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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Baumes zum Vorschein.
    Belisarius fand es empörend, dass Menschen, die ihn mit solcher Gastfreundschaft empfangen hatten, auf diese Weise behandelt wurden. Waren Menschenleben wirklich nur so wenig wert? Aber Zorn nützte nichts. Er versuchte, ruhig zu bleiben und nachzudenken.
    Er winkte Macson herbei. »Komm. Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor den Plünderern im Kloster.«
    »Guter Plan«, knurrte Macson sarkastisch. Aber er folgte Belisarius.

    Sie erreichten das Kloster. Kein Mensch war zu sehen. Zweifellos waren die Mönche alle in der Kirche, bei einem ihrer endlosen Gottesdienste. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, dass die Plünderer gekommen waren.
    Zum ersten Mal betrachtete Belisarius das Kloster mit den Augen eines Kriegers. Der niedrige Erdwall darum herum würde entlaufenes Vieh fern halten, den Plünderern aber keinen Einhalt gebieten. Die Gebäude eigneten sich allesamt nicht als Zufluchtsorte, nicht einmal die Holzkirche. Nur die gedrungenen, aus Stein erbauten Bienenkorb-Zellen der Mönche würden den Fackeln der Plünderer vielleicht widerstehen. Und sie waren von so ungewöhnlicher Form, dass die Plünderer sie mit ein wenig Glück womöglich als Vorratslager abtun und gänzlich ignorieren würden.
    Er eilte zu den Zellen und sandte ein stummes Gebet gen Himmel, dass die vernüftige Aelfric ähnliche Überlegungen angestellt hatte.
    Bei Bonifaces Zelle drückte er gegen die Holztür. Es fühlte sich an, als wäre sie von innen blockiert. Er klopfte ans Holz. »Aelfric, Boniface? Seid ihr da drin? Ich bin’s, Belisarius.«
    Ein Scharren ertönte. Dann öffnete sich die Tür und gab den Blick auf Aelfrics ovales Gesicht frei. In der Dunkelheit hinter ihr flackerte eine Lampe, und sie blinzelte im hellen Tageslicht. »Belisarius, Gott sei Dank.«
    »Ist Boniface bei dir?«
    »Ja. Wir sind zuerst noch in die Bibliothek gegangen
 – wir haben das Menologium, die älteste Abschrift.«
    »Bist du das, Römer?«, rief eine dünne Stimme gereizt aus dem Dunkeln. »Lasst mich zur Kirche gehen.«
    »Da draußen sind Kerle«, sagte Belisarius schleppend, »die dich töten wollen, alter Mann.«
    »Das ist kein hinreichender Grund, auf die Anbetung des Herrn zu verzichten.«
    »Ich musste ihn hier hereinschleifen«, sagte Aelfric mit schwankender Stimme, »damit er nicht zur Andacht ging. Gott möge mir vergeben.«
    Belisarius legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du hast das Richtige getan.«
    Boniface kam zur Tür geschlurft. »Wenn ihr mich schon nicht zur Kirche gehen lassen wollt, müssen wir zumindest den Abt warnen.«
    »Nein. Die Plünderer werden sich auf die Kirche und die Bibliothek konzentrieren. Kann sein, dass sie diese Zellen gar nicht anrühren. Wir werden warten, bis die Gefahr vorbei ist. Und bis dahin – nun, wir werden um Erlösung beten. Zwar gehören wir unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen an, aber wir müssen alle die Gnade desselben Gottes suchen. Aelfric, zeig mir, wie du die Tür blockiert hast ...«
    »Nein«, rief Boniface. Aelfric versuchte, ihn zu beruhigen, aber er schüttelte sie ab. »Wir müssen den Abt warnen.«
    »Bitte, Domnus«, sagte Belisarius. »Bleib hier und leite uns im Gebet ...«

    »Lasst mich gehen .«
    Belisarius hatte nur selten jemanden mit solcher Autorität sprechen hören.
    Macson zuckte die Achseln. »Lass den alten Narren gehen. Was spielt es schon für eine Rolle? Ein toter Mönch mehr …«
    »Ich werde gehen«, fauchte Belisarius. Niemand sagte etwas. Macson wandte den Blick ab. Aelfrics an die Dunkelheit angepasste Augen waren riesig und voller Angst. »Aelfric, behalte die beiden hier. Und blockiere die Tür hinter mir.« Er ging hinaus, ohne sich noch einmal umzuschauen, und ignorierte Bonifaces Protestgeschrei.
    Im Versuch, die Plünderer auszuspionieren, kroch er auf eine kleine Erhebung und duckte sich hinter Gebäude und Mauern, um außer Sicht zu bleiben.
    Sie waren bereits überall im Kloster, wie er sah, hochgewachsene, muskulöse Männer in ledernen Kitteln, wie bösartige, Verderben bringende Engel. Es war zu spät, um die Mönche zu warnen, selbst wenn sie mehr auf ihn gehört hätten als Boniface.
    Und während er hilflos zusah, brachen die Plünderer die Bibliothek und das Skriptorium auf. Sie hielten sich gar nicht erst mit den Türen auf, sondern schlugen einfach mit ihren Äxten die dünnen Holz-und Lehmwände ein. Im Skriptorium gab es nur wenig Interessantes für sie, und die Arbeitstische und

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