Eroberer 2 - Die Rückkehr
paar Takten wandte der Pilot sich mit einem Achselzucken wieder seinen Instrumenten zu.
»Alles klar. Ich werde dich dann also am Thrr-Schrein absetzen.«
»Das musst du nicht«, sagte Thrr-gilag. »Ich kann auch die Bahn von Klippen-Tal nehmen.«
»Das ist kein Problem«, bestand der Pilot auf seinem Angebot. »Es gibt einen Landeplatz direkt vorm Tor des Raubtier-Schutzzauns - ich setze dich dort ab, und dann bist du schon fast am Ziel. Auf jeden Fall erspart dir das die Bahnfahrt in eine Richtung.«
»Ich weiß das Angebot zu schätzen«, sagte Thrr-gilag. »Aber du musst doch einen Flugplan einhalten, und ich kann dich nicht...«
»Doch, kannst du«, sagte der andere entschieden. »Wie du schon sagtest, wir sitzen alle in einem Boot. Ich hatte damals meinen Beitrag bei den Blockadetruppen um Etsijian geleistet; und nun will ich auch einen Beitrag leisten.«
Es war etwas weniger als ein halber Milleschritt vom Tor des Raubtier-Schutzzauns zum Thrr-Familienschrein.
Das mächtige Gebilde wurde zum Teil durch die dunkleren Massen der beiden Schutzkuppeln verdeckt, die zehn Schritt vor dem Schrein auf beiden Seiten den mit Keramiksteinen gepflasterten Pfad säumten. Zwanzig oder mehr Ältere tauchten an verschiedenen Stellen auf, während Thrr-gilag sich dem Schrein näherte. Der Ausdruck, mit dem sie den Besucher musterten, wechselte zwischen Optimismus, Argwohn und bloßer Neugier. Ein paar von ihnen - wahrscheinlich Angehörige seines Zweigs der Familie, obwohl Thrr-gilag sie nicht auf Anhieb erkannte -, begrüßten ihn mit Namen, bevor sie wieder verschwanden. Und die Übrigen schauten ihm nur ins Gesicht und schwirrten wieder ab, nachdem sie gemerkt hatten, dass sein Besuch nicht ihnen galt.
Er war vielleicht noch fünf Schritte von den Kuppeln entfernt, als in der linken Kuppel eine Tür aufglitt und ein groß gewachsener Zhirrzh mit einem Lasergewehr im Blickfeld erschien. »Steh still«, sagte er, »und nenne deinen Namen.«
»Ich gehorche dem Protektor der Thrr-Älteren«, sprach Thrr-gilag die rituelle Antwort und blieb neben dem Gestell mit kavra-Früchten stehen, das am Wegesrand stand. »Ich bin Thrr-gilag von Kee'rr.«
»Wer bürgt für deinen guten Willen und deine guten Absichten?«
»Ich«, sagte Thrr-gilag, nahm eine kavra und schnitt sie mit der Zunge auf. Die alte Zeremonie des Vertrauens, mit der genauso alten Ausnahme: Der Protektor des Schreins erwiderte sie nicht.
»Und wer bürgt für dein Recht, dich dem Schrein zu nähern?«
»Mein Vater«, sagte Thrr-gilag und ließ die kavra in die Biotonne unter dem Gestell fallen. Wie überhaupt die Tradition der Zhirrzh, so war auch dieses ganze Schrein-Ritual seit einiger Zeit ins Kreuzfeuer der Kritik geraten -
die größtenteils jungen Kritiker schmähten es als einen verschwenderischen und sinnlosen Rückfall in Oaccanvs gewalttätige Geschichte. Thrr-gilag selbst hatte jedoch immer einen gewissen Trost und ein Gefühl der Sicherheit in dem Ritual gefunden. »Thrr'rokik - Verzeihung«, unterbrach er sich selbst. Sein Vater war nun ein Älterer und trug deshalb die Älteren-Endung im Familiennamen. »Thrr't-rokik von Kee'rr.«
Der Anflug eines Lächelns erschien im Gesicht des Protektors. Mit diesem Fauxpas wurde er wahrscheinlich ständig konfrontiert. »Geh voran, Thrr-gilag«, sagte er und richtete den Lauf des Gewehrs gen Himmel. »Und sei gegrüßt. Es ist gut, dich wiederzusehen.«
»Es ist gut, wieder hier zu sein, Thrr-tulkoj«, sagte Thrr-gilag, ging zu ihm hin und fasste ihn am Arm. »Ich scheine dieser Vollbögen immer seltener nach Hause zu kommen.«
»Dafür kannst du niemandem außer dir selbst die Schuld geben«, sagte Thrr-tulkoj in gespielter Strenge. »Du hast eben eine Laufbahn eingeschlagen, bei der du oft auf Reisen bist. Da kann man nichts machen.«
»Wir wollen dieses Thema doch nicht schon wieder aufwärmen«, sagte Thrr-gilag mit einem gespielt warnenden Unterton. Die Frage der Berufswahl war Gegenstand manch eines langen und ernsthaften Gesprächs gewesen, als er und Thrr-tulkoj gemeinsam aufwuchsen. Über die Zykliken hatte sich daraus so etwas wie eine persönliche Kabbelei zwischen ihnen entwickelt. »Eigentlich ist es weniger das Reisen als das lange Warten am Ende.«
»Ich verstehe davon nicht allzu viel«, sagte Thrr-tulkoj. »Ich habe das Kee'rr-Territorium in den letzten zwei Zykliken wohl nicht öfter als dreimal verlassen.«
»Du hast auch nicht viel versäumt«, versicherte ihm Thrr-gilag.
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