Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
ihr Name.
    Auf einem Grabstein.
    Und dort war ein Schatten auf dem Friedhof, der sie verhöhnte, der sie rief.
    Nein. Es geschah alles nur in ihrem Geist.
    Es war nichts als die Macht der Suggestion, nichts Reales, es waren nur ihre Ängste, die von ihrem eigenen verräterischen Geist zum Leben erweckt wurden.
    Als ob ihre Fähigkeiten, wenn sie sich in ein Opfer hineinversetzte und dem Geschehenen nachspürte, wenn sie Logik und Intuition einsetzte, um ihre Vorstellungskraft anzukurbeln, als ob diese Fähigkeiten sich plötzlich alle nach innen richteten und ein Monster erschufen aus allen Ängsten, die sie verfolgten. Wahrnehmung war Wahrheit und Realität, also musste sie jetzt ihre Wahrnehmung ändern, um dieses Schattenmonster zu bekämpfen.
    Sie war Hunderte Male auf dem Friedhof gewesen. Ihr Name stand auf keinem Grabstein. Und sie würde niemandes Opfer sein, nicht einmal wenn der Teufel selbst aus der Hölle gestiegen war, um sie zu finden.
    „Nein“, sagte sie laut und entschieden, während sie in den dunklen Friedhof starrte.
    Er war leer. Niemand war dort, nicht einmal ein Schatten.
    Sie blickte zurück auf den Stein, wo sie ihren Namen so deutlich in Blut geschrieben gesehen hatte.
    Da war nichts.
    Der Mond kam hinter einer Wolke hervor und erhellte die Dunkelheit, die vor wenigen Momenten noch so greifbar erschienen war. Im silbrigen Licht erkannte sie Herbstblätter auf dem Boden, und als sie den Grabstein untersuchte, war die Inschrift zu verwittert, um sie zu entziffern, geschweige denn ihren Namen dort zu lesen. Der Wind frischte leicht auf. Sie schaute sich um. Auf dem Friedhof befand sich niemand – weder ein Mensch noch ein Geist.
    Plötzlich hörte sie, wie ihr Name von einer realen, besorgt klingenden Stimme gerufen wurde.
    „Rowenna?“
    Sie wirbelte herum.
    „Hey, Rowenna, ist alles in Ordnung mit dir?“
    Adam Llewellyn stand am Tor – das jetzt geschlossen war, wie sie bemerkte, doch über diese Merkwürdigkeit würde sie nicht weiter nachdenken. Er schien Angst zu haben, sich nachts auf den Friedhof zu wagen. Er starrte sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte.
    Hatte sie das?
    Während sie ihn anblickte, ging ein Paar Hand in Hand die Straße entlang und sprach über das Restaurant, in das sie gehen wollten.
    Ein Wagen fuhr vorbei, die Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit.
    Es war ein Abend wie jeder andere auch.
    Ein Mann führte am Wachsmuseum entlang einen kläffenden Pekinesen aus. Großer Typ, kleiner Hund.
    „Ro?“, fragte Adam erneut.
    Sie straffte die Schultern, eilte in seine Richtung und sprang leichtfüßig über die niedrige Mauer.
    „Adam, hallo. Bist du mir gefolgt?“, fragte sie und musterte ihn. Es war nur Adam, derselbe Adam, den sie seit Jahren kannte.
    Hatte er sie gerade vor ihrer eigenen Einbildung gerettet – oder vor jemandem oder etwas anderem? Oder hatte er irgendetwas mit dem zu tun, was ihr gerade zugestoßen war? Sofort verwarf sie den Gedanken. Nichts konnte lächerlicher sein.
    „Ich habe versucht, dich einzuholen“, entgegnete er und sah sie noch immer eindringlich an.
    „Hast du irgendjemand anderen gesehen?“, fragte sie, und obwohl sie sich bemühte, ruhig und abgeklärt zu klingen, wusste sie, dass eine leichte Hysterie in ihrer Stimme mitschwang.
    Ihre Frage schien ihn zu beunruhigen, und er dachte eine Zeit darüber nach. „Na ja, Libby Marston schloss gerade ihren Laden, doch die Straßen waren ziemlich ruhig.“ Er zuckte die Achseln. „Es tut mir leid, wenn ich dir Angst eingejagt habe“, sagte er. „Ro, nach allem, was passiert ist, warum bist du über die Mauer geklettert, um in der Nacht auf den Friedhof zu laufen?“
    „Ich bin nicht über die Mauer geklettert. Ich bin durch das Tor gegangen. Es stand offen.“
    Er senkte den Kopf, doch sie bemerkte seinen skeptischen Gesichtsausdruck. Er glaubte nicht, dass das Tor offen gestanden hatte. Man mochte hier keine Leichenfledderer – Leute, die es für cool hielten, sich nachts bei den Toten herumzutreiben.
    Es ist nur Adam, sagte sie sich. Der Mann ihrer guten Freundin, ihr Freund.
    Und während sie hier mit ihm stand und sie sich unterhielten, während die Autos im Hintergrund vorbeifuhren und Spaziergänger vorbeischlenderten, fühlte sich der ganze Abend unwirklich an.
    Und doch, ebenso wie die Bücher im Museum, gab er einen Denkanstoß.
    „Egal“, sagte sie. „Ich dachte nur, ich hätte … jemanden gesehen.“
    „Auf dem Friedhof? Abends?“
    „Warum

Weitere Kostenlose Bücher