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zu schützen. In einiger Entfernung von der Schnellstraße waren Betonfundamente gegossen und Stahlgebäude errichtet worden, die als eine Art u-förmige Siedlung das kleine, separate, in Größe und Grundriss einem feststehenden Wohnwagen ziemlich ähnliche Gebäude umschlossen, in dem Devin arbeitete und wohnte. Der Sinn des Us bestand darin, seine Anwälte, Steuerberater, Manager und Hilfsautoren unterzubringen.
Summend schwang das Tor zur Seite. Als Richard es passierte, verkündete das Navigationsgerät: »Sie haben Ihr Ziel erreicht!« Während er gemächlich an dem alten Wohnwagen vorbeifuhr, betrachtete Richard für einen Moment dessen Eingangstür und gestattete sich, wieder jener Mann von vor einigen Jahren zu sein, der jene vermoderten Holzstufen heraufgekommen war, um an jene Tür zu klopfen und Devin einen Job anzubieten. Dann riss er sich zusammen und wandte seine Aufmerksamkeit einer jungen Frau zu, die gerade aus dem nächstgelegenen Ende des Us heraustrat. Sie hatte mit ihrem Gewicht zu kämpfen und war auf eine Weise gekleidet und frisiert, die auf den Straßen von Seattle ein unumstößlicher Beweis für Lesbianismus gewesen wäre. Doch Richard wusste, dass er hier mit solchen Mutmaßungen vorsichtig sein musste. Als er das Auto auf einem von ungefähr siebentausend freien Plätzen abstellte, schlenderte sie zur Fahrerseite hinüber und begann, ihn durchs Fenster einfältig anzulächeln. Richard bereitete sich darauf vor, mannhaft unangenehme Neuigkeiten entgegenzunehmen.
»Guten Tag, Mr. Forthrast, ich bin Wendy.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Wendy.« Bis vor ein paar Jahren hätte er jetzt das ganze Ritual abgespult, mit dem er früher darauf bestanden hatte, dass man ihn Richard nannte, aber Tatsache war, dass er im Privatjet von Seattle hergeflogen und sie in ihrem Subaru gekommen war.
»Gerade vor einer Viertelstunde ist er in den FZ gegangen«, sagte sie in bedauerndem Ton. »Möchten Sie nicht hereinkommen und es sich bequem machen?«
Der erste dieser beiden Sätze bedeutete, dass Devin den biometrischen Sensoren an seinem Körper zufolge gerade in etwas eingetreten war, was Psychologen den Flow-Zustand nannten, und nicht gestört werden durfte, bis er von sich aus wieder daraus hervorkam.
Der zweite Satz bedeutete herumsitzen und essen. Wie Richard nur allzu gut wusste, gab es einen Warteraum, in dem sie Schälchen mit Knabberzeug und rekombinantem Studentenfutter, an den Wänden entlang Kühlschränke, die mit alkoholfreien Getränken gefüllt waren, und eine Großkaffeemaschine vorfinden würden. In diesem Raum zu sitzen und den freien Wi-Fi-Zugang zu benutzen, war ein unausweichliches Vorspiel zu jedem Treffen mit Devin, der ein verblüffendes Händchen dafür hatte, sich noch Minuten vor einem geplanten Termin in den Flow-Zustand zu begeben. Zur Abwehr lästiger, sich wiederholender Beschwerden von Besuchern, die mit Studentenfutter und Zuckerwasser nicht zu besänftigen waren, hatten Devins Angestellte Exemplare eines Merkblatts mit dem Titel »Flow-Zustand FAQ « ausgedruckt und um die Futtertröge verteilt. Pluto, der noch nie hier gewesen war, nahm eins in die Hand und geriet selbst in den Flow, während er sich gründlich über diese erstaunlich produktive psychologisch-physiologische Kur informierte und erfuhr, dass die herausragenden Künstler und Genies der Geschichte ihre größten Werke in diesem Zustand geschaffen hatten. Richard, der schon reichlich Gelegenheit gehabt hatte, sich mit dem Inhalt des Blatts vertraut zu machen, wusste, dass es nur eine einzige maßgebliche Aussage enthielt, nämlich dass Unterbrechungen dem Flow-Zustand abträglich und um jeden Preis zu vermeiden waren. Auf noch passiv-aggressivere Weise hätte Devin Skraelin den Leuten nicht sagen können, dass er beschäftigt war und sie sich verpissen sollten.
Da Richard bereits mit dem Rice-Krispies-Riegel am Flughafen eine unverzeihliche Sünde gegen seinen Körper begangen hatte, zwang er sich jetzt, das Knabberangebot zu ignorieren. Er klappte seinen Laptop auf und rief seine E-Mails ab.
• In Sachen T’Rain sah er nichts, was nicht warten konnte. Wer bei Corporation 9592 etwas zählte, wusste, dass er gerade hier war, und deshalb störte ihn jetzt niemand.
• Einen leichten Aufwärtstrend gab es im Posteingang seiner Schloss-Hundschüttler-Adresse. Wie erwartet, waren im Laufe der letzten Tage die Temperaturen gestiegen, und der Skibetrieb, schon bei Peters und Zulas Besuch marginal,
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