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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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den lehmigen Boden unter seinen Lederschuhen so hart wie römisches Gussgestein, und die schweren Wollumhänge der Schlangestehenden, muffig vom monatelangen Gebrauch, dampften leicht.
    Die Kälte konnte Cynewulfs guter Laune nichts anhaben. Leise sagte er zu Aebbe: »In der Halle des Königs ist es bestimmt warm.«
    »Nirgends in England ist es warm«, erwiderte das Mädchen zynisch.
    Aebbe, zwanzig Jahre alt und zehn Jahre jünger als Cynewulf, war dunkelhaarig, gedrungen und wachsam.
Ihr Umhang war vor Schmutz fast so dunkel wie Cynewulfs Priesterkutte. Mit ihren verfilzten, nach hinten gebundenen Haaren sah sie kaum weiblich aus. Aber schließlich war sie auf Lindisfarena geboren  – in einer Gemeinschaft von Fischersleuten, die in den Ruinen des verlassenen Klosters ihr Leben zu fristen versuchten – und von Kindesbeinen an auf der Flucht vor den Nordmännern gewesen.
    »Wir sind hier im tiefsten Wessex«, sagte Cynewulf mit einem gezwungenen Lächeln. »Hier gibt es keine Dänen. Gleich sind wir in Sicherheit. Wirklich.«
    »Wenn sie uns einlassen.«
    »Hab Vertrauen«, sagte er leise.
    Endlich gelangten sie zum Tor. Von hier aus konnte Cynewulf die Halle sehen, die Türpfosten mit ihren kunstvoll geschnitzten Rebenmotiven, die mit Hörnern geschmückten Giebel. Der Bau war gemäß den alten heidnischen Traditionen errichtet, obwohl ein Kruzifix über der Tür hing. Sie hatten es beinahe geschafft, waren beinahe in Sicherheit.
    Aber sie mussten erst noch an dem Thegn und seinen Wachposten vorbei.
    Sie erreichten die Spitze der Schlange. Der Thegn war ein bärenartiger Mann mit ergrauendem, verfilztem Bart und breitem Brustkorb unter einem Kettenhemd. Neben ihm stand ein viel kleinerer Mann mit einem gelblich-braunen, häufig geflickten Umhang. Seine Gesichtshaut war von einem satten Eichelbraun. Dieser Ausländer hielt eine Schriftrolle aus Papier vor sich, auf der er mit einem Stück Holzkohle für jeden
durchgelassenen Bittsteller ein Zeichen machte. Er zitterte; offenbar litt er stärker unter der Winterkälte als die anderen um ihn herum.
    Der Thegn wandte sich an Cynewulf. »Was hast du auf dem Herzen?«
    »Mein Name ist Cynewulf. Ich bin Priester. Ich bin in Wessex aufgewachsen, wo mein Vater Cynesige ein Thegn des damaligen Königs war. Ich habe in einem Kloster in Snotingaham gelebt. Das ist in Mercien …«
    »Ich weiß, wo das ist.« Der Thegn musterte das Mädchen. »Ich wusste nicht, dass Priester sich Konkubinen nehmen.«
    Cynewulf fuhr auf. »Sie ist keine Konkubine, und du solltest mehr Respekt vor meinem heiligen Amt zeigen. Das ist Aebbe, und ich habe sie unter nicht geringen Gefahren für mich selbst aus dem Herzen Merciens hierher gebracht, um sie dem König vorzustellen.«
    »Wozu?«
    »Sie hat eine Botschaft für ihn.«
    »Was für eine Botschaft?«
    »Eine Prophezeiung«, gab Cynewulf widerstrebend zu. »Eine Prophezeiung, die von dunklen Zeiten für Alfred spricht, aber auch von dem Ruhm, den er letztendlich …«
    Der Thegn grinste. »Der König ist ein Anhänger des Christus. Ich bezweifle sehr, dass er an dem Humbug interessiert ist, mit dem ihr hausieren geht.«
    »Die Prophezeiung ist nicht zu verkaufen«, fauchte
Cynewulf. »Ich bringe sie her, weil ich es als meine Pflicht erachte. Und Humbug ist sie schon gar nicht.« Er geriet ins Stottern. »Ihre innere Konsistenz – eine Korrelation mit früheren, dokumentierten Ereignissen  – das Auftauchen eines bestimmten Kometen, die …«
    Der Thegn hob eine behandschuhte Hand. »Gebt sie einfach her und geht eurer Wege.«
    Cynewulf seufzte. »Sie ist nicht schriftlich festgehalten. Sie ist in ihrem Gedächtnis – ihrem Kopf – und sonst nirgends.«
    Das Mädchen funkelte den Thegn an. »Und was nun, Graubart? Willst du mir den Kopf abschneiden und ihn dem König überreichen?«
    Zu Cynewulfs Erleichterung schien der Thegn eher belustigt als wütend zu sein. »Du musst die da besser in den Griff bekommen, Priester.«
    »Glaub mir, ich hab’s versucht.«
    »Wisst ihr, mein Problem ist: Wenn nichts schriftlich festgehalten ist, welchen Beweis habt ihr dann für eure Behauptungen?«
    »Das hier.« Cynewulf griff in seine Robe und holte einen zerknitterten, von seinem Schweiß befleckten Brief auf Pergament heraus, mit dem er das ganze Land durchquert hatte. »Das ist ein vom König unterzeichneter Geleitbrief. Er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, denn selbst unter den heidnischen Nordmännern hat Alfreds Name

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