Erotischer Roman
Konnte sie dem Alltag in der Agentur standhalten? Oder würde sie dadurch zu sehr belastet, dass eigentlich niemand so richtig wusste, warum sie beinahe drei Monate nicht da war? Sie war mit Gordon übereingekommen, dass sie familiäre Gründe für ihr Fehlen vorschob, und beide hofften, dass dies als Ausrede genügen würde. Das Wochenende hatten sie dazu genutzt, ihre Wohnung auszuräumen. Denn obwohl Gordon so tat, als hätte er ihren Vertrag vergessen, bestand Ava auf dessen Erfüllung.
Sie lachte herzlich, als er ihr mit Unschuldsmiene erklärte, dass der Vertrag nur ein Witz gewesen wäre. „So siehst du aus“, hatte sie lachend gesagt und ihn in die Seite geboxt.
„Was du mir immer unterstellst“, hatte er daraufhin geantwortet. Und nun stand sie hier an ihrem Schreibtisch. Jemand hatte einen frischen Blumenstrauß daraufgestellt. Als Willkommensgruß. Oder um die viele unerledigte Post darauf zu verstecken. Sie schmunzelte bei diesem Anblick. Es tat gut, wieder hier zu sein. Die Wochen auf Alderney hatte sie gebraucht. Keine Frage. Aber jetzt war die Zeit gekommen, um nach vorne zu sehen. Langsam wurde die Agentur wach, und es kam Leben in die Büroräume. Die Kollegen ließen es sich nicht nehmen, sie zu begrüßen. Einige sahen sie prüfend an, doch alles in allem war es erträglich für Ava. Gordon fiel mit den Jungs im Schlepptau gegen 10 Uhr ein. Wie immer.
Und es tat gut, die Meute dabei zu beobachten, wie sie ihre Runde durch das Büro drehte und sich zum Abschluss ihre verdienten Leckereien bei Ava abholte, um dann auf ihren Plätzen wie Salzsäulen zu erstarren. Dieses kleine Stück „Gewohnheit“ wiederzuerlangen brachte Ava ein ganzes Stück nach vorn. War sie sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, so konnte sie nun die letzten Monate innerlich abnicken.
„In einer halben Stunde bitte zum Meeting rufen“, sagte Gordon und verschloss die Tür zu seinem Büro, um einen Augenblick später noch einmal mit dem Kopf in der Tür zu erscheinen. „Und sieh mal nach, ob da irgendwie noch etwas Alkoholisches ist, womit man ungezwungen anstoßen kann.“ Ava nickte mit skeptischem Blick. Wenn Gordon so kurz angebunden war, dann hatte er etwas vor. Und dass sie nicht wusste, was, machte ihr für einen Moment Kopfzerbrechen. Trotzdem: Order vom Boss war Order vom Boss. Sie machte sich auf und organisierte das Gewünschte. Kaum hatte Ava das letzte Glas auf den Tisch im großen Versammlungsraum gestellt, trafen auch die ersten Kollegen ein. Zwanglos unterhielt man sich, bis Gordon den Raum betrat. Er nahm Ava an die Hand und zog sie zu sich. „Damit du mir nicht wegläufst“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ist jeder mit einem Glas bewaffnet? Prima. So lässt man sich den Montag gefallen.“ Für einen Moment fiel er in Schweigen, dann lächelte er Ava an und wandte sich zu seinen Angestellten um.
„In den letzten vier Monaten ist viel passiert. Zu viel, um auf Einzelheiten eingehen zu können. Heute ist der Moment gekommen, an dem wir einigermaßen wieder in die Normalität zurückgehen werden, denn unser Wachhund ist wieder da.“ Er drehte sich zu ihr herum, die Kollegen lachten, und Ava verdrehte genervt die Augen. Das hatte sie jetzt davon.
„Vier Monate, in denen mir klarwurde, dass dieser Wachhund vor meiner Tür mehr für mich ist, als ich es bis dahin wahrhaben wollte.“ Gordon griff nach ihrer Hand und zog sie noch näher an sich, dann räusperte er sich laut und erhielt einen strafenden Blick dafür von ihr. „Ich bin jetzt in einem Alter, in welchem man Gelegenheiten beim Schopf packen muss, und eine solche Gelegenheit ist jetzt und hier.“ Er küsste Ava auf die Haare, sie spürte, wie heftig sein Herz klopfte, und dieser Umstand machte sie nervös. So nervös, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte und sie glaubte, dass sie sich bei seinen nächsten Worten verhört haben musste. „Ava und ich haben heute einen Termin beim Londoner Standesamt. Und ich würde euch gerne sagen, dass ihr danach das Vergnügen haben werdet, Mrs. Gordon Sumner in eurer Mitte begrüßen zu dürfen.“ Gordon wusste genau, warum er sie in diesem Moment nicht ansah und ihre Hand noch etwas fester hielt als eigentlich nötig. Ihr fielen die Gesichtszüge herunter, und sie presste ein „Arschloch“ zwischen ihren Lippen hervor.
Deshalb also der Aufwand und das heimliche Telefonieren von Alderney in den letzten Tagen. Gordon lachte leise. Die Kollegen hatten sich von dem Schock erholt, und einige
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