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hatten, den beiden hin. »Grundfarbe so wie das hier.«
Marlon sagte: »Dieser Typ hätte dich umgebracht, wenn du irgendwas versucht hättest.« Das führte jedoch dazu, dass Yuxia erneut anfallartig auf das Lenkrad einhämmerte.
»Mein Kopf war verwirrt«, sagte Csongor. »Ich habe nichts klar gesehen. Aber nachdem Iwanow mir einen Schlag versetzt hat, ist jemand anderes in den Keller gekommen – derselbe Mann, von dem du sprichst?«
»Ja, derselbe«, bestätigte Marlon. »Er hat auf den Mann geschossen, der dich geschlagen hat, und …« Während er das Geschehene noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen sah, schüttelte Marlon in einer Mischung aus Unglaube und Übelkeit den Kopf. Csongor, der überhaupt kein Chinesisch sprach, war bislang beeindruckt von Marlons fließender Beherrschung des universellen Englisch aus Actionfilmen und Chatrooms.
Sie fädelten sich gerade in eine gewaltige Kreuzung ein; durch sie wurde der Autobahnring mit einer gigantischen, neu aussehenden Brücke verbunden, die über eine Meerenge zu etwas führte, was Csongors Vermutung nach das Festland sein musste: ein Wattgebiet, in dem gewaltige, noch im Bau befindliche Apartmenthochhäuser und ebenso hohe Masten für über das Wasser hängende Stromleitungen standen.
»Einer, der Iwanow getötet hat, ist mein Loverboy«, bemerkte Yuxia.
Csongor war überzeugt, dass Iwanows Mörder einen schrecklichen Loverboy abgeben würde. Er drehte sich um und sah Marlon an.
Da fiel ihm eine menschliche Gestalt außerhalb des Wagens auf. Durch die vom Staub vernebelte Windschutzscheibe sah er einen uniformierten Beamten des Büros für Öffentliche Sicherheit, das Gesicht dem Verkehr zugewandt, gleich neben der Straße auf dem Mittelstreifen stehen. Beide Hände vor dem Körper.
Mit einer Waffe.
Auf sie gerichtet.
Der Ungar zuckte so heftig zusammen, dass er dabei Iwanows Herrentasche mit dem Fuß unter den Beifahrersitz schob. Doch als der Polizist vorbeihuschte, erkannte er, dass es nur eine Art Schaufensterpuppe war, die man auf einem Betonsockel dorthin gestellt hatte und die mit einer Radarpistolenattrappe bewaffnet war. Er schlug die Hände vors Gesicht, lehnte sich zurück und versuchte sich zu beruhigen.
Eins nach dem anderen. »Hast du ein Handy?«, fragte Csongor.
Marlon war die Puppe nicht aufgefallen. Er hatte neugierig Csongors merkwürdige Reaktionen und Bewegungen beobachtet. Jetzt nickte er, richtete sich aus seiner lässigen Haltung auf, zauberte ein Handy hervor und zog mit einem Ruck den Akku heraus. Csongor spürte, wie ein gutes Gefühl ihn durchströmte. Marlon hatte ihn nicht nur aus der Hölle herausgeführt, sondern gehörte auch zu den Leuten, denen man nicht extra sagen musste, wie man ein Handy stumm und nicht zurückverfolgbar machte.
»Yuxia?«
»Nein! Dr. Evil hat es mir abgenommen.«
»Dann ist es vermutlich in Dr. Evils Tasche«, sagte Csongor. Er zog sie unter dem Beifahrersitz hervor, hievte sie auf seinen Schoß und begann, ihren Reißverschluss aufzumachen. Als das unverkennbare Magentarot der chinesischen Währung durch den Ritz schimmerte, beschloss er, das Ding lieber nicht ganz aufzuziehen. Er öffnete es nur so weit, dass seine Hand durch passte, und fing an, darin herumzuwühlen. Das brauchte seine Zeit, da er nicht sehen konnte, was er tat. Marlon betrachtete ihn mit einer Mischung aus Neugier und Nervosität.
»Wer war dieser Typ?«, fragte Csongor, der Marlon ablenken wollte. »Dieser Schwarze?«
Marlons Augen schnellten von der Tasche hoch, um Csongor anzufunkeln. »Wer zum Teufel bist du !?«, fragte er.
Dann gerieten Marlon und Yuxia in Streit. Csongor hatte den Eindruck, dass Yuxia den jungen Mann wegen seiner schlechten Manieren getadelt hatte.
»Lass ihn ruhig«, sagte Csongor. »Das ist eine vernünftige Frage.« Er grinste, womit er zum Ausdruck zu bringen versuchte, dass er nicht gekränkt war. Allerdings verursachte jede Art von ausgeprägter Mimik ihm Kopfschmerzen.
Vielleicht als Reaktion auf etwas, was Marlon gesagt hatte, drehte sich Yuxia mit interessierter Miene um und musterte Csongor. Dann fiel ihr Blick auf die Tasche.
Marlon tippte ihr auf die Schulter und wies, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße zu lenken, mit dem Kopf in Richtung Windschutzscheibe; sie hatte sich nämlich wieder auf die linke Spur geschoben und überholte gerade eine Menge Autos.
»Marlon hat recht«, schloss sie, während sie sich nach vorne drehte und die Geschwindigkeit
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