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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Moment mit rein, Yrsa, wenn das okay ist. Ich möchte Rose gern begrüßen und ihr was sagen.«
    Er sah genau, wie sich die Falten auf Yrsas gekalktem Gesicht ausbreiteten. »Nur einen Moment«, ergänzte er, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Er parkte vor Nummer 19, sprang aus dem Wagen und öffnete Yrsa die Tür. »Bleib du einfach hier, Assad«, sagte er.
    »Ich glaube nicht, dass Rose zu Hause ist«, sagte Yrsa auf der Vortreppe. Sie wirkte auf einmal entspannter als sonst. Wie nach einer Prüfung, wenn man den Prüfungsraum verlässt und weiß, man war nicht ganz schlecht.
    »Warte hier draußen, Carl«, sagte sie, als sie die Wohnungstür aufschloss. »Vielleicht liegt sie noch im Bett. Das kommt manchmal vor.«
    Während Yrsa drinnen nach Rose rief, sah Carl, dass auf dem Namensschild nur Knudsen stand.
    Yrsa rief noch ein paarmal, dann kam sie zur Tür zurück.
    »Nein, Carl. Sie ist offenbar nicht da, vielleicht ist sie einkaufen gegangen. Soll ich ihr was ausrichten?«
    Carl schob die Tür leicht an, sodass er einen Fuß in den Flur stellen konnte. »Nein. Weißt du was, ich schreib ihr schnell einen Zettel. Hast du ein Stück Papier für mich?«
    Mit einer Geschicklichkeit, die viele Jahre Berufserfahrung verriet, arbeitete er sich auf dem fremden Terrain immer weiter vor. Wie eine Schnecke, die unmerklich gleitend ihr Haus weiterbewegt. Man konnte nicht sehen, dass sich seine Füße bewegten, man konnte nur feststellen, dass sie auf einmal mehrere Meter zurückgelegt hatten und man ihn unmöglich so schnell wieder loswerden konnte.
    »Es ist etwas unordentlich«, entschuldigte sich Yrsa, noch immer im Mantel. »Rose räumt nie auf, wenn es ihr so geht. Besonders, wenn sie den ganzen Tag allein ist.«
    Sie hatte recht. Der Flur war ein einziges Durcheinander von Jacken und Mänteln, alten Verpackungen und Stapeln alter Wochenzeitungen.
    Carl sah ins Wohnzimmer. Ob das Roses Domäne war? Dieser Raum war meilenweit von dem entfernt, wie er sich das Zuhause einer Hardcore-Punkerin vorgestellt hatte. Nein, das hier sah eher nach Hippie aus. Nach jemandem, der gerade mit einem Rucksack voller Plunder von den Bergen Nepals herabgestiegen war. Seit damals, als Carl mal mit einem Mädchen aus Vrå ins Bett gegangen war, hatte er nichts Vergleichbares mehr gesehen. Räucherstäbchen, große Schalen aus Messing und Kupfer mit Elefanten und allen möglichen Voodoo-Hoodoo-Figuren. An den Wänden Batiktücher und Rindsleder aufden Stühlen. Fehlte nur noch eine zerrissene amerikanische Flagge, und schon wäre man rückwärts in die Siebziger katapultiert. Und über allem eine dicke Schicht Staub. Bis auf die Wochenzeitungen und Illustrierten verriet nichts, aber auch gar nichts, die Schwestern Yrsa und Rose als Urheber dieses anachronistischen Sammelsuriums.
    »Na komm, so unordentlich ist es doch gar nicht.« Carl ließ die Augen über ungespültes Geschirr und leere Pizzakartons wandern. »Wie viel Platz habt ihr hier?«
    »Dreiundachtzig Quadratmeter. Außer dem Wohnzimmer gibt es noch zwei Zimmer, für jede von uns eins. Vielleicht hast du recht, und es ist nicht so schlimm. Allerdings solltest du mal die Zimmer sehen.«
    Sie lachte. Aber hinter der Fassade hätte sie ihm lieber eine Axt über den Schädel gezogen, als ihn noch zehn Zentimeter näher an die intimen Gemächer heranzulassen. Genau das wollte sie ihm auf ihre etwas verwickelte Weise zu verstehen geben. So viel Erfahrung hatte er nun doch mit Frauen.
    Carl versuchte das eine oder andere Objekt in dem Raum zu entdecken, das nicht ins Bild passte. Wollte man die Geheimnisse von Menschen ergründen, musste man immer nach den Dingen Ausschau halten, die irgendwie anders waren, die aus dem Rahmen fielen.
    Und ein solches hatte er schnell entdeckt: ein nackter Kopf aus Styropor, einer von denen, auf die man Hüte oder Perücken hängt, und außerdem eine Porzellanschale voller Pillengläser. Er trat einen Schritt näher, um die Namen der Präparate zu entziffern und zu schauen, auf wessen Namen sie verschrieben waren. Aber Yrsa trat dazwischen und gab ihm ein Blatt Papier.
    »Da kannst du dich hinsetzen und deinen Zettel schreiben.« Sie deutete auf den einzigen Esstischstuhl, über dessen Rückenlehne keine Wäsche hing. »Wenn Rose zurückkommt, gebe ich ihn ihr.«
     
    »Wir haben nicht mehr als anderthalb Stunden, Carl. Nächstes Mal müsst ihr etwas früher kommen«, erklärte Klaes Thomasen.
    Carl nickte und wandte sich dann Assad zu. Der

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