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Eros

Eros

Titel: Eros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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einen eher kurzen, dick und weiß
wie Milch. Den Rekord hielt ich mit 21 Sekunden zwischen erstem Anfassen und
Abspritzen. Ich hätte es, bei vorheriger heimlicher Stimulierung, sogar
schneller geschafft, aber im Wettkampf zu betrügen hielt ich für grob
undeutsch. Alfons und Bodo waren meine Freunde in zwei Sommern, dann gingen sie
zur HJ. Beide sind gefallen, glaub ich, keine Ahnung. Sie waren plötzlich weg,
aus den Augen, aus dem Herzen.
    Wissen Sie noch, wie das war? Sein Geschlecht zum ersten Mal dem
freien Himmel zu zeigen, bei Nacht, oder, noch erregender, in einem
Schlupfwinkel des Tages, noch erregender mit der Möglichkeit, es könne jemand
einen dabei entdecken, noch erregender: eine Frau, noch erregender: eine junge,
hübsche Frau.
    Unser Garten war riesengroß, ein Pavillon stand darin, eine
Vogeltränke und eine Laube, in der ich Apatsche war oder mir meinen Penis
ansah. So oft, daß ich auf den Tag genau sagen kann, wann ich (20. März 42) den
ersten Schimmer einer Schambehaarung an mir bemerkte. Zu dieser Zeit onanierte
ich längst, aber beim Höhepunkt kam nur ein Spritzer Urin. Das Sperma folgte
ein halbes Jahr später, von einem Abend auf den nächsten war es da, ganz
rätselumwoben übergangslos. Ich kostete davon, es schmeckte widerlich, ich war
bitter enttäuscht und gab jede Hoffnung auf, daß irgendwann ein Mädchen bereit
sein könnte, einen Schwall dieses Saftes zu schlukken. Daß Mädchen dies
überhaupt manchmal tun, wußte ich vom göttlichen Marquis.
    Jüngere Schwestern zu haben, kann auch von Vorteil sein. Einmal band
ich CocoEins an einen Stuhl, dann zog ich ihr den Rock hoch und sah mir alles
genau an. Sie heulte und trat, aber das war mir egal. Sie interessierte mich
nicht, war noch unbehaart, und wenn da noch keine Haare sind, hatte Alfons
gesagt, ist das Loch nur zum Pissen gut. Ich nahm mein Ding heraus, spielte
damit herum, nicht erregt, nur aus Angabe, und spritzte auf ihren Bauch ab. Sie
staunte. »Was tust du da?« fragte sie, und ich: »Was Indianer mit allen weißen
Frauen tun.« Dann band ich sie los, sie rannte gleich zu CocoZwei und erzählte
ihr alles, die glaubte es nicht und bat mich, ich solle das in der Garage für
sie noch einmal machen, aber als ich sagte, sie müsse sich dafür ausziehen und
mir ihr Loch unten zeigen, wollte sie nicht. Wollte nicht! Das war es ihr nicht
wert! Komisch, nicht?
    Aber zurück zu Sofie. Irgendwann im Sommer 44 halbierte
sie ihren Zopf und zeigte ihr Haar manchmal offen, das war – unbeschreiblich.
Dieses Haar, ein dunkler Feuerfall in Schmelzgeschwindigkeit, darin zu wühlen,
von diesem Mädchen zu kosten, alles, hätte ich, alles! – hingegeben, nichts
mehr war wichtig, und hätte man mir Tausende ähnlich beschaffener Wesen gezeigt
oder vorbeigebracht – sie wollte ich, keine sonst, nur sie, und ganz, gesamt,
mit allem.
    Und doch: Meine Liebe hätte irgendeine treffen können, irgendeines
der vielen hübschen Mädchen diesseits des Todes.
    Der Krieg kam mir gelegen. Wie ein dunkler Freund war er,
den man vor seinen Eltern geheimhält, mit dem man sich im Verborgenen trifft
und Zeichen vereinbart.
    Der dunkle Freund teilte sich anfangs über das Radio mit. Starke Luftverbände
werden aus dem Raum soundso gemeldet, das war unser
Einstiegscode, und wenn bald darauf Alarm gegeben wurde, bedeutete das, wir
müßten im Luftschutzkeller zusammenkommen, es würde eine Möglichkeit geben,
Sofie nahe zu sein.
    Wie sie auf dem Bett saß, die Arme um eins ihrer Knie geschlungen,
unglaublich, daß keine der uralten Frauen im Keller aufstand und ihr diese
obszöne Pose verbot. Und das Knie diente ihrer Wange als Kissen, im Schlaflicht
ein atemberaubender Schattenriß, wenn es heiß war im Sommer und ihre Beine
nackt waren. Ich kam ihr nahe, um sie zu riechen, hätte alles gegeben, um ihre
Schenkel küssen zu dürfen, fast ebenso dringend war der Wunsch, mit dieser
Silhouette vor Augen zu onanieren. Das war in der Enge des Kellers nicht
möglich, höchstens konnte man eine Hand in die Hosentasche stecken und sein
Ding ein wenig reiben, nicht genug, um es zum Abspritzen zu bringen. Vielleicht
wäre es geglückt, hätte ich vorher einige Nächte lang aufs Onanieren
verzichtet, ich probierte es, durchaus, doch spätestens in jeder dritten Nacht
verging mir die Geduld, dann tat ich es drei-, viermal hintereinander,
rauschende Feste, mit dem Beigeschmack des Verrats. Ja, Verrat. Ich empfand es
so, ich betrog ja meine Geliebte mit mir selbst.

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