Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Durch die Küche, damit Benjamin nichts merkt!«
    Und nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor in der Haustür der Schlüssel umgedreht wurde, klappte die Hintertür zu.
    Da saß sie schon neben ihrem Sohn auf dem Fußboden vor dem Fernseher und hatte die Arme um das Kind geschlungen.
    »Hörst du, Benjamin?«, sagte sie. »Da kommt Papa. Jetzt machen wir’s uns richtig schön, ja?«

18
    An einem so nebligen Freitag im März ließ sich über die Hauptverkehrsader quer durch Schonen nicht viel sagen. Nahm man Häuser und Straßenschilder weg, konnte man genauso gut zwischen Ringsted und Slagelse unterwegs sein. Ziemlich flach, sehr gepflegt, ohne jeden Reiz.
    Und doch gab es im Präsidium mindestens fünfzig Kollegen, die leuchtende Augen bekamen, sobald ihnen ein S wie Schweden über die Lippen kam. Glaubte man ihnen, befriedigten bereits das Überqueren der Landesgrenze und der Anblick der blau-gelben Flagge sämtliche menschlichen Bedürfnisse. Carl sah durch die Windschutzscheibe und schüttelte den Kopf. Ihm schien ganz einfach ein Gen zu fehlen. Dieses besondere Gen, das einen in Entzücken versetzte, sobald Wörter wie
lingon
,
potatismos
oder
korv
so profane Dinge wie Preiselbeeren, Kartoffelbrei oder Wurst bezeichneten.
    Erst als er Blekinge erreichte, veränderte sich die Landschaft so, dass sie auch seinen Beifall fand. Es gab Menschen, die behaupteten, den Göttern hätten vor Müdigkeit die Hände gezittert, damals, als sie auf der Erde die Felsen und Steine verteilten und endlich Blekinge erreicht hatten. Die Landschaft war wesentlich besser anzusehen. Und trotzdem. Nichts als Bäume und Steine. Und immer noch Schweden.
    Nicht eben viele Liegestühle und Camparis, dachte er, als er schließlich in Hallabro ankam und eine Runde um das typische Ortszentrum einer kleinen schwedischen Provinzstadt drehte: die übliche Kombination aus Kiosk, Tankstelle und Autowerkstatt mit Spezialisierung auf Neulackierungen.
    Das Haus am Gamla Kongavägen lag oberhalb des Orts. EinSteinwall markierte die Grundstücksgrenze, und die drei erhellten Fenster zeigten an, dass Assads Anruf die Familie nicht alarmiert hatte.
    Er klopfte an die Tür. Aus dem Haus war nicht eben wilde Aktivität zu hören.
    Ach verdammt, dachte er. Es ist doch Freitag. Ob die Zeugen Jehovas den Sabbat heiligten? Wenn die Juden am Freitagabend anfingen, den Sabbat zu feiern, stand das sicher in der Bibel, und an die hielten sich die Zeugen Jehovas doch buchstabengetreu.
    Er klopfte noch einmal. Vielleicht öffneten sie ihm nicht, weil sie es nicht durften. War am Sabbat jegliche Bewegung untersagt? Wenn ja, was sollte er dann tun? Die Tür eintreten? Keine gute Idee in einem Zipfel der Welt, wo unter jeder Matratze ein Jagdgewehr lag.
    Einen Augenblick sah er sich um. In der einbrechenden Dunkelheit wirkte der Ort wie verlassen. Um diese Uhrzeit legte man doch am besten die Füße auf den Tisch und dachte nicht mehr an den Tag, der gerade vergangen war.
    Wo um Himmels willen findet man in diesem gottverlassenen Winkel wohl einen Platz zum Schlafen?, dachte er gerade, als hinter dem Türfenster das Licht anging.
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und das ernste, blasse Gesicht eines vierzehn-, fünfzehnjährigen Jungen erschien. Er sah Carl an, sagte aber kein Wort.
    »Hallo«, grüßte Carl. »Sind dein Vater oder deine Mutter zu Hause?«
    Da schloss der Junge leise die Tür und schob sogar den Riegel vor. Sein Gesichtsausdruck war ganz ruhig gewesen. Offenbar wusste er, was von ihm erwartet wurde, und dazu gehörte eindeutig, ungebetene Gäste nicht ins Haus zu lassen.
    Es vergingen ein paar Minuten, während derer Carl die Tür einfach angaffte. Manchmal half das, man musste nur stur genug sein.
    Einheimische spazierten unten im Licht der Straßenlaternen vorbei und nagelten ihn mit misstrauischen Blicken fest. Treue Wachhunde gab’s in jeder Kleinstadt.
    Schließlich tauchte das Gesicht eines Mannes hinter dem Türfenster auf. Die Wartestrategie hatte wieder einmal funktioniert. Die Tür wurde aufgeschlossen. Ein farbloser Typ sah Carl an, als habe er eine bestimmte Person erwartet.
    »Ja?« Er wartete ab, überließ Carl die Initiative.
    Carl fischte seine Dienstmarke aus der Tasche. »Carl Mørck, Sonderdezernat Q, Kopenhagen«, sagte er. »Sind Sie Martin Holt?«
    Der Mann fühlte sich offenkundig unwohl, als er auf die Marke sah und nickte.
    »Kann ich hereinkommen?«
    »Worum handelt es sich denn?«, antwortete der Mann mit leiser

Weitere Kostenlose Bücher