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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Zigarette. War er hier nun der Boss oder nicht?
    »Bei wem haben sie die Kredite aufgenommen?«, fragte er.
    Assad zuckte die Achseln. »Verschieden. Banken in Kopenhagen.«
    Carl nickte. »Na, ein paar Namen brauch ich schon. Und sag mir, wer dahintersteht.«
    Hier senkte sich Assads Kopf ein klein wenig.
    »Ja, ja, immer mit der Ruhe, Assad. Wenn die Büros aufmachen. Bis dahin sind’s noch zwei Stunden. Kein Stress.«
    Aber das schien Assad nicht zu erleichtern, ganz im Gegenteil.
    Was waren die momentan nervig, seine beiden Mitarbeiter! Lautes Gequatsche und schlecht verhohlener Widerwille. Als hätten sich Yrsa und Assad gegenseitig angesteckt. Als entschieden sie über die Verteilung der Aufgaben. Wenn das so weiterging, durften sich alle beide die grünen Gummihandschuhe überstreifen und den Kellerfußboden schrubben, bis man sich darin spiegeln konnte.
    Assad hob den Kopf und nickte dann still. »Ich werde dich auch nicht mehr stören, Carl. Komm du einfach zu mir rüber, wenn du fertig bist, okay?«
    »Was meinst du damit?«
    Assads Lächeln war ziemlich schräg. Was für eine verwirrende Transformation. »Na, du hast doch nachher sicher beide Hände voll«, sagte er mit einem vieldeutigen Augenzwinkern.
    »Bitte? Herrje, Assad, wovon redest du?«
    »Von Mona natürlich. Versuch jetzt nicht mir weiszumachen, du wüsstest nicht, dass sie zurückgekommen ist.«

14
    Wie Assad gesagt hatte, war Mona Ibsen zurück. Sie strahlte Tropensonne aus, aber auch viel zu viel anderes, das sich reizvoll, aber unübersehbar in den Fältchen um ihre Augen abgesetzt hatte.
    Carl hatte an dem Morgen lange im Keller gesessen und Worte geübt, die geeignet waren, ihre eventuellen Verteidigungsmechanismen von vornherein auszuhebeln. Worte, die sie dazu brächten, ihn sanft, weich und berührungswillig anzusehen, falls ihr Weg sie hier vorbeiführte.
    Doch daraus wurde nichts. Der weibliche Anteil im Keller blieb an diesem Morgen auf Yrsa beschränkt. Und fünf Minuten, nachdem sie mit dem Einkaufstrolley hereingerumpelt war, baute sie sich, bestimmt freundlich gemeint, im Gang auf und rief mit ihrer unerträglich hohen Stimme: »Jungs, es gibt frische Toastbrötchen von Netto!«
    In Momenten wie diesen wurde einem der Abstand zu all den glücklichen Menschen, die sich in den oberen Etagen frei bewegen konnten, so richtig bewusst.
    Aber bis er eingesehen hatte, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich zu erheben und Mona Ibsen selbst aufzustöbern, brauchte es noch ein paar Stunden.
    Auf Nachfrage fand er sie oben im vertraulichen Gespräch mit dem Rechtsreferendar. Sie trug eine Lederweste und verwaschene Levi’s und sah wahrhaftig nicht aus wie eine Frau, die den größten Teil der Herausforderungen des Lebens schon hinter sich gebracht hatte.
    »Guten Tag, Carl«, sagte sie und machte keine Anstalten, noch etwas hinzuzufügen. Der professionelle Blick bedeuteteunmissverständlich, dass sie im Augenblick keinen gemeinsamen Fall hatten. Deshalb konnte er nichts weiter tun als zu lächeln. Im Übrigen brachte er eh keinen Mucks raus.
    Von ihm aus hätte der Rest des Tages im Leerlauf vergehen können, während er sich in Ruhe der Frustration über sein morsches Gefühlsleben hingab. Aber Yrsa hatte anderes im Sinn.
    »Könnte sein, dass wir draußen in Ballerup Glück haben«, sagte sie und strahlte ihn mit kaum verhohlener Begeisterung und Toastbrötchenkrümeln zwischen den Vorderzähnen an. »Ich bin in diesen Tagen der Glücksengel. So steht’s in meinem Horoskop.«
    Carl blickte zu ihr auf. Na, dann sollten ihre Engelsflügel sie mal rasch in die Atmosphäre entführen, dann könnte er hier in aller Ruhe sitzen und über sein trauriges Los nachgrübeln.
    »War gar nicht so leicht, an diese Informationen ranzukommen«, fuhr sie fort. »Zunächst ein Gespräch mit dem Rektor der Lautrupgårdschule, aber der ist erst seit 2004 dort. Dann eins mit einer Lehrerin, die seit der Schulgründung dabei ist, aber die wusste auch nichts. Dann bekam ich den Hausmeister, auch der wusste nichts, und dann   …«
    »Yrsa! Führt die Spur noch irgendwie weiter? Dann überspring alle einleitenden Manöver, please. Ich hab’s eilig«, sagte er und rieb sich den müden Arm.
    »Na gut. Anschließend rief ich dann in der Ingenieurhochschule an, und bei denen hatte ich Glück.«
    Irgendwie weckte das den Arm. »Phantastisch!«, rief er. »Inwiefern?«
    »Ganz einfach. Ich hab dort mit einer Professorin gesprochen, Laura Mann, die nach

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