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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Sonderdezernat Q seinen fragwürdigen Standard halten, dann hatte sich Rose schleunigst an ihren Schreibtisch zu verfügen.
    Diesmal hatte er den Anrufbeantworter am Ohr.
    »Der Anrufbeantworter von Rose und Yrsa teilt mit, dass die Damen zur Audienz bei der Königin weilen. Wenn die Festlichkeiten überstanden sind, rufen wir gern zurück. Wenn es nicht anders geht, hinterlassen Sie bitte eine Nachricht.« Danach kam der Piepton.
    Die Götter mochten wissen, wer von beiden das auf Band gesprochen hatte.
    Entnervt lehnte er sich zurück und tastete nach einer Zigarette.Irgendjemand hatte ihm erzählt, bei der Post gäbe es derzeit gute Jobs.
    Klang verlockend.
     
    Carls Laune besserte sich auch nicht, als er anderthalb Stunden später sein Wohnzimmer betrat und feststellen musste, dass sich ein Arzt über Hardys Bett beugte und dass neben dem Arzt Vigga stand.
    Höflich begrüßte er den Arzt, dann zog er Vigga beiseite.
    »Was machst du hier, Vigga? Du sollst zuerst anrufen, wenn du mich treffen willst. Du weißt, dass ich diese Spontanbesuche hasse.«
    »Carl, Süßer.« Sie strich ihm mit einem schabenden Geräusch über die Wange. »Ich denke jeden Tag an dich, und da habe ich beschlossen, wieder nach Hause zu ziehen«, erklärte sie ziemlich überzeugend.
    Carl merkte selbst, wie er die Augen aufriss. Kein Zweifel, sie meinte, was sie sagte, diese fast geschiedene Farbenorgie.
    »Vigga, ausgeschlossen, völlig unvorstellbar für mich.«
    Vigga klimperte ein paarmal mit den Lidern. »Aber nicht für mich. Und die Hälfte des Hauses gehört noch immer mir, mein Freund. Denk dran!«
    An genau der Stelle bekam er einen solchen Wutanfall, dass der Arzt zusammenfuhr. Vigga quittierte den Ausbruch mit Tränen. Als das Taxi sie endlich weggeschafft hatte, nahm Carl den dicksten Filzstift, den er finden konnte, und zog dort, wo auf dem Namensschild Vigga Rasmussen stand, einen fetten Strich. Das war verdammt noch mal höchste Zeit.
    Und höchste Zeit war es wohl auch für die Scheidung – mochte die kosten, was sie wollte.
    Das unvermeidliche Ergebnis der Geschichte war, dass Carl die ganze Nacht senkrecht im Bett saß und endlose Gespräche mit imaginären Scheidungsanwälten führte, deren Finger tief in seine Brieftasche griffen.
    Das würde sein Ruin werden.
    Da tröstete es ihn auch wenig, dass der Arzt aus der Hornbæk-Klinik schon da gewesen war. Er hatte tatsächlich eine gewisse, wenn auch ungeheuer schwache Aktivität in Hardys Arm messen können.
    Was den Arzt positiv verwirrt hatte.
     
    Am nächsten Morgen kreuzte Carl um halb sechs vor der Wache des Präsidiums auf. Besser als noch länger senkrecht im Bett zu sitzen.
    »Na, das ist ja mal ’ne Überraschung, dass du um diese Tageszeit hier vorbeikommst, Carl«, sagte der Wachhabende im Käfig. »Ich weiß allerdings nicht, ob dein kleiner Gehilfe das auch findet. Pass nur auf, dass der da unten keinen Schock bekommt.«
    Das musste Carl noch einmal hören. »Was meinst du damit? Ist Assad da? Jetzt?«
    »Ja. Seit einigen Tagen kommt er immer schon um diese Zeit. Wusstest du das nicht?«
    Nein, das wusste er absolut nicht.
     
    Es konnte kein Zweifel bestehen, dass Assad schon da war und draußen auf dem Gang sein Gebet verrichtet hatte, denn der Gebetsteppich lag noch da. Das sah Carl zum ersten Mal. Sonst fand das Ritual auf Assads Territorium statt. Das war seine Privatsache.
    Im Moment telefonierte Assad mit jemandem, der schwerhörig sein musste. Das Ganze ging auf Arabisch vonstatten, und der Tonfall wirkte nicht eben freundlich, aber bei dieser Sprache ließ sich das schwer einordnen.
    Carl trat an die Tür und sah, wie der Dampf aus dem Kessel quoll und um Assads Hinterkopf waberte. Vor ihm lagen Notizen auf Arabisch, und auf dem Monitor flimmerte grobkörnig das Bild eines älteren Mannes mit Schnurrbart und gewaltigenKopfhörern. Erst jetzt sah Carl, dass Assad mit Headset telefonierte. Also sprach er über Skype mit dem Mann, vermutlich einem syrischen Familienmitglied.
    »Guten Morgen, Assad«, grüßte Carl. Gewiss, er hatte damit gerechnet, dass Assad sich erschrecken, dass er vielleicht etwas zusammenzucken würde, schließlich kam Carl zum ersten Mal so früh. Doch eine so heftige Reaktion hatte er nicht erwartet. Durch Assads Körper ging eine regelrechte Erschütterung.
    Der alte Mann, mit dem er telefonierte, wirkte alarmiert und rückte näher an die Kamera. Vermutlich konnte er auf seinem eigenen Bildschirm Carl als Umriss hinter

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