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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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stehen soll, den wir mit in den Beutel stecken.«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich hab Angst. Also, ich kann dir ja ziemlich weit folgen. Aber würde das den Entführer nicht zu sehr unter Druck setzen? Wird er nicht aufgeben und einfach abhauen?« Jetzt zitterten ihre Lippen. »Und was ist dann mit den Kindern? Geht das nicht auf Kosten von Samuel und Magdalena? Vielleicht droht er, sie zu verletzen oder sonst irgendwas Entsetzliches. Man hat so viel gehört.« Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Und wenn er ihnen was antut, Isabel, was machen wir dann? Was machen wir dann, kannst du mir das sagen?«

28
    »Was zum Teufel war da in Rødovre los, Assad? Dass Antonsen so rumzetert, hab ich wirklich noch nie erlebt.«
    Assad rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Kümmer dich einfach nicht weiter drum, Carl. Das war bloß ein Missverständnis.«
    Missverständnis? Vielleicht war der Ausbruch der Französischen Revolution auch nur ein Missverständnis?
    »Dann musst du mir aber erklären, wie ein sogenanntes Missverständnis dazu führen kann, dass sich zwei erwachsene Männer in einer dänischen Polizeiwache auf dem Boden wälzen und gegenseitig an die Birne boxen.«
    »An was boxen?«
    »Die Birne, das bedeutet Kopf. Herrje, Mann, du musst doch selbst wissen, warum du Samir Ghazi geschlagen hast. Na los, rück raus damit, Assad. Ich will eine anständige Erklärung. Woher kennt ihr euch?«
    »Also, wir kennen uns gar nicht.«
    »Komm schon, Assad, was soll das? Man prügelt doch nicht einfach so auf einen Wildfremden los. Hat das was mit Familienzusammenführung zu tun oder mit Zwangsheirat oder irgendwelchen verdammten Ehrbegriffen? Dann spuck es aus. Wir müssen das klären, sonst kannst du nicht hierbleiben. Denk dran, dass Samir der Polizeibeamte ist, und nicht du.«
    Jetzt war Assad eindeutig gekränkt. »Ich kann auf der Stelle gehen, wenn dir das lieber ist.«
    »Ich hoffe wirklich für dich, dass mein altes freundschaftliches Verhältnis zu Antonsen ihn davon abhält, die Sache weiterzuverfolgen.« Carl lehnte sich über den Tisch. »Assad,wenn ich dich was frage, dann musst du mir antworten. Und wenn du dich weigerst, weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht sogar so sehr nicht stimmt, dass es für deinen Aufenthalt hier im Land weiterreichende Konsequenzen haben kann als nur den Verlust deines Scheißarbeitsplatzes. Wenn du mich fragst.«
    »Willst du etwa gegen mich ermitteln?« Assad wirkte wie die personifizierte beleidigte Leberwurst.
    »Hat das was damit zu tun, dass ihr, du und Samir, früher mal zusammengerasselt seid? In Syrien zum Beispiel?«
    »Nein, nicht in Syrien. Samir ist Iraker.«
    »Dann gibst du also zu, dass ihr was miteinander am Laufen habt? Obwohl ihr euch nicht kennt?«
    »Ja, Carl. Willst du jetzt nicht bitte aufhören, mich auszufragen?«
    »Vielleicht. Aber wenn du nicht willst, dass ich Samir Ghazi selbst um eine Darstellung dieser Prügelei bitte, dann musst du mir schon ein, zwei Worte dazu sagen, damit ich mich beruhigen kann. Und im Übrigen solltest du dich künftig unter allen Umständen von Samir fernhalten.«
    Assad sah eine Weile vor sich hin. Dann nickte er. »Ich bin schuld daran, dass einer von Samirs Verwandten umkam. Ich wollte das nicht, Carl, das musst du mir glauben. Ich hab’s nicht mal gewusst.«
    Carl schloss für einen Moment die Augen.
    »Hast du dir hierzulande irgendwann mal was Kriminelles zuschulden kommen lassen?«
    »Nein, Carl, das sichere ich dir.«
    »Versichere, Assad. Das versicherst du mir.«
    »Okay, also das tue ich.«
    »Dann liegt dieser Vorfall also lange zurück?«
    »Ja.«
    Carl nickte. Vielleicht war Assad ja ein andermal eher zum Plaudern aufgelegt.
     
    »Hat jemand Lust, sich das hier anzusehen?« Yrsa platzte ohne Vorwarnung ins Zimmer. Sie sah tatsächlich einmal ernst aus, als sie ihnen das Blatt Papier hinhielt. »Das kam vor zwei Minuten als Fax von der schwedischen Polizei in Rønneby. So sah er also aus.«
    Sie legte das Fax vor sie auf den Tisch. Ganz klar, diese Phantomzeichnung war nicht durch bloßes Zusammenbasteln von Gesichtselementen am Computer erstellt worden. Das hier war echt. Richtig gutes Handwerk, mit Schatten und allem. Eine gute Zeichnung von einem Männergesicht, das man auf den ersten Blick sogar harmonisch hätte nennen können, das aber bei genauerem Hinsehen auch etliches an Disharmonie ausstrahlte.
    »Der sieht aus wie mein Vetter«, kam es trocken von Yrsa. »Der züchtet in

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