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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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eine Mannschaft, die das ganze Jahr über nicht ein einziges Auswärtsspiel gewonnen hatte.
    Die Stadt lag am Boden.
    Carl parkte auf der Heimdalsgade und sah sich um. Seit er hier draußen Streife gegangen war, hatten sich die Läden der Immigranten wie Maulwurfshügel vermehrt. Hier herrschte auch am Sonntag buntes Treiben.
    Er fand Assads Namen auf einem Schild an der Haustür und drückte auf den Klingelknopf. Lieber hier umsonst stehen als sich am Telefon eine Absage oder Ausflucht einzufangen. Wenn Assad nicht zu Hause war, würde er zu Vigga hinausfahren. Sie würde ihm schon mitteilen, was in ihrem Kopf derzeit geltendes Recht war.
    Nach zwanzig Sekunden hatte immer noch niemand reagiert.
    Er trat einen Schritt zurück und sah zu den Balkonen hinauf. Nicht das typische Ghettogebäude, das er erwartet hatte. Erstaunlich wenig Parabolantennen, und Wäsche zum Trocknen war auch nicht aufgehängt.
    »Willst du rein?«, fragte ihn eine frische Stimme von hinten und ein blondes Mädchen schloss die Tür auf.
    »Danke«, murmelte er und betrat den Betonkasten.
    Die Wohnung lag im zweiten Stock. Anders als bei den überbordenden Namensschildern der beiden arabischen Nachbarn stand an Assads Tür sein Name allein.
    Carl drückte mehrmals auf den Klingelknopf, wusste aber bereits, dass er vergeblich gekommen war. Dann bückte er sich und klappte den Briefschlitz auf.
    Die Wohnung wirkte leer. Bis auf Reklame und einige Umschläge waren nur ausrangierte Ledersessel zu sehen.
    »Ey Mann, was machst du da?«
    Carl drehte sich um und hatte direkt vor der Nase ein Paar weite, weiße Jogginghosen mit Streifen an den Seiten. Oben aus der Hose ragte ein Bodybuilder mit schulterlangen braunen Locken. Carl richtete sich auf.
    »Ich will zu Assad. Weißt du, ob er heute zu Hause war?«
    »Der Schiit? Nee, war er nicht.«
    »Und die Familie?«
    Der Typ neigte den Kopf leicht zur Seite. »Bist du dir sicher, dass du ihn kennst? Bist du nicht der Dreckskerl, der bei Leuten hier im Haus einbricht? Warum hast du durch den Briefschlitz geglotzt?«
    Er drückte Carl seinen steinharten Brustkorb in die Seite.
    »Hey, Rambo, mal langsam.«
    Carl drückte seine Hand gegen das Geflecht aus Bauchmuskeln und suchte in der Innentasche seiner Jacke nach der Dienstmarke.
    »Assad ist mein Freund, und das bist du auch, wenn du hier und auf der Stelle meine Fragen beantwortest.«
    Der Typ gaffte die Dienstmarke an, die Carl ihm hinhielt.
    »Wer will denn schon mit ’nem Kerl mit so ’ner verdammten Marke befreundet sein?«
    Er wollte sich wegdrehen, aber Carl griff nach seinem Ärmel.
    »Vielleicht bist du so nett und beantwortest meine Frage. Das wäre   …«
    »Leck mich doch am Arsch, du Idiot.«
    Carl nickte. In ungefähr dreieinhalb Sekunden würde er diesem hirnamputierten Proteinpulverfresser zeigen, wer hier der Idiot war. Breit war er ja vielleicht, aber nicht breit genug, um ihn nicht am Kragen zu packen und ihm mit Verhaftung wegen Beamtenbeleidigung zu drohen.
    Da hörte er hinter sich eine Stimme.
    »Mensch, Bilal, was soll das denn? Siehst du die Dienstmarke nicht?«
    Carl drehte sich um, und da stand einer, der womöglich noch breiter war und im Hauptberuf unübersehbar Gewichtheber. Eine eigenwillige Präsentation von Sportklamotten aus allen Regalen. Wenn dieses gewaltige T-Shirt aus einem normalen Geschäft stammte, dann war dieses Geschäft über alle Maßen gut sortiert.
    »Entschuldigen Sie meinen Bruder, der schluckt zu viele Steroide«, sagte er und streckte ihm eine Hand von der Größe einer mittleren Provinzstadt entgegen. »Wir kennen Hafez el-Assad nicht. Ich hab ihn nur zweimal gesehen. Ist das nicht so ein witziger Typ mit rundem Kopf und Knopfaugen?«
    Carl nickte und ließ die Riesenpranke los.
    »Also mal ehrlich«, fuhr der Mann fort, »ich glaub nicht, dass der hier wohnt. Und auf jeden Fall nicht mit irgendeiner Familie.« Er lächelte. »Wär in einer Einzimmerwohnung wohl auch nicht so witzig.«
     
    Carl fuhr zu Viggas Laubenkolonie. Nachdem er noch zweimal vergeblich versucht hatte, Assad über Handy zu erreichen, stieg er aus. Er holte tief Luft, dann ging er den Gartenweg hinunter.
    »Hallo, mein Engel«, flötete sie.
    Aus den winzigen Lautsprechern im Wohnzimmer strömte Musik, wie er sie noch nie gehört hatte. Spielte da jemand Sitar oder wurden irgendwelche armen Tierchen gequält?
    »Was ist das?«, fragte er, stark versucht, sich die Ohren zuzuhalten.
    »Ja, ist das nicht zauberhaft?« Sie

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