich auch zutraf. Allenfalls die auftoupierten grauen Locken wollten nicht so ganz zu seiner markanten Erscheinung passen.
    »Es sollte sich um einen unkomplizierten Auftrag handeln«, fuhr Schagel fort. »Mein Kunde konnte mir glaubhaft versichern, dass Mr. O’Riordan nicht das Geringste erwartet.«
    Manchmal sind die anvisierten Opfer misstrauisch und treffen Vorkehrungen für ihre Sicherheit oder installieren Überwachungsanlagen, was die Ausführung eines Auftrags erschwert. Das Gute

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