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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Nein, im Gegenteil. Wir stellen den Wagen quer. Dann muss er über die Felder weg. Wenn er mit dem Auto abhauen kann, riskieren wir, dass er deine Kinder mitnimmt.«
    Rachel sah so aus, als würde ihr gleich wieder schlecht werden. Aber sie schluckte ein-, zweimal kräftig und hatte sich wieder gefangen.
    »Rachel, ich bin mir da ganz sicher. Du kennst dich mit so was nicht aus, und ich zum Glück auch nicht. Ich fühle mich auch nicht besonders gut. Aber jetzt machen wir das so.«
    Rachels Augen waren feucht, als sie Isabel ansah, aber ihr Blick war kalt. »Ich hab in meinem Leben mehr erlebt, als du dir vorstellen kannst«, erwiderte sie erstaunlich hart. »Ich hab Angst, ja, aber nicht um mich. Es darf einfach nicht schiefgehen.«
     
    Isabel parkte den Wagen quer über dem Feldweg, und dann stellten sie sich mitten auf den Hof und warteten ab, was geschehen würde.
    Die Tauben auf dem Dach gurrten, und eine leichte Brise fuhr durch das Laub und das Gras. Sonst war auf diesem Hof weit und breit kein Zeichen von Leben zu vernehmen, abgesehen von ihren eigenen, tiefen Atemzügen.
    Die Fenster des alten Bauernhauses wirkten dunkel. Vielleicht, weil sie so schmutzig waren, vielleicht, weil von innen irgendwelche Gardinen vorgezogen waren, das ließ sich sonicht sagen. Vor der Hauswand stand altes, rostiges Gartengerät. An allem, was aus Holz war, blätterte die Farbe ab. Das Ganze wirkte tot und unbewohnt – und beunruhigend.
    »Na komm«, sagte Isabel und steuerte direkt auf den Eingang zu. Sie hämmerte zwei-, dreimal gegen die Tür. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und klopfte an die Scheibe daneben. Aber nichts rührte sich.
    »Heilige Muttergottes. Wenn sie da drinnen sind, versuchen sie womöglich, mit uns Kontakt aufzunehmen«, sagte Rachel, die langsam aus ihrer Trance erwachte. Aus einem Impuls heraus griff sie nach einer Hacke mit abgebrochenem Schaft, die an der Hausmauer lehnte, und schlug resolut die Scheibe neben der Haustür ein.
    Es war unverkennbar, dass sie im Alltag viel mit praktischen Dingen zu tun hatte, so wie sie anschließend die Hacke schulterte und das Fenster aufhebelte. Und es war auch unverkennbar, dass sie bereit war, das Gerät gegen den Entführer zu richten, falls er sich dort drinnen mit den Kindern verschanzte. Er würde gut daran tun, seine nächsten Schritte sorgfältig zu überlegen.
    Sie gingen durch das Haus, und Isabel hielt sich dicht hinter Rachel. Außer vier oder fünf Gasflaschen im Flur standen im Erdgeschoss nur wenige Möbelstücke, und die waren strategisch so vor den Fenstern platziert, dass sie bei einem Blick von außen durch die Gardinenlücken den Eindruck erwecken konnten, das Haus sei bewohnt. Nichts, außer Staub überall. Kein Papier, keine Reklame, keine Anzeigenblättchen, keine leeren Verpackungen, keine Küchenhandtücher, keine Bettwäsche, nichts. Nicht einmal Toilettenpapier.
    Hier wohnte niemand.
    Dann fanden sie die steile Treppe ins obere Stockwerk. Vorsichtig stiegen sie die schmalen Stufen hinauf.
    Holzfaserplatten an allen Wänden. Hauchdünne Trennwände. Tapeten in allen Mustern und Farben. Die reinsteGeschmacksverirrung – oder Mangel an Geld. In den drei Räumen gab es nur ein einziges Möbelstück, einen hellgrün gestrichenen, schlichten Kleiderschrank, dessen Farbe überall abblätterte. Seine Tür war nur angelehnt.
    Als Isabel die Gardinen aufzog, drang gedämpftes Nachmittagslicht in den Raum. Sie öffnete die Tür des Kleiderschranks und schnappte nach Luft.
    Er musste gerade hier gewesen sein, denn die meisten Kleidungsstücke auf den Bügeln hatte er getragen, als er bei ihr wohnte. Die Wildlederjacke, die hellgraue Jeans und die Hemden von Esprit und Morgan. Garantiert nichts, was man an einem so ärmlichen Ort wie diesem hier erwartete.
    Auch Rachel war zusammengezuckt, und Isabel verstand, warum. Der Geruch seines Aftershaves, schon allein davon konnte einem schlecht werden.
    Sie zog eines der Hemden heraus und untersuchte es schnell. »Die Sachen sind nicht gewaschen, also haben wir jetzt seine DNA, falls wir die brauchen sollten.« Sie deutete auf ein Haar am Hemdkragen. Bei der Farbe war das garantiert nicht ihres. »Komm, wir nehmen die mit«, fuhr sie fort. »Auch wenn ich’s nicht glaube, aber vielleicht finden wir ja doch was in den Taschen.«
    Als sie kurz darauf aus dem Fenster sah, entdeckte sie im Kies vor der Scheune die Spuren. Sie waren ihr vorher nicht aufgefallen, aber von hier oben sah man deutlich, dass

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