Eroberer 2 - Die Rückkehr
ist für dich.«
»Nein.« Thrr-gilag warf einen flüchtigen Blick auf den Schrein, der ihn überragte. »Das ist auch etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte.«
»Das trifft sich. Für den Nachmittenbogen bin ich frei«, sagte Thrr't-rokik mit einem Lächeln. »Sollen wir zum Aussichtspunkt an der Klippe gehen?«
Zur Klippe und weg von den unvermeidlichen Ohren, die neben dem Schrein sicherlich gespitzt werden würden.
»Gern«, sagte Thrr-gilag, drehte sich um und stapfte durch das Gras.
Die Aussicht war eher bescheiden: ein leichter Anstieg hinauf zum Raubtierzaun, und direkt hinterm Zaun fiel das Land dann in einer Klippe steil ab. Unter der Abbruchkante erkannte Thrr-gilag einen der kleinen Nebenflüsse des Flusses Amt'bri, der sich gemächlich durch die bewaldete Tiefebene schlängelte. Jenseits der Wälder waren ein paar höhere Türme der Stadt der Familie Hlim im Hlimni-Tal zu sehen.
»Die Anführer der Thrr sprechen schon wieder davon, einen neuen Schrein aufzustellen«, sagte Thrr't-rokik. »Ich will sie dazu bewegen, ihn dort unten in den Wäldern aufzustellen, damit wir den Fluss hören.«
»Das werden sie nie tun«, sagte Thrr-gilag. »Nicht so nah an einem Fluss. Die Gefahr von Hochwasserschäden wäre zu groß.«
Thrr't-rokik schniefte. »Hochwasserschaden. Der Amt'bri hat wahrscheinlich seit zweihundert Zykliken kein Hochwasser mehr geführt. Aber du hast schon Recht; diese Besorgnis würde bei den meisten überwiegen.
Manchmal glaube ich, dass die Älteren die größten Angsthasen im ganzen Universum sind.«
»Das kann man ihnen auch kaum verdenken«, meinte Thrr-gilag achselzuckend. »Wenn man so dicht am Abgrund des Todes steht, ist es wohl nur natürlich, sich mit aller Macht ans Leben zu klammern.«
»Vielleicht.« Thrr't-rokik seufzte. »Ich persönlich finde aber, dass es doch kein Leben ist, wenn man selbst das geringste Risiko scheut.«
Thrr-gilag ließ den Blick über das Tal schweifen. »In diesem Moment gehen wir bestimmt Risiken ein«, sagte er.
»Jeder von uns.«
»Ja«, pflichtete Thrr't-rokik ihm leise bei. »Die Mensch-Eroberer. Du hast sie aus der Nähe gesehen, Thrr-gilag.
Was meinst du?«
»Was die Menschen betrifft oder unsere Chancen gegen sie?«
»Sowohl als auch. Beides.«
Thrr-gilag drückte die Zunge gegen die Oberseite der Mundhöhle. »Ich weiß nicht, Vater. Ich habe wirklich keine Ahnung. Sie sind furchtbare und gefährliche Feinde -daran besteht gar kein Zweifel. Zugleich haben sie aber etwas an sich, das nicht zusammenzupassen scheint. Zum einen große Widersprüche in ihrem Aggressionsniveau.«
»Sie sind schließlich Aliens«, erinnerte Thrr't-rokik ihn. »Ihre Handlungsmotive müssen nicht unbedingt mit unseren übereinstimmen.«
»Richtig«, sagte Thrr-gilag. »Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: dass die Menschen nicht die bösartigen Kriegstreiber sind, wie man uns hat glauben machen.«
Thrr't-rokik runzelte die Stirn. »Was soll das denn heißen? Sie haben doch angegriffen.«
Thrr-gilag drehte sich wieder um und schaute auf den Fluss hinab. »Es sei denn, dass die Oberclan-Versammlung und das Krieger-Kommando einem Irrtum erlegen sind.«
Er spürte förmlich den Blick seines Vaters auf sich. »Du meinst, sie hätten einen Fehler gemacht?«
»Oder sich nur geirrt.«
Für einen langen Takt war das Rauschen der Bäume unten das einzige Geräusch. Thrr-gilag hielt den Blick auf das Tal und den Fluss gerichtet; er wagte es nicht, seinem Vater ins Gesicht zu sehen. »Dir ist hoffentlich bewusst, was du da sagst«, sagte Thrr't-rokik schließlich. »Du bezichtigst die Oberclan-Versammlung, einen Krieg vom Zaun gebrochen zu haben. Und dass sie das Volk der Zhirrzh auch noch belogen hat.«
»Ich weiß«, sagte Thrr-gilag. »Willst du damit sagen, dass unsere Anführer nicht der Lüge fähig seien?«
Thrr't-rokik schnaubte. »Wohl kaum. Aber die Leute lügen im Allgemeinen aus einem bestimmten Grund. Des persönlichen Vorteils wegen oder um eine Bestrafung und andere Nachteile zu vermeiden. Welchen Grund sollte aber die Oberclan-Versammlung haben, bezüglich eines Angriffs der Mensch-Eroberer zu lügen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Thrr-gilag. »Aber ich kann die Augenzeugenaussage des Menschen Pheylan Cavanagh auch nicht einfach ignorieren. Und er schien davon überzeugt, dass die Schiffe der Zhirrzh das Feuer eröffnet haben.«
Thrr't-rokik schnaubte. »Du bezichtigst deine eigenen Anführer der Lüge und glaubst auch noch,
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