Eroberer 2 - Die Rückkehr
war bereits angerichtet. Aber es gehörte trotzdem zu seinen Pflichten.
Höchstwahrscheinlich wäre das auch seine letzte Amtshandlung.
»Ja, ich komme schon«, rief Thrr-pifix-a, als das penetrante Klopfen zum zweiten Mal ertönte. Sie hatte den größten Teil des Nachmittenbogens im Garten verbracht und die steifen Beine hochgelegt, während sie mit ihrem dekorativen Edgework beschäftigt war. »Ich bin in einem Centumtakt da.«
Wer auch immer dort draußen stand, hatte sie anscheinend gehört, denn das Klopfen brach ab. Sie ging durch das Konversationszimmer in den Flur und lockerte dabei die Beine - eine Wohltat. Schließlich war sie an der Tür und öffnete sie.
Es war niemand da.
Stirnrunzelnd ging sie einen halben Schritt nach draußen, erweiterte die Schwachlicht- und Dunkellicht-Pupillen und ließ den Blick durch die Dunkelheit schweifen. Niemand da. Vielleicht ein Kind, das »Schellekloppe« gespielt hatte? Sie machte noch einen halben Schritt und fröstelte in der kühlen Spätbogen-Luft...
Sie stieß mit dem Fuß gegen irgendetwas Festes. Die Runzeln in der Stirn vertieften sich, und sie schaute nach unten.
Es war ein kleiner Beutel von der Art, mit der sie gern ihr Edgework praktizierte. Er lag einfach dort im Schmutz.
Sie bückte sich mit einiger Mühe - der Rücken war auch steif -, hob ihn auf und ging in den Flur zurück. Sie öffnete den Verschlussstreifen und schaute hinein.
Und erstarrte. Die Hände waren wie gelähmt.
Es war ein fsss-Organ.
Sie lief wieder nach draußen - diesmal hinunter zur Straße. Doch Korthe und Dornt waren nirgends zu sehen. Sie mussten den Beutel mit dem fsss einfach dort abgelegt haben und gleich wieder verschwunden sein.
In einem Winkel ihres Bewusstseins fand Thrr-pifix-a das befremdlich. Aber fürs Erste schien das nicht von Bedeutung zu sein. Wichtig war nur, dass sie das Versprechen ihr gegenüber eingehalten hatten.
Sie hatte ihr fsss.
Langsam ging sie ins Haus zurück, schloss und verriegelte die Tür hinter sich. Sie hatte ihr fsss. Hielt es in Händen. Ihr eigenes fsss. Der Vernichtung anheimgegeben, wenn sie das wollte.
Die Frage war nur, wollte sie das wirklich?
Sie tastete sich zum Küchentisch vor, setzte sich und starrte in den offenen Beutel. In ihrem Kopf tobte ein Kampf zwischen widerstreitenden Gedanken und Gefühlen und Fragen. Das war es doch, was sie gewollt hatte, oder?
Natürlich war es das. Sie hielt ihre Zukunft - ihr Leben hier in ihren Händen. Alles, was sie jetzt noch tun musste ...
Und plötzlich, ohne das geringste Anzeichen oder eine Vorwarnung, flog die Tür auf.
Sie wirbelte erschrocken auf dem Stuhl herum, und der Beutel entglitt ihren Fingern. Drei Zhirrzh waren schon im Haus - große Zhirrzh und mit den Krieger-Kampfanzügen bekleidet, die sie auf Bildern und in Filmen gesehen hatte, und es kamen immer noch mehr durch die Tür. Alle trugen kurzläufige, bösartig anmutende Waffen; und alle schauten grimmig.
Waffen und Gesichter, die alle auf sie konzentriert waren.
»Was geht hier vor?«, fragte sie ungehalten. Oder versuchte ungehalten zu klingen. Denn selbst in ihren Ohr-Schlitzen klang ihre Stimme so schwach und dünn wie die eines kränklichen Kindes. »Was wollt ihr?«
Der Alpha-Krieger machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten. Er stampfte durch die Küche, griff mit einem langen Arm auf den Fußboden und hob den Beutel auf, den sie hatte fallen lassen. »Ist das deiner?«, fragte er und hielt ihn hoch. Seine Stimme war genauso kalt wie die Spätbogen-Luft.
Zum ersten Mal konzentrierte Thrr-pifix-a sich auf den Beutel selbst. Zu ihrer Verblüffung gehörte er wirklich ihr.
Da war ihr Edgework, so schlicht und klar wie ein sonniger Vollbogen - eine Edgework-Komposition, die sie vor nicht einmal fünf Vollbögen vollendet hatte.
Aber wie auf allen achtzehn Welten war er vor ihre Haustür gelangt?
Der Krieger wartete noch immer auf eine Antwort. »Ja«, murmelte sie, ohne den Beutel aus den Augen zu lassen.
Korthe oder Dornt mussten ihn gestohlen haben. Das war die einzige Erklärung. Sie mussten ihn gestohlen haben, als sie im letzten Vollbogen hier waren. Ohne dass sie etwas bemerkt hatte.
»Und das«, sagte der Krieger und hielt ihr den offenen Beutel unter die Nase. »Möchtest du uns sagen, was du damit vorhast?«
Thrr-pifix-a schaute zu ihm auf und starrte ihn an. Eine furchtbare Ahnung durchschnitt sie wie eine Messerklinge.
Plötzlich - plötzlich war alles klar. Man hatte ihr eine Falle
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