Erlösung
die Kirche der Gottesmutter, den Vierten Weg, die Emin Foundation, die Divine Light Mission, die Neo-Sannyas-Bewegung, Hare Krishna, Ananda Marga, Sathya Sai Baba, Brahma Kumaris,Transzendentale Meditation, Livets Ord, Kristushuset, I Mesterens Lys und vielleicht noch Forklarelsens Kirke.« Er holte tief Luft, um wieder zu Atem zu kommen.
Diesmal klatschte keiner. Sie hatten begriffen. Expertise hat viele Facetten.
Carl lächelte kurz. »Es gibt die unterschiedlichsten religiösen Gemeinschaften. Und viele von ihnen verehren einen Führer auf eine Weise, dass sie automatisch nach einer gewissen Zeit zu geschlossenen Einheiten werden. Sowie die richtigen Bedingungen vorliegen, sind das recht beträchtliche Jagdreviere, in denen so ein Psychopath wie der Mörder von Poul Holt auf die Pirsch gehen kann.«
Der Chef der Mordkommission trat einen Schritt vor. »Jetzt habt ihr von einem Fall gehört, der mit einem Mord endete. Nicht in unserem Polizeibezirk, aber nahebei. Und keiner hatte auch nur die leiseste Ahnung, was da vorgefallen ist. Das soll so weit das letzte Wort in der Angelegenheit sein. Carl und seine Helfer machen mit dem Fall weiter.« Er wandte sich Carl zu. »Ihr bittet selbst um die Unterstützung, die ihr braucht.«
Jacobsen wandte sich nun Pasgård zu, dessen kalte Augen bereits wieder hinter den schweren Lidern der Gleichgültigkeit verborgen waren. »Und was dich anbelangt, Pasgård, will ich nur sagen, dass deine Begeisterung beispielhaft ist. Prima, dass du findest, wir seien für diese Aufgabe gut aufgestellt. Aber wir hier oben im zweiten Stock müssen zusehen, dass wir uns auf unsere aktuellen Fälle konzentrieren. Und damit haben wir wohl schon genug zu tun, oder? Was meinst du?«
Der Schwachkopf nickte. Was blieb ihm auch übrig? Alles andere wäre noch dämlicher gewesen.
»Na, aber sei’s drum: Da du nun schon findest, wir könnten die Aufgabe besser lösen als das Sonderdezernat Q, sollten wir vielleicht doch noch mal darüber nachdenken. Lass uns also sagen: Okay, einen einzelnen Mann können wir für diesen Fallentbehren. Und da liegt es ja auf der Hand, Pasgård, dass du das bist, wo du doch solches Interesse bekundet hast.«
Carl merkte, wie sein Unterkiefer schlaff wurde und sich die Luft in den Lungen staute. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Was sollten sie denn mit diesem Heini anfangen?
Marcus Jacobsen erfasste das Dilemma mit einem Blick. »Ich hab gehört, dass auf dem Papier des Briefes eine Fischschuppe gefunden wurde. Pasgård, kannst du nicht dafür sorgen, dass wir erfahren, um welchen Fisch es sich handelt und in welchen Gewässern – im Umkreis von einer Stunde Fahrtzeit von Ballerup – er sich tummelt?«
Der Chef der Mordkommission ignorierte Carls aufgerissene Augen. »Und dann noch eins, Pasgård: Denk dran, dass 1996 an diesem Gewässer eine Windkraftanlage oder etwas, das ähnliche Geräusche erzeugt, gestanden haben kann. Alles klar?«
Carl atmete erleichtert auf. Diese Aufgaben konnte Pasgård mit Kusshand übernehmen.
»Ich hab keine Zeit«, sagte Pasgård. »Jørgen und ich sind dabei, draußen in Sundby von Tür zu Tür zu gehen.«
Jacobsen sah zu der Ecke, wo der Typ im Kleiderschrankformat stand. Er nickte. Das passte gut.
»Dann wird Jørgen wohl zwei Tage allein zurechtkommen müssen«, sagte Jacobsen. »Nicht wahr, Jørgen?«
Der kräftige Mann zuckte die Achseln. Er war nicht begeistert. Die Familie, die endlich wissen wollte, wer ihren Sohn überfallen hatte, war das sicher auch nicht.
Jacobsen wandte sich an Pasgård. »Zwei Tage, dann hast du diesen kleinen Job doch erledigt, oder?«
Das Exempel des Chefs war damit statuiert.
Wenn du unbedingt jemandem ans Bein pinkeln musst, dann solltest du das nicht gegen den Wind tun.
25
Das denkbar Schrecklichste, das passieren konnte, war eingetreten, und Rachel war wie gelähmt vor Angst.
Satan hatte sich in ihrer Mitte offenbart und sie für ihren Leichtsinn bestraft. Wieso hatten sie einem wildfremden Menschen ihre beiden Lieblinge mitgegeben? Und noch dazu an diesem heiligen Tag? Sie hätten gestern still zusammen in der Bibel lesen und sich auf die beglückende Sinnesruhe vorbereiten sollen, wie sie das am Sabbat immer taten. Sie hätten in der Ruhestunde mit gefalteten Händen darauf warten sollen, dass sich der Geist der Gottesmutter auf sie senkt und ihnen Frieden verleiht.
Und jetzt? Jetzt deutete Gottes Arm drohend auf sie. Allen Versuchungen, denen die Jungfrau Maria
Weitere Kostenlose Bücher