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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihm mit dem Blut, das er zweifellos verlor, allmählich die Kräfte schwanden, versuchte Arngrim nachzudenken ,
wie der König es ihm so eindringlich ans Herz gelegt hatte. Was sollten sie tun, wenn es ihnen nicht gelang, eine Bresche in die Schlachtordnung der Dänen zu schlagen?
    Dann ragte Egil erneut vor ihm auf. Die Bestie von Cippanhamm hatte den Helm verloren, und ein englischer Glückstreffer hatte ihm die Zähne ausgeschlagen und seinen Mund in ein von gezackten Stümpfen gesäumtes, blutiges Loch verwandelt. Aber seine Augen waren wild. Er lachte .
    Und er erkannte Arngrim.
    In diesem Moment dachte Arngrim an Cynewulf und dessen Prophezeiung. Ohne das Menologium fände diese Schlacht womöglich gar nicht statt, denn Alfred hätte sich vielleicht nicht zu dem Entschluss durchgerungen, sie zu führen – und ohne das Menologium wäre die Bestie nicht von ihrer Unverwundbarkeit überzeugt, ein Glaube, der sie durch eine Schlacht nach der anderen getragen haben musste, bis an diesen Ort. Sie waren alle beide wegen des Webers hier, dachte Arngrim, wegen des Weisen aus der fernsten Zukunft, wie Figuren auf einem Spielfeld. Und doch konnten sie hier sterben.
    Egil warf sich nach vorn.
    Ihre Schilde krachten aufeinander. Arngrim wurde einen halben Schritt nach hinten getrieben. Egil trat zurück, um erneut anzugreifen, doch bevor der Däne an ihn herankommen konnte, hob Arngrim seinen Schild und knallte Egil den Schildbuckel ins Gesicht. Egil taumelte – seine Nase war nur noch eine blutige
Ruine –, und Arngrim hatte genug Platz, um Eisenseiten aus der Scheide auf seinem Rücken zu ziehen. Aber Egil stürmte wieder auf ihn los, bespritzte ihn mit Blut, Spucke und Rotz, und ihre Schilde prallten ein weiteres Mal aufeinander. Arngrim merkte beinahe erleichtert, dass er sich diesem urgewaltigen Kampf hingeben, sich in die dunkle Grube in seinem Innern fallen lassen konnte.
    Aber er musste nachdenken . Es war wichtiger, den dänischen Schildwall zu durchbrechen, als sich in einem Privatkrieg mit diesem Tier von einem Mann zu ergehen – und blitzartig sah er, wie es sich bewerkstelligen ließ.
    Mit einem Aufschrei und einer gewaltigen Anstrengung drängte er Egil erneut zurück. Und als Egil das nächste Mal auf ihn losging, warf er sich zurück , statt sich Egils Angriff zu stellen. Er rasselte in die Fyrd-Männer hinter ihm hinein und landete auf dem Rücken.
    Der überraschte Egil geriet aus dem Gleichgewicht, tat ein paar Schritte nach vorn und strauchelte. Seine gewaltige Kraft hatte diesen Abschnitt des Dänenwalls zusammengehalten, und ohne seine Unterstützung rutschten die Dänen um ihn herum aus und stürzten zu Boden. Ein Abschnitt des skjaldborg brach zusammen, ramponierte dänische Schilde klapperten gegeneinander.
    Und die Engländer stürmten mit Gebrüll in die Lücke wie Fliegen in eine Wunde.
    Arngrims Trick hatte funktioniert. Jetzt brauchte
er nur noch ein Quäntchen Glück für sich selbst, ein kleines bisschen Zeit.
    Aber das Glück verließ ihn. Egil war schon wieder auf den Beinen und stand über ihm. Die Klinge seiner Axt blitzte auf.
    Arngrim hatte keine Zeit mehr, seinen Schild zu heben, keine Zeit, sich wegzurollen. Das Eisen schnitt zwischen Bauch und Lenden durch sein Kettenhemd und grub sich tief in sein Gedärm. Schmerz schlug zu, und die Welt wurde grau.
    Egil stand über ihm, noch immer aus dieser Ruine von einem Mund lachend. Und er zerrte an seiner Axt. Arngrim fühlte , wie die Klinge durch weiche Organe schnitt. Und dann blieb sie an etwas hängen, vielleicht an seinem Becken. Mehr Schmerz explodierte in seinem Innern.
    Aber er hielt immer noch Eisenseiten in der Hand. Schreiend schwang er sein Schwert.
    Die schwere, treue Klinge durchschnitt Egils rechten Arm direkt unter der Schulter mit einem Streich, so sauber wie der eines Schlachters. Egil brüllte auf. Sein Arm hing nur noch an Knorpelfäden, und er konnte die Axt nicht mehr festhalten. Und Arngrim packte Egils Hand. Als Egil zurücktaumelte, drehte Arngrim die Hand mit letzter Kraft, sodass die noch verbliebenen Knorpelstücke rissen, und der abgetrennte Arm fiel ihm quer über den Bauch.
    Die Welt schwamm davon.

XVIII
    Als der Sieg gesichert war, stürzten sich Alfreds Priester in eine lange Abfolge von Dankgebeten. Alfred ließ es eine Stunde über sich ergehen.
    Dann beendete er die Dankgebete und befahl den Priestern, sich an die Arbeit zu machen. In ihren Gewändern wurden sie aufs Schlachtfeld geschickt, wo

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