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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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streckte ihm die Hand hin und wurde mit einem harten Händedruck begrüßt.
    »Tryggve Holt«, sagte er. »Ja, mein Vater war hier und hat mich gewarnt.«
    Carl nickte. »Ich hatte den Eindruck, dass Sie eigentlich nicht miteinander reden?«
    »Das stimmt. Ich bin verstoßen worden. Ich habe seit vier Jahren nicht mehr mit ihnen gesprochen, habe sie aber oft gesehen, wenn sie draußen auf der Straße anhielten.«
    Er blickte Carl ruhig an. Da er von der Situation oder der vorangegangenen Auseinandersetzung nicht weiter berührt zu sein schien, kam Carl sofort zum Kernpunkt.
    »Wir haben eine Flaschenpost gefunden«, sagte er und bemerkte sofort eine Regung in dem selbstsicheren Gesicht desjungen Mannes. »Ja, also die Flasche wurde vor mehreren Jahren an der schottischen Küste aus dem Meer gefischt. Aber wir von der Polizei in Kopenhagen haben sie erst vor etwa zehn Tagen erhalten.«
    Die Veränderung in Tryggves Haltung war mit Händen zu greifen, und ausgelöst hatte sie das Wort »Flaschenpost«. Als wäre dieses Wort lange Zeit tief in seinem Inneren eingekapselt gewesen. Vielleicht hatte er schon lange darauf gewartet, dass es jemand aussprechen würde. Vielleicht handelte es sich um das Codewort für all die Rätsel, die ihn umtrieben. So wirkte es jedenfalls.
    Tryggve biss sich auf die Lippe. »Eine Flaschenpost, sagen Sie?«
    »Ja. Die hier!« Er reichte dem jungen Mann eine Kopie des Briefs.
    Innerhalb von zwei Sekunden schrumpfte Tryggve um einen halben Meter, während er sich um sich selbst drehte und alles in Reichweite herunterriss. Ohne Carls reflexhafte Reaktion wäre er zu Boden gestürzt.
    »Was ist passiert?« Das war die Freundin. Mit offenem Haar und in einem kurzen T-Shirt stand sie in der Tür, eigentlich bereit, ins Bett zu gehen.
    Carl deutete auf den Brief.
    Sie hob ihn auf, warf einen kurzen Blick darauf und gab ihn dann ihrem Freund.
    Anschließend sagte minutenlang niemand etwas.
    Als Tryggve sich schließlich einigermaßen gefasst hatte, schielte er zu dem Papier, als handelte es sich um eine Giftschlange. Und als wäre es das einzige Gegengift, griff er nach dem Brief und las ihn immer wieder durch, langsam, Wort für Wort.
    Als er schließlich den Kopf hob und Carl ansah, war er nicht mehr derselbe. Die Botschaft der Flaschenpost hatte seine Ruhe und Selbstsicherheit aufgesogen. Das Herz klopfte ihmsichtbar bis zum Hals, er hatte einen roten Kopf, seine Lippen zitterten. Kein Zweifel, diese Flaschenpost hatte eine äußerst traumatische Erinnerung in ihm wachgerufen.
    »O Gott«, stammelte er, schloss die Augen, hob die Hand und hielt sie sich vor den Mund.
    Seine Freundin nahm seine Hand. »Na, Tryggve. Das musste doch raus. Jetzt ist endlich Schluss damit und alles wird gut.«
    Er wischte sich die Tränen ab und wandte sich Carl zu. »Ich hab diesen Brief nie gesehen. Ich hab nur gesehen, wie er geschrieben wurde.«
    Er nahm den Brief und las ihn noch einmal. Seine Finger zitterten, und er wischte sich immer wieder die Tränen weg.
    »Ich hatte den liebsten und klügsten Bruder der Welt«, sagte er und seine Lippen zitterten. »Es fiel ihm nur ein bisschen schwer, sich auszudrücken.«
    Dann legte er den Brief auf den Tisch, verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich leicht vor. »Ja, das fiel ihm schwer.«
    Carl wollte ihm eine Hand auf die Schulter legen, aber Tryggve schüttelte den Kopf.
    »Können wir morgen darüber sprechen?«, sagte er. »Ich kann jetzt nicht. Sie können heute Nacht auf dem Sofa schlafen. Ich bitte Lillemor, dass sie Ihnen das Bett macht, ist das okay?«
    Carl sah zu dem Sofa. Es war ein bisschen zu kurz, aber ungeheuer gut gepolstert.
     
    Das Geräusch von Autoreifen auf einer nassen Fahrbahn weckte Carl. Er streckte sich aus der krummen Haltung und drehte sich zum Fenster um. Die Uhrzeit war nicht auszumachen, es war immer noch ziemlich dunkel. Ihm gegenüber saßen die beiden jungen Menschen Hand in Hand auf abgewetzten Ikea-Sesseln und nickten ihm zu. Die Thermoskanne stand bereits auf dem Tisch, der Flaschenbrief lag daneben.
    »Wie Sie wissen, hat mein großer Bruder Poul das geschrieben«, sagte Tryggve, als er sah, wie der Kaffeeduft langsam Carls Lebensgeister weckte.
    »Mit auf dem Rücken gefesselten Händen.« Tryggves Augen flackerten, als er das sagte.
    Auf dem Rücken gefesselte Hände! Also war Laursens Vermutung der Wahrheit sehr nahegekommen.
    »Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat«, fuhr Tryggve fort. »Aber Poul war ein

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