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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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großfüßigen Frauen den Gaoshan Cha machen, den Hochgebirgstee.«
    »Bist du denn eine großfüßige Frau?«
    Yuxia sah sie an, als wäre sie ein Trottel, und streckte ihr einen blauen Stiefel entgegen.
    Zula zuckte die Schultern. »Du hättest ja auch einen ganz kleinen Fuß da drinhaben können!«
    »Ich bin eine Hakka«, sagte Qian Yuxia, so, als müsste dieser ganze Teil der Unterhaltung damit schlagartig erledigt sein. »Hab ich dir gestern schon gesagt.«
    »Entschuldige, ich hatte den Namen vergessen.«
    »Was ist los? Warum seid ihr hier?«
    Sokolow stand inzwischen so nah bei ihnen, dass Zula es für das Beste hielt, sich an das Drehbuch zu halten. Tags zuvor hatten sie nämlich ein Drehbuch erarbeitet. »Du hast sicher von der Konferenz gehört? Über Taiwan?«
    »Ja, was bist du, die Botschafterin von Eritrea?«
    »Ich bin mit der amerikanischen Delegation hier«, sagte Zula. »Csongor mit den Ungarn und …«
    »Iwan Iwanowitsch«, sagte Sokolow mit einem höflichen Nicken.
    »Iwan ist mit den Russen gekommen. Wir haben zwei Tage frei, und die verbringen wir einfach mit …«
    »Chillen?«
    »Ja, mit Chillen.«
    »Ist einer von den Männern dein Freund?«
    »Nein. Warum?«
    Qian Yuxia gab Zula mit dem Handrücken einen spielerischen Klaps auf den Arm, gleichsam als Tadel dafür, dass sie so eine begriffsstutzige Schülerin war. »Ich möchte gerne wissen, ob es cool ist, mit ihnen zu flirten!«
    »Klar, nur zu!« Zula hatte irgendwie angenommen, Qian Yuxia sei eine Lesbe. Vielleicht war sie es nicht. Vielleicht war sie aber auch eine Lesbe, die es amüsant fand, mit heterosexuellen Männern zu flirten.
    »Hat euer Hotel denn kein Internet?!«
    »Doch natürlich.« Was die implizite Frage nicht beantwortete. »Aber Csongor ist so ein Nerd, dass er es keine Stunde ohne seine E-Mails aushält.«
    »Hm. Also hier ist so ein Ort.«
    Yuxia hatte sie über eine Kreuzung hinweg in eine von kleinen Läden gesäumte Seitenstraße geführt. Neben einem solchen Laden ging eine Treppe nach oben und ins Innere eines Gebäudes, das eher neutral wirkte, sah man von einem alten Kultgegenstand aus World of Warcraft ab, dem Kopf einer Kreatur vom Stamm der Tauren, der an die Wand geklebt worden war. Fast wie ein mittelalterliches Gasthausschild.
    Für einen Moment blieben sie dort stehen.
    »Sie heißen Treppen«, sagte Qian Yuxia.
    Gestern hatte es so ausgesehen, als würden sie eine eindrucksvolle Anzahl an IP -Adressen und Breiten- und Längengradpaaren sammeln. Doch als Csongor dann tatsächlich eine Landkarte aus ihnen erstellt und über ein Bild von Xiamen gelegt hatte, war Ernüchterung eingetreten: Ihre Daten hatten es irgendwie geschafft, ein ebenso dürftiges wie klumpiges Bild zu bieten. Immerhin hatten sich Trends herausgeschält und ihnen Grund zu der Annahme gegeben, dass die IP -Adresse, die immer noch in verblassender Tinte auf Sokolows Handfläche stand, einer Wi-Fi-Basisstation zugewiesen war, die nicht weit draußen in den Vororten, nicht in der Nähe der Universität, nicht einmal in einem der entlegenen Teile der Insel, sondern nur ein oder zwei Kilometer von dem sicheren Haus entfernt lag.
    Vermutlich konnten sie das Haus des Trolls von ihrem Fenster aus sehen. Was in etwa der Aussage entsprach, man könne vom Mond aus die Erde sehen. Aber ein gewisser Fortschritt war es schon.
    Der allgemeine Plan für heute bestand nun darin, sämtliche Internetcafés, die sie innerhalb der betreffenden Zone finden konnten, aufzusuchen und sich um feinkörnigere Daten zu bemühen.
    Während sie diesen Plan in Gegenwart und unter scharfer Beobachtung von Iwanow entwarfen, hatten sie alle voller Überzeugung von Internetcafés gesprochen, als wäre das ein Thema, in dem sie sich auskannten. Warum auch nicht? Sie waren Hacker; sie kamen aus Seattle; von Peters Loft aus waren es gerade mal anderthalb Kilometer bis zum Hauptquartier von Starbucks, einem Unternehmen, das seine Cafés mit Wi-Fi-Anschluss über den gesamten Planeten ausgestreut hatte.
    Mit anderen Worten, sie hatten drei Vermutungen über chinesische Internetcafés angestellt, nämlich, (1) dass es sie überall gab, (2) dass sie leicht zu finden waren und (3) dass dort Kaffee ausgeschenkt wurde; dass es sich also um richtige Cafés handelte, kleine gemütliche Räume, in denen die Gäste es sich mit ihrem Laptop bequem machen und ihre E-Mails abrufen konnten.
    Die Erkenntnis, wie bedauernswert naiv und durch die Seattle-Brille gesehen diese Vermutungen

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