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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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des Fahrzeugs zugezogen hatte, folgte er ihnen zu dem Hintereingang. Yuxia fuhr, wahrscheinlich gemäß einer Anweisung von Iwanow, der immer noch vorne saß, geradeaus weiter und außer Sicht.
    In der Gasse war ein kleiner Streit im Gange, bei dem eine alte Dame, die sich aus ihrem Fenster im zweiten Stock herauslehnte, die Russen unten lauthals mit irgendwelchen Schimpfworten bedachte. Für einen Moment hegte Zula die Hoffnung, dass diese Frau die Polizei rufen würde. Sokolow sah kurz zu der Dame auf, dann griff er in seine Handgelenktasche, zog ein Geldbündel von über einem Zentimeter Dicke heraus, zeigte es ihr – was sie zum Verstummen brachte – und schleuderte es zu ihr hinauf. Es schoss an ihr vorbei durchs Fenster und prallte drinnen an irgendetwas ab. Sie zog den Kopf zurück und schloss das Fenster. Sokolow war nicht mal aus dem Tritt geraten.
    Eine halbe Treppenflucht aus Betonstufen führte hinunter in einen Kellerflur, der von ein paar nackten Glühbirnen erleuchtet wurde. Die Sicherheitsberater winkten sie ungefähr zwanzig Schritt weit den Flur entlang und dann in einen Raum, der von dem blaugrauen Licht erfüllt war, das durch zwei schmutzige Fenster auf Bürgersteighöhe hereinfiel. Dieser Raum grenzte, wie Zula vermutete, an den Fuß der Haupttreppe des Gebäudes. Man konnte mit einem Blick erkennen, dass das Haus um einen zentralen Kern herumgebaut worden war, der nicht nur die Treppe beherbergte, sondern auch die ganzen übrigen Dinge, die senkrecht verlaufen mussten: Rohrleitungen, Strom, Abwasserrohre. Daher war dieser Raum voll mit Rohren, Ventilen, Zählern, aberwitzigen Stromkabeln und Sicherungskästen. Was es nicht gab, war ein Internetanschluss – wie überhaupt irgendwelche Nachkriegstechnologie –, was kaum verwunderte, jedoch die Frage aufwarf, woher die REAMDE -Jungs ihre Verbindung bekamen. Aber in China waren alle Gebäude durch improvisierte Leitungen miteinander vernetzt, das heißt, sie hatten vermutlich irgendwo anders einen Anschluss angezapft.
    »Können wir aufs Dach gehen?«, fragte Peter.
    Ein Kundschafter wurde hinaufgeschickt und berichtete über Walkie-Talkie, im Augenblick hänge keiner der REAMDE -Jungs dort oben herum. Also stiegen Peter und Zula in Begleitung von Sokolow sechs Stockwerke bis ans obere Ende der Treppe hinauf. Der Zugang zum Dach war früher durch eine Tür versperrt gewesen, doch deren Schloss war aufgehebelt worden.
    Die Dachterrasse des Trolls bestand aus einem halben Dutzend Spritzgussstühlen, einem rostigen Klapptisch, einem Basketballkorb, der von einem Gerüst aus Leitungsteilen gehalten wurde, einem Teeservice, einer Plastikwanne mit einem Stapel Zeitschriften über die NBA und einem Verlängerungskabel, das quer übers Dach ins Treppenhaus lief und provisorisch in die Überreste einer Lampenfassung gestöpselt war.
    Aus ebendieser Fassung führte ein Stück billiges zweiadriges Lampenkabel hinauf aufs Dach des kleinen Verschlags am oberen Ende der Treppe, wo es unter einem umgedrehten, mit einem Ziegelstein beschwerten Eimer verschwand. Ein blaues Ethernet-Kabel ging ebenfalls unter diesen Eimer.
    Peter, dem Sokolow die Räuberleiter hielt, machte einen Satz auf den Verschlag, wand sich zu dem Eimer hinüber und befreite ihn von dem Ziegelstein. Als er ihn nach hinten kippte, kam ein Wi-Fi-Router mit fröhlich blinkenden LED s darunter zum Vorschein.
    Das blaue Ethernet-Kabel verlief von dort über das Dach zur Vorderseite des Gebäudes, wo es durch ein Wasserablaufloch in der grob einen Meter hohen Brüstung verschwand. Zula folgte dem Kabel bis an den Rand des Daches, beugte sich über die Brüstung und spähte hinunter. Sie stand jetzt in der Nähe der Ecke des Gebäudes, die der Stelle, wo sie aus dem Lieferwagen ausgestiegen waren, diagonal gegenüber lag.
    Rund zwanzig Meter unter sich konnte sie den Lieferwagen vor dem Haupteingang des Gebäudes stehen sehen, wo er den Verkehr blockierte und lauten Protest auslöste.
    Das blaue Kabel war entlang eines senkrechten Ablaufrohrs, das von dem Loch in der Brüstung aus an der Vorderseite des Gebäudes hinunterführte, festgeklemmt worden. An irgendeiner Stelle entfernte es sich vermutlich von dem Rohr und trat durch ein Fenster oder eine andere Öffnung in das Gebäude ein, und daran würde man die Lage der Wohnung des Trolls erkennen. In einer vollkommenen Welt wäre es möglich gewesen, aus dieser Perspektive die betreffende Stelle zu sehen und sofort die entsprechende Wohnung

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