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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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längerer Krankschreibung heute den ersten Tag wieder da ist. Sie erzählte, sie sei seit 1995 an der Hochschule und ihrer Erinnerung nach könnte es sich überhaupt nur um einen einzigen Fall handeln.«
    Jetzt richtete Carl sich in seinem Stuhl auf. »Ja? Welchen?«
    Yrsa neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an. »Aha, kleiner Mann, da ist das Interesse geweckt!« Sie tätschelte seinen behaarten Unterarm. »Das möchtest du wohl gern wissen, hm?«
    Was zum Teufel war das denn? Im Lauf der vielen Jahre hatte er mindestens hundert knifflige Fälle bearbeitet. Und jetzt saß er hier und spielte »Hätten Sie’s gewusst?« mit einer Aushilfskraft in hellgrünen Strumpfhosen?
    »An welchen Fall hat sich die Frau erinnert?«, wiederholte Carl und nickte Assad zu, der den Kopf hereinsteckte. Er war blass.
    »Gestern hatte doch Assad schon dort im Sekretariat angerufen und dasselbe gefragt. Nun, darüber hat man sich heute bei der morgendlichen Kaffeerunde unterhalten, und das wiederum hat die Professorin mitbekommen«, fuhr Yrsa fort.
    Assad, der interessiert zuhörte, sah jetzt wieder ganz normal aus.
    »Sie hatte die Geschichte schnell wieder in ihrem Kopf parat«, sagte Yrsa. »Die Hochschule hatte damals einen Überflieger-Studenten. Einen Typen mit irgend so ’nem Syndrom. Er war noch ziemlich jung, aber wahnsinnig gut in Physik und Mathematik.«
    »Ein Syndrom?« Assad sah wie ein einziges großes Fragezeichen aus.
    »Ja, irgend so was mit überproportionalen Fähigkeiten in der einen Richtung und fehlenden in der anderen. Was war das noch mal?« Sie runzelte die Stirn. »Ach ja, das Asperger-Syndrom, das war’s.«
    Carl lächelte. Das war garantiert etwas, wofür sie Verständnis hatte.
    »Und was war nun mit dem Typen?«, fragte er.
    »Er kam und fuhr im ersten Semester lauter Top-Noten ein. Und dann stieg er aus.«
    »Wie?«
    »Am letzten Tag vor den Wintersemesterferien kam er zusammenmit seinem kleinen Bruder, um ihm die Hochschule zu zeigen. Und seitdem haben sie ihn dort nie mehr gesehen.«
    Sowohl Assad als auch Carl kniffen die Augen zusammen. Jetzt kam es. »Und wie hieß er?«, fragte Carl.
    »Er hieß Poul.«
    Carl wurde es innerlich kalt.
    »Yes!«, rief Assad und zappelte gleichzeitig mit den Armen und Beinen, wie ein Hampelmann.
    »Die Professorin sagte, dass sie sich deshalb so genau an ihn erinnert, weil Poul Holt der sicherste Kandidat für einen Nobelpreis war, der je in die Nähe ihrer Hochschule gekommen war. Außerdem hatten sie weder vorher noch nachher Studenten mit dieser speziellen Form des Asperger-Syndroms. Er war etwas ganz Besonderes.«
    »Deshalb hat sie sich an ihn erinnert?«, fragte Carl.
    »Ja, deshalb. Und weil er im allerersten Jahrgang der Schule war.«
     
    Eine halbe Stunde später wiederholte Carl seine Frage draußen auf der Ingenieurhochschule und erhielt dieselbe Antwort.
    »Ja klar, an so was erinnert man sich«, lächelte Laura Mann elfenbeingelb. »Sie erinnern sich doch bestimmt auch an Ihre erste Verhaftung?«
    Carl nickte. Ein schmutziger kleiner Alkoholiker, der sich mitten auf den Englandsvej gelegt hatte. Carl konnte sich bis heute den Rotzklumpen vergegenwärtigen, der auf seiner Dienstmarke gelandet war, als er versuchte, den Idioten in Sicherheit zu zerren. Nein, die erste Verhaftung vergisst man nie, das stimmte. Ob mit oder ohne Rotzklumpen.
    Er musterte die Frau ihm gegenüber. Man sah sie manchmal im Fernsehen, wenn Expertenmeinungen zu alternativen Energiequellen gefragt waren.
Laura Mann, Dr.rer.nat.
stand auf ihrer Visitenkarte und noch etliche andere Titel. Carl war froh, dass er keine hatte.
    »Er hatte eine Art Autismus, nicht wahr?«
    »Ja, das war es wohl. Aber eine milde Variante. Leute mit Asperger-Syndrom sind oft hochbegabt.
Nerds
würden die meisten sie wohl nennen. Solche Bill-Gates-Typen. Kleine Einsteins. Aber Poul hatte auch praktisches Talent. Er war insgesamt in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.«
    Assad lächelte. Auch er hatte ihre Hornbrille registriert und den Knoten im Nacken. Sie war wohl genau die richtige Professorin gewesen für so einen wie Poul.
Nerds
unter sich, könnte man vielleicht sagen.
    »Poul hatte an dem Tag seinen jüngeren Bruder mit hergebracht. Am 16.   Februar 1996, sagen Sie. Und danach hat man ihn nie mehr gesehen. Woher wissen Sie, dass es genau dieser Tag war?«, fragte Carl.
    »In den ersten Jahren haben wir Anwesenheitslisten geführt. Wir haben einfach nachgesehen, seit wann er nicht mehr kam. Er

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