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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Anderen sprachen, als selbst zum Anderen gehörend.
    Und so hatte Skeletors Erwähnung des A-Wortes zu diesem Zeitpunkt ganz allgemein zur Folge, dass Richard am liebsten das ganze Gespräch beendet hätte.
    Doch nein. Es gab Aktionäre, die man nicht vergessen durfte. Irgendwie musste er rechtfertigen, dass er einen Haufen Geld für Kerosin ausgegeben hatte, nur um seinen Hintern auf diesen Esszimmerstuhl zu verfrachten.
    In einer Hinsicht war das anstrengend und mit enormem Druck verbunden, in einer anderen hätte er es jedoch nicht angenehmer haben können. Richard kannte ein paar Leute, die, wie er selbst, prinzipiell nicht aufhören konnten, Geld zu verdienen, egal was sie machten; man konnte sie irgendwo auf der Welt aus einem fahrenden Taxi stoßen und innerhalb von Wochen oder Monaten leiteten sie ein erfolgreiches Unternehmen. In der Regel bedurfte es einiger Versuche, um den richtigen Dreh herauszubekommen. Danach war es ihnen möglich, über alle realistischen Grenzen hinaus Erfolg zu haben, wenn sie nur bei der Stange blieben. Manche stießen schon in jungen Jahren auf ein angemessen erfolgreiches Geschäftsmodell, sodass sie hinfort in goldenen Handschellen lebten; andere fanden erst kurz vor dem Rentenalter heraus, wie man Geld verdienen konnte. Nach dem Schmuggel und dem Schloss war Richard an den Punkt gelangt, wo er einfach wusste, wie man es machte, so wie jeder jugendliche Tüftler, der mit Elektrizität spielte, wusste, dass man, wenn irgendetwas passieren sollte, einen Draht mit jeder Anschlussklemme der Batterie verbinden musste. Auf einer gewissen Ebene war die Führung jeglichen Unternehmens so einfach. Alles andere war nur ein Herumfummeln an den Knöpfen.
    »Erzähl mehr über die Crips und die Bloods«, sagte Richard, bemüht, Zeit zu gewinnen, um sein geistiges Haus in Ordnung zu bringen.
    »Für uns sehen sie gleich aus. Schwarze Großstadtkinder mit ähnlichen demografischen Hintergründen und Vorlieben. Scheint, als müssten sie sich alle zusammentun. So ticken sie aber nicht. Sie schießen sich gegenseitig tot, weil sie den Anderen als weniger menschlich betrachten. Und ich behaupte, in T’Rain war es lange Zeit so, dass die Leute, die wir neuerdings die Erdtonkoalition nennen, immer auf die, die jetzt Kräfte der Helligkeit heißen, herabgesehen und sie als schäbig, unkultiviert und letztlich nicht mit ihren Charakteren identifiziert betrachtet haben. In den letzten paar Monaten ist nun Folgendes passiert: Die K.d.H.-Typen hatten einfach die Nase voll, sie haben sich erhoben und ihren Stolz auf ihre Identität zur Geltung gebracht, etwa so wie die Schwulenbewegung mit diesen verdammten Regenbogenflaggen. Und solange es diesen beiden Gruppen möglich ist, sich sofort gegenseitig zu erkennen, wird jeder den anderen als, na ja, den Anderen sehen, und Leute auf dieser Grundlage zu töten, ist viel tiefer verwurzelt als sie aufgrund dieses erstunkenen und erlogenen Gegensatzes zwischen dem künstlich Guten und dem künstlich Bösen zu töten, mit dem wir vorher operiert haben.«
    »Kapiert«, sagte Richard. »Aber sind wir wirklich nur das? Nur digitale Crips und Bloods?«
    »Und wenn ja?«, sagte Devin achselzuckend.
    »Dann machst du deine Scheißarbeit nicht«, sagte Richard. »Eigentlich soll die Welt nämlich eine reale Geschichte haben. Nicht nur Leute, die sich wegen Farbschemata gegenseitig umbringen.«
    »Vielleicht machst du deine nicht«, sagte Devin. »Wie kann ich in einer Welt eine Geschichte über Gut und Böse schreiben, in der diese Begriffe keine reale Bedeutung – keine Konsequenzen haben?«
    »An was für Konsequenzen denkst du? Wir können die Charaktere der Leute nicht in eine virtuelle Hölle schicken.«
    »Ich weiß. Nur in den Limbus.«
    Beide lachten.
    Devin dachte noch einen Moment darüber nach. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, du musst eine existentielle Bedrohung für die Welt schaffen.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Vergleichbar mit einem nuklearen Inferno oder mit dem, was passiert wäre, wenn Sauron den einen Ring behalten hätte.«
    »Diese Idee bei den Aktionären durchzubringen wird ein Heidenspaß werden!«
    »Tja, die Aktionäre werden vielleicht sogar ein Argument haben. Die Firma verdient doch gut, oder?«
    »Schon, aber der Grund, warum ich hier bin, ist ja eine gewisse Sorge, dass das womöglich nicht mehr lange der Fall ist. Falls die K.d.H. alle Mitglieder der Erdtonkoalition töten, wozu sie auf dem besten Weg sind, was bleibt auf dieser Welt

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