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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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drosselte. »Wer bist du eigentlich?«
    Augenscheinlich hatte sein Verhalten mit der Tasche sie nervös gemacht. Deshalb ließ er das Ding auf den Boden des Lieferwagens fallen, genau in die Mitte zwischen sich, Yuxia und Marlon. Dann öffnete er den Reißverschluss vollständig und zog die Deckklappe zurück, um den ganzen Inhalt der Tasche zu offenbaren.
    Sie besaß innere Versteifungen, die sie kastenartig offenhielten. Ihr Hauptfach war voll mit Geld: mindestens ein Dutzend von Gummibändern zusammengehaltene Backsteine, die ebenso wie die Stangenmagazine und der Elektroschocker zwischen losen Banknoten und Bündeln aus zehn Geldscheinen herumpurzelten. An die Innenseiten der Tasche waren eine Reihe kleiner Fächer aus Netzgewebe angenäht, die allerhand Kram enthielten. Csongor, der das Bordeauxrot eines ungarischen Reisepasses erkannte, öffnete eins davon und holte einen durchsichtigen Druckverschlussbeutel mit seinem Reisepass, seinem Handy und einem Großteil des Inhalts seiner Brieftasche heraus. Dann nahm er den Akku aus dem Handy und legte das übrige Zeug auf den Sitz neben sich. Beim weiteren Erforschen der anderen Netzfächer fand er noch zwei Druckverschlussbeutel, einen mit Peters und einen mit Zulas Sachen. Er vergewisserte sich, dass ihre Handys ausgeschaltet waren.
    In ein weiteres Fach war noch ein Handy, ein chinesisches Modell, gestopft worden. Csongor zog es heraus und hielt es hoch. »Ist das deins?«, fragte er, während er den Akku herausspringen ließ.
    Von Yuxia kam keine Antwort, und als er zum ersten Mal aufblickte, sah er, dass sie und Marlon in stummer Verwunderung in die Tasche starrten. Immerhin besaß sie die Geistesgegenwart, hin und wieder auch auf die Straße zu sehen.
    »Das ist Iwanows Tasche«, sagte Csongor. »Versteht ihr beide das? Es ist nicht meine.«
    »Jetzt ist sie’s«, sagte Marlon.
    »Sind das Kugeln?«, fragte Yuxia.
    Nachdem Csongor Yuxias Handy mitsamt dem Akku in den Getränkehalter neben ihrem Ellbogen gelegt hatte, griff er wieder in die Tasche und hielt eins der Stangenmagazine hoch. Die beiden oberen Patronen waren deutlich sichtbar. »Ja.«
    »Hast du eine Pistole?« Dabei sagte ihr Tonfall nicht: Es wäre echt cool und nützlich, wenn du eine Pistole hättest , sondern eher: Wenn du eine Pistole hast, sind wir sogar noch übler dran, als ich gedacht hatte .
    »Nein. Nur die Dinger hier. Vielleicht hat der andere Bursche Iwanows Pistole mitgenommen.«
    »Was ist denn dahinten drin?«, fragte Marlon, den Blick auf ein separates Fach am Ende der Tasche gerichtet, das groß genug für zwei Taschenbücher war. Von irgendetwas wurde es eindeutig ausgebeult. Csongor öffnete den Reißverschluss, griff hinein und zog zu seinem Schrecken eine Pistole hervor. Diese hatte Griffschalen aus gemasertem Holz und war kleiner als die, die Iwanow bei sich gehabt hatte. Er kannte sie: Diese Seitenwaffe war immer die Grundausrüstung des sowjetischen und russischen Militärs gewesen. Csongor konnte einfach nicht glauben, dass er so eine jetzt in der Hand hielt.
    »Ach du Scheiße«, sagte Marlon.
    In Ungarn hatte Csongor kaum Zugang zu Feuerwaffen gehabt. Am Rande einer Hackerkonferenz in Vegas jedoch, zu der er vor zwei Jahren gereist war, hatte er zwei Abende auf Schießständen verbracht, die auf ausländische Besucher eingestellt waren, und sich dort ein paar Grundlagen angeeignet. Er fand heraus, wie man aus dieser Waffe das Magazin auswarf, hielt sie dann in einen Lichtstrahl, der durch den Spalt im Wagendach fiel, und zog den Schlitten gerade weit genug zurück, um sicherzustellen, dass keine Patrone mehr im Lager war. Danach ließ er die leicht zu erkennende Sicherung ein paarmal vor- und zurückschnappen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann sie eingerastet war und wann nicht. Als er sicher war, dass die Pistole keine Patronen mehr enthielt und nicht scharf war, legte er sie auf den Sitz neben sich, bevor er noch einmal in das Extrafach griff, um zu sehen, welche anderen Schätze noch darin zu finden sein mochten. Er förderte ein mit Patronen gefülltes Ersatzmagazin für die Pistole zutage. Außerdem zwei schwere schwarze Zylinder mit Stahlringen an der Oberseite.
    Csongor hob den Kopf und begegnete Marlons Blick. Außerhalb von Computerspielen hatte keiner von ihnen so etwas je gesehen, aber Csongor war sich ziemlich sicher und fand in Marlons Gesichtsausdruck die Bestätigung, dass es Handgranaten waren.
    »Gebt mal einen Ton von euch, wenn ihr noch am Leben

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