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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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habe. Aber dann« – er sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass ihr Glas zersprungen und ihre Zeiger stehen geblieben waren –, »vor vielleicht einer halben Stunde, habe ich die korrekte Entscheidung getroffen und das Richtige getan. Und jetzt schaut nur, wohin mich das gebracht hat.«
    Ein weiterer nervöser Rückspiegelblick von Yuxia. Csongor begriff, dass er diesen Kommentar besser erklären sollte. »In ein Auto mit netten Menschen«, sagte er.
    Das war schon besser, aber er stand immer noch mit seinen großen Füßen im Fettnäpfchen. Für Csongor würde Marlon immer der Typ sein, der sein Leben riskierte, um ein in sich zusammenfallendes Gebäude zu betreten und einen Fremden in Sicherheit zu bringen. Doch er spürte, dass Marlon es gar nicht so verstanden wissen wollte. Er besaß die coole Unbekümmertheit der Skater-Ratten, die auf dem Erszébet tér ihre todesverachtenden Sprünge vollführten, der Hacker, die bei der DefCon in Vegas ihre neuesten Heldentaten zum Besten gaben.
    »Oder wenigstens einem netten Menschen«, berichtigte sich Csongor.
    Marlon drehte sich um und bedachte ihn wieder mit diesem Lächeln, dann holte er mit der rechten Hand aus. Es folgte ein kompliziertes Abklatschen, wie es unter Basketballspielern üblich war. Csongor war ziemlich sicher, dass er seinen Teil davon verpatzte; mitteleuropäische Eishockeyspieler waren für so was nicht zu haben. Immerhin hatte er jetzt nicht mehr dieses schreckliche Gefühl, das er immer bekam, wenn er versuchte, rückwärts Schlittschuh zu laufen, und deshalb ließ er es dabei bewenden.

Mr. Jones sagte nichts weiter auf Englisch, bis sie eine Stunde unterwegs gewesen waren und er Zula mit den Worten anblickte: »Ich geb’s auf.«
    Zu dem Zeitpunkt hatten sie auf dem Autobahnring entlang der Küste zwei Mal die Insel umrundet. Entgegen der ersten Anweisung waren sie nicht zum Flughafen gefahren. Das hatte Zula verwirrt, bis sie begriffen hatte, dass ihr Gefährte – falls man ihn so nennen konnte – kein Wort Chinesisch sprach und (zu Recht, wie sich herausstellte) annahm, dass der Taxifahrer des Englischen nicht mächtig war; daher hatte er bloß das eine englische Wort gerufen, das jeder Taxifahrer auf der Welt kennen musste. Das hatte ihn nur in Schwung bringen sollen. Nachdem dieser Fahrer sich erst einmal einen Weg aus dem Chaos rund um das explodierte Gebäude geschubst und gehupt hatte, hatte Mr. Jones ein Handy hervorgeholt, eine Nummer gewählt und auf Arabisch hineingesprochen. Dass es Arabisch war, hatte Zula gewusst, weil sie während ihrer Zeit in einem Flüchtlingslager im Sudan eine ganze Menge davon gehört hatte. Nach einem kurzen Austausch von Neuigkeiten, die, wie Zula erkannte, für die Person am anderen Ende der Leitung ausgesprochen überraschend kamen – Mr. Jones hatte es nämlich schon bald satt zu versichern, jedes Wort davon sei wahr –, hatte er das Handy dem Taxifahrer gereicht, den Anweisungen gelauscht, heftig genickt und etwas gesagt, was so viel heißen musste wie »ja« oder »Werd ich machen«.
    Danach hatte Mr. Jones noch ein paar knappe arabische Sätze mit seinem Gesprächspartner gewechselt und aufgelegt. Und der Taxifahrer hatte mit den Runden auf dem Autobahnring begonnen.
    Zula hatte ihren freien Ellbogen auf den Fensterrahmen des Taxis gestützt und drehte ihre Hand von Zeit zu Zeit so nach außen, dass sie ihre Fingerspitzen an das getönte Glas drücken konnte. Das industriegefertigte Ambiente eines Autos hatte etwas, was ein vollkommen trügerisches Gefühl der Sicherheit vermittelte.
    Als Mr. Jones sagte: »Ich geb’s auf«, schlug Zula die Augen auf und fuhr ein wenig zusammen. Konnte es wirklich sein, dass sie eingeschlafen war? Schien eine merkwürdige Zeit für ein Nickerchen zu sein. Aber die Art, wie der Körper auf Stress reagierte, war nun mal sonderbar. Und als sie dann den Autobahnring erreicht hatten, war ihre Aufmerksamkeit von keinerlei Schießereien oder Explosionen mehr in Anspruch genommen worden. Erschöpfung hatte sich bei ihr breitgemacht.
    »Er war Russe, ja? Der dicke Mann?«
    »Der Mann, den Sie … umgebracht haben?« Sie konnte nicht glauben, dass Sätze wie dieser aus ihrem Mund kamen.
    Auf dem Gesicht des Mannes zeigte sich Überraschung, dann ein Lächeln. »Ja.«
    »Ja. Russe.«
    »Die anderen auch. Die oben. Speznas.«
    Das Wort »Speznas« hatte Zula vor zwei Tagen zum ersten Mal gehört, aber jetzt wusste sie, was es bedeutete. Sie nickte.
    »Es gab aber

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