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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Mal aus diesem Notausgang kämen. Angenehm war dieses Gefühl nicht.
    Er fotografierte den Platz und das Hotel. Demonstrativ. In Wirklichkeit nutzte er natürlich den Sucher, um sich seinerseits all die Chinesen anzusehen, die sie anstarrten.
    Ein richtiger Spion war Sokolow nie gewesen, aber im Rahmen seines Übergangs in die Privatwirtschaft hatte er sich in die Grundlagen der Spionagetätigkeit einführen lassen. Spione hatten angeblich ein ausgeprägtes Gespür dafür, wann sie bemerkt worden waren, wann anderer Leute Blick auf ihnen lag. Jedenfalls war das der Schwachsinn, mit dem die Spionageausbilder ihre Schüler gern fütterten. Falls das stimmte, konnte es kein westlicher Spion ertragen, sich auch nur wenige Minuten einer chinesischen Straße auszusetzen, da dieses intuitive Gespür andauernd Alarm schlagen würde – und garantiert keinen falschen. Wären er und die beiden anderen in Clownsanzügen und mit Stroboskoplampen an der Stirn mitten in den Verkehr hinausgestürmt und hätten mit Maschinenpistolen in die Luft gefeuert, wären die Blicke, die sie auf sich gezogen hätten, nicht direkter und prüfender gewesen als so, wo sie einfach nur als Nichtchinesen diesen öffentlichen Raum betreten hatten. Darüber konnte Sokolow nur lachen. Er hatte gedacht, es könnte anders sein, weil ja der Kontakt zur Außenwelt in Xiamen schon eine so lange Geschichte hatte.
    Natürlich würde es überall so sein. Sie waren nicht nur aufgefallen. Sie waren berühmt .
    Und weil er sich nur auf dem Rücksitz eines Autos mit getönten Scheiben bewegte, verstand Iwanow diese Realitäten nicht. Sokolow würde es nie gelingen, ihm zu erklären, wie schwierig es war, in dieser Stadt irgendetwas diskret zu erledigen.
    »In ein Hotel. Internet nutzen«, sagte Sokolow. Die Angebote von Taxifahrern mit einem Achselzucken ablehnend, trotteten sie am Rand des Platzes entlang zu dem Hotel, hinter sich hundert einfache Chinesen, die wie angewurzelt stehen geblieben waren, um sie anzustarren, als sie vorbeigingen. Einem guten Teil von ihnen hing buchstäblich der Kiefer herunter. Sokolow, der ihren Blicken beharrlich auswich, hielt nach anderen Dingen Ausschau und zählte allein acht für ihn erkennbare Sicherheitskameras.
    Aus unterschiedlichen Entfernungen von mindestens sechs uniformierten Mitgliedern der Sicherheitskräfte beobachtet, die immer zu zweit arbeiteten, stapften sie die Stufen zum Hotel hinauf. Zwei Dutzend Taxifahrer, die draußen in ihren Fahrzeugen saßen, beobachteten für den Fall, dass sie ihre Meinung ändern und wieder herauskommen sollten, durch die Glastüren des Hotels jeden ihrer Schritte.
    Wie Sokolow erwartet hatte, bestand die Klientel des Hotels im Wesentlichen aus Chinesen, und daher sah ihre kleine Gruppe sich, während sie unsicher in der Empfangshalle stand, einer weiteren Besichtigung ausgesetzt. Er hatte sich vorgestellt, dass sie vielleicht in bequemen Sesseln hätten Platz nehmen, Tee bestellen und einen Blick in Zeitungen werfen können. Doch eine solche Art von Hotelfoyer war das hier nicht. Um sich nicht noch länger zum Affen zu machen, führte er die anderen geradewegs zu den Aufzügen und drückte auf den Knopf mit dem Bild von Colonel Sanders daneben. Eine Minute später waren sie auf dem Dach. Das Restaurant hatte jedoch noch nicht geöffnet.
    »Ich hab Wi-Fi gekriegt«, sagte Csongor mit einem Blick auf seinen PDA .
    »Gut«, sagte Sokolow. »Wir gehen.«
    Sie fuhren mit dem Aufzug wieder nach unten, gingen zum Haupteingang hinaus und stiegen in ein Taxi. »Hyatt«, sagte Sokolow. Er wusste, dass es ein Hyatt gab, weil dort die Piloten untergebracht waren. Es lag draußen in der Nähe des Flughafens.
    »Okay, eine IP -Adresse haben wir jetzt wenigstens«, sagte Csongor unterwegs.
    Sokolow machte mit seinem Handy durchs Fenster Fotos, zumeist von Hotels. Dieses fünfminütige Abenteuer hatte ihn gelehrt, dass westlich orientierte Hotels für Geschäftsreisende die einzigen Orte in Xiamen waren, wo sie zumindest Luft holen konnten, ohne noch wochenlang später Stadtgespräch zu sein.
    »Irgendwo in der Nähe des Adressraums, der uns interessiert?«, fragte Zula.
    »Durchaus, ja!«, sagte Csongor. »Sie verwenden denselben Provider. Was natürlich noch nicht viel heißen will.«
    »Es ist ein Anfang«, sagte Zula.
    Sie gingen ins Hyatt und bestellten Frühstück.
    In der Umgebung des Flughafens waren gewaltige Entwicklungsprojekte im Bau: eine Reihe von Gewerbeimmobilienkomplexen und ein

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