Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
noch drei … andere.« Er hob seine gefesselte Hand, wobei er ihre mit hochzog, und streckte seinen Daumen in die Luft. »Sie.« Den Zeigefinger. »Der, den der dicke Russe im Treppenhaus umgebracht hat. Ich glaube, er war Amerikaner.« Den Mittelfinger. »Und den im Keller, der versucht hat, Sie zu schützen …«
    »Das war mehr als ein Versuch.«
    »Er war möglicherweise auch Russe – aber irgendwie anders als die anderen?«
    »Ungar.«
    »Der dicke Mann – organisiertes Verbrechen?«
    »Wohl eher des organisiert«, sagte Zula. »Wir glauben, dass er vor seiner eigenen Organisation auf der Flucht war. Er hat irgendwas vermurkst, und zwar gewaltig. Das hat er zu vertuschen versucht. Wollte es wiedergutmachen.«
    »Sie sagen ›wir‹. Was meinen Sie mit ›wir‹?«
    Sie wand ihre gefesselte Hand nach oben und ahmte seine Geste des an den Fingern Zählens nach.
    »Sie drei«, sagte er.
    Darüber dachte Mr. Jones eine Weile nach. Seine Stimmung schien besser zu werden, aber er war immer noch vorsichtig. »Wenn ich Ihre Worte für bare Münze nehme«, sagte er, »dann ist es nicht das, was ich zunächst angenommen habe.«
    »Was haben Sie denn angenommen?«
    »Einen verdeckten Kommandoeinsatz natürlich.« Die Wendung war ihr durchaus vertraut, wurde sie doch in Zeitungsartikeln und Sommerkinofilmen zur Genüge strapaziert, aber er sprach sie mit einer Emphase, einem Tonfall aus, wie sie es noch nie gehört hatte, wie einer, der solche Dinge aus erster Hand kannte, der dabei Freunde hatte sterben sehen. »Wenn es aber wirklich das ist, was Sie sagen …« Er blinzelte und schüttelte den Kopf wie ein Mann, der versuchte, gegen die Auswirkungen einer hypnotisierenden Droge anzukämpfen. »Unmöglich. Dumm. Es war absolut der Job eines Sonderkommandos. In raffinierter Verkleidung.«
    »Raffinierter Verkleidung?«
    »Was man sonst eine Kostümparty nennen würde«, schoss er zurück, unversehens den breiten Akzent des Mittelwestlers parodierend. »Um das Ganze abstreiten zu können.« Jetzt wieder im üblichen britischen Akzent, dem, den sie kaum lokalisieren konnte. »Eine militärische Einheit nach China reinzuschicken, hätte nämlich ein diplomatisches Fiasko zur Folge. So dagegen können sie mit einem Achselzucken sagen: ›Es waren diese verrückten Typen von der russischen Mafia, die haben wir nicht in der Hand, da konnten wir nichts machen.‹«
    Das klang in Zulas Ohren so überzeugend, dass sie anfing, es selbst zu glauben.
    »Was war Ihre Rolle?«, fragte er.
    Zula lachte.
    Seine Augen weiteten sich ein wenig. Dann lachte er auch. »Die drei«, sagte er, wieder mit der entsprechenden Geste. »Warum muss ein verdecktes russisches Killerkommando die Drei Wir mit sich rumschleppen? Sie mit Handschellen an Rohre fesseln und in den Kopf schießen?«
    Bei der Erinnerung daran, dass Peter tot war, entgleisten Zula die Gesichtszüge, und sie verspürte einen Moment lang eine makabre Betroffenheit darüber, dass sie noch kurz zuvor gelacht hatte. Eine Zeitlang schwiegen sie, fuhren nur.
    »Ihr Typen seid also im Virus-Schreib-Geschäft?«, wagte sie einen Vorstoß.
    Jetzt erfuhr sie, wie Jones aussah, wenn er vollkommen sprachlos war. Was Zula mit Befriedigung erfüllt hätte, wäre sie nicht ganz genauso verwirrt gewesen.
    »Die Russen«, erklärte sie. »Deshalb sind sie – wir – in dieses Mietshaus reingegangen. Um jemanden zu finden, der einen Virus geschrieben hatte.«
    »Einen Computer virus«, sagte Jones, mehr als Feststellung denn als Frage.
    Zula nickte, von dem Gedanken beunruhigt, dass Jones’ Gruppe womöglich mit anderen Arten von Viren arbeitete.
    »Mit dem Schreiben von Computerviren haben wir nichts zu tun«, verkündete Jones. »Wenn ich es mir aber recht überlege, wäre es vielleicht gar kein schlechtes Betätigungsfeld für uns.« Dann konzentrierte er sich wieder. »Oh«, sagte er. »Die Leute unter uns. Jungs mit Computern. Hab mich immer gefragt, was die gemacht haben.«
    Zula schluckte und verstummte. Ihr war gerade ein flüchtiges Bild von kurz vor dem Ausbruch der Schießerei in den Sinn gekommen: eine in den Sicherungssockel gestopfte Münze, ein Halbmond und ein Stern. Jemand – vielleicht Jones selbst – hatte diese Münze dort reingesteckt, als sie in die leerstehende Wohnung eingedrungen waren und sie besetzt hatten.
    Das war alles ihr Werk. Was würde Jones machen, wenn ihm das klar wurde?
    »Also der dicke Russe …«, fing Jones an.
    »Iwanow.«
    »Der war stinksauer auf

Weitere Kostenlose Bücher