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worden waren.
»Was sind denn das für Dinger?«, fragte Peter, der ihr gefolgt war.
»Sicherungen«, sagte Zula. »Ich habe davon gehört.«
»Anstelle von Schutzschaltern?«
»Ich vermute mal.«
»Aha, ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Peter mit einem Anflug von Übereifer.
Zula hatte gar nichts gewollt, nur herumschlendern und sich Sachen anschauen. Sie sah Peter an, der seinen PDA wieder hervorgeholt hatte. »Japp«, sagte er, »ich kann Atheron noch immer sehen.« Strahlend blickte er zu ihr auf, dann drehte er den Kopf nach hinten, um zu sehen, ob Sokolow und Iwanow ihnen Beachtung schenkten. Das taten sie im Moment nicht. Wieder betrachtete er den PDA , worauf seine Miene sich verfinsterte. »Mist, ich hab ihn verloren. Das Signal ist wirklich schwach.«
Da Csongor nähergekommen war, erklärte Peter: »Das haben Zula und ich schon mal gemacht, oben auf dem Dach. Atheron ist ihre Basisstation in der Wohnung. Ich kann mich nicht einloggen – sie haben sie mit einem Passwort geschützt –, aber das Signal kann ich sehen. Wenn wir ihr den Strom abdrehen, indem wir die Sicherung rausschrauben, müsste die Funkverbindung abbrechen.«
Csongors Blick schnellte über den Sicherungskasten. »Jede Wohnung hat eine eigene Sicherung?«
»Sieht so aus«, sagte Zula. »Mit chinesischer Kennzeichnung.«
»Kann hier irgendjemand chinesische Zahlen lesen?«
»Mehr oder weniger«, sagte Zula.
Iwanow kam herüber und stellte eine Frage auf Russisch. Sein Blick sprang von Peter über den Verteilerkasten zu Zula, während Worte aus Csongors Mund strömten. Peter gab noch zu bedenken, dass sein PDA Atheron hier unten in dem Kellerraum nicht richtig empfangen könne, und dann einigten sie sich unter viel mehr Gerede, als nötig erschien, auf folgende Vorgehensweise: Die meisten der Sicherheitsberater blieben in dem Kellerraum und taten das, was sie ohnehin die ganze Zeit machten, nämlich sich mit Waffen und Munition aus den Angelrutenkoffern und Kühlboxen beschäftigen. Peter stieg mit seinem PDA ein Stück die Treppe hinauf, um in eine zentralere Position innerhalb des Gebäudes zu gelangen, damit er ein gleichbleibendes Signal von Atheron empfangen konnte. Iwanow heftete sich an Peters Fersen; er wollte mit eigenen Augen sehen, wie das passierte, und sah Peter daher während des ganzen Experiments über die Schulter. Csongor blieb am Fuß der Treppe, wo er mit Zula, die am Verteilerkasten postiert war, Sicht- und Sprechkontakt haben konnte, und Sokolow befand sich im Treppenhaus irgendwo zwischen Csongor und Iwanow, sodass er mit beiden Handzeichen austauschen konnte.
Während das alles in die Wege geleitet wurde, bereitete Zula sich darauf vor, sich durch das Projekt des Lesens chinesischer Zahlen, oder besser, des vorgetäuschten Lesens derselben durchzumogeln.
Die an den Wohnungstüren angebrachten Zahlen bestanden aus arabischen Ziffern. Der Elektriker oder Hausmeister, der diese Sicherungen im Keller beschriftet hatte, hatte sich jedoch des chinesischen Systems bedient.
Null war ein Kreis. Eins, zwei und drei wurden durch die entsprechende Anzahl waagerechter Striche dargestellt. Vier konnte man sich gut merken, es war nämlich ein Quadrat mit noch irgendetwas drin. Jenseits davon waren die Zahlen allerdings nicht so offensichtlich. Mit etwas Hilfe von Yuxia hatte Zula versucht, sie zu lernen. In manchen Zusammenhängen, in denen die Zahlen in vorhersehbarer Reihenfolge angeordnet waren, fiel ihr das nicht schwer. Zufallszahlen zu lesen, wäre für sie unmöglich gewesen. Bei diesem Sicherungskasten lag die Aufgabe irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Oben in dem Kasten sah sie Beschriftungen, die überhaupt keine Zahlen enthielten – sie vermutete, dass sie so etwas wie »Keller« oder »Waschküche« bedeuteten. Darunter kamen dann Zahlen, die mit einem einzigen waagerechten Strich, also 1, begannen, und nach mehreren davon sah sie welche mit zwei waagerechten Strichen, danach einige mit drei Strichen und so weiter. Wie es schien, waren die Sicherungen also auf eine irgendwie logische Weise nach Stockwerk und Wohnungsnummer angeordnet worden. Das alles musste man jedoch eher als eine Art allgemeinen Trend denn als absolute Regel betrachten; es war offenkundig, dass man das Gebäude mehrmals neu verkabelt und dabei die verfügbaren Sockel planlos neu belegt hatte. In ihrem Kopf musste sie so etwas wie eine archäologische Ausgrabung vornehmen, um zu rekonstruieren, wie es dazu gekommen
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