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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Zula auf Damentoilette geht und nicht mehr wiederkommt, oder bei sonstigem Problem dieser Art, muss ich extrem ernste Unterhaltung mit Wurzel von allem Übel hier führen.« In einer Geste, die man nur als vollendete Strangulierung interpretieren konnte, streckte er die Hände nach Peter aus.
    »Alle haben Regeln verstanden?«, fragte Iwanow.
    Alle nickten.
    »Dann geht Pflaster treten.« Er griff in die Tasche, zog so viele Geldbündel heraus, wie er mit einer Hand packen konnte, und schob sie über den Tisch Sokolow zu. »Außer Peter. Sie.« Er deutete auf Peter, als hielte sich in dem Raum mehr als eine Person dieses Namens auf. »Bleiben für kurze Unterhaltung.«
    Sokolow nahm das Geld, ging dann rückwärts zur Tür und hielt sie auf, während Zula und Csongor den Raum verließen. Keiner konnte Peter ansehen, der allein von seiner Haltung her ein nahezu unerträglicher Anblick geworden war: Schultern nach vorne heruntergezogen, Körper zitternd, Nacken leuchtend rot. Sokolow nahm mit Wohlwollen von der Tatsache Kenntnis, dass der Amerikaner sich noch nicht in die Hose geschissen hatte. Männer rissen immer grobe Witze über Leute, die sich vor Angst in die Hose pissten, aber wenn es eindeutig eine Sache von außergewöhnlichem emotionalem Stress war, kam es Sokolows Erfahrung nach viel häufiger vor, dass jemand sich in die Hose schiss. Sich in die Hose zu pissen war vollkommen unproduktiv und wies auf einen totalen Zusammenbruch der elementaren Kontrolle hin. Sich in die Hose zu scheißen dagegen leerte die Gedärme und machte auf diese Weise Blut für das Gehirn und die großen Muskelgruppen verfügbar, das sonst in die nachrangige Aktivität der Verdauung gegangen wäre. Sokolow hätte es Peter verzeihen können, wenn er sich in die Hose geschissen hätte, aber wenn er sich in die Hose gepisst hätte, wäre es tatsächlich notwendig gewesen, ihn zu beseitigen. Bis jetzt hatte Peter jedenfalls noch keins von beidem getan.
    Ein oder zwei Minuten später jedoch, nachdem sie sich mit ihren Wasserflaschen und Tagesrucksäcken in der Nähe des Empfangsbereichs zusammengefunden hatten, bemerkte Sokolow, dass Zula – deren Miene zuvor die meiste Zeit versteinert gewesen war – durch die Glaswand des Konferenzraums einen besorgten Blick auf Peter warf, der immer noch von Iwanow beschuldigt zu werden schien.
    Irgendetwas hatte sich allerdings verändert. Iwanow gestikulierte nach wie vor, aber statt zu boxen und zu strangulieren, machten seine Hände jetzt präzise kleine Hackbewegungen auf der Tischplatte, skizzierten konzentrische Kreise, streckten sich zur Stadt jenseits des Fensters, sammelten imaginäres Zeug und schütteten es auf den Tisch. Peter nickte mit dem Kopf und bewegte sogar von Zeit zu Zeit den Kiefer.
    Peter war interessiert .
    »Ist okay«, sagte Sokolow. »Jetzt arbeitet er für Iwanow.«
    Iwanow hatte angeboten, ihnen ein Auto mit Fahrer zu mieten, aber Sokolow nahm an, dass sie mehr erfahren würden, wenn sie Taxis benutzten. Sie nahmen den Aufzug hinunter in die Tiefgarage, fanden einen Notausgang, stiegen eine fensterlose Betontreppe hoch und traten hinaus in einen Grünstreifen. Dieser führte seitlich an dem Gebäude entlang an den Rand der breiten Uferstraße. Sokolow drehte sich um und machte mit dem Handy ein Bild von dem Gebäude, aus dem sie gerade gekommen waren. Später, wenn er zu dem sicheren Haus zurückkehren wollte, konnte er es einem Taxifahrer zeigen. Sie schwitzten bereits ordentlich, oder vielleicht war es auch nur die Feuchtigkeit, die auf ihrer künstlich gekühlten Haut kondensierte. Sokolow hatte in einem Geschäft am Flughafen von Wladiwostok einen Blazer erstanden, den er jetzt auszog, faltete und in seine Schultertasche oben auf die magentafarbenen Bündel legte.
    Die Fahrer der Taxis, die in Schwärmen auf den Platz vor dem Hotel mit dem KFC -Schild strömten, waren verwirrt, ja beinahe empört über die Art und Weise, wie die drei Menschen aus dem Westen sich in diese normalerweise wenig frequentierte Gegend teleportiert hatten. Ganz offensichtlich waren sie es gewöhnt, sämtliche Ecken im Blick zu haben, aus denen ein möglicher Kunde einen Ausfall machen konnte. Westeuropäer und Amerikaner zu Fuß, unbemerkt und unbelästigt, waren ebenso ein Affront gegen die öffentliche Ordnung wie Wasser, das aus Hydranten schoss, oder die schrillen Töne von Autoalarmanlagen. Sokolow hatte das Gefühl, dass mindestens ein Taxi auf sie warten würde, wenn sie das nächste

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