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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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direkt an die Stirn hielt, unmittelbar über einem Auge.
    »Ich habe sie von einem Russen bekommen.«
    »Also vermutlich eine echte«, bemerkte Jones. »Zu Ihren Gunsten nehme ich mal an, dass Sie so geistesgegenwärtig waren durchzuladen.« Er schielte (wie Zula mutmaßte) in Csongors Augen, wo er einen Anhaltspunkt zu finden hoffte.
    Was er anscheinend tat. »Was ich in Ihrem Gesicht sehe, ist nicht gerade vollkommene Gewissheit«, sagte Jones in einem Ton affektierter Belustigung. »Dennoch wäre es unvorsichtig von mir, davon auszugehen, dass keine Patrone im Lager ist. Zufällig bin ich mit der Makarow ziemlich vertraut, da sie in Afghanistan weit verbreitet ist. Ich spüre, dass Sie eher ein Neuling sind. Ich bin neugierig: Haben Sie die Waffe gesichert?«
    »Im Augenblick ist sie ganz bestimmt nicht gesichert«, sagte Csongor.
    »Das ist gar nicht das, wonach ich gefragt habe. Ich wollte wissen, ob Sie sie überhaupt gesichert haben, irgendwann , nachdem Sie sie geladen und gespannt hatten. Sie kommen mir vor wie einer, der das tun würde. So, wie Iwanow über Sie gesprochen hat. Ihre Beschützerhaltung Zula gegenüber. Sie sind aufmerksam, fürsorglich, besonnen.«
    Csongor schwieg.
    »Ich frage nur«, fuhr Jones fort, »weil die Makarow eine interessante Eigenart besitzt: Wenn man die Sicherung aktiviert, entspannt sie den Hahn. Sie zu entsichern, spannt ihn aber nicht wieder. Nein. Dann hat man eine Waffe, die geladen, aber nicht schussbereit ist. Ganz anders als Iwanows feine 1911 hier, die sowohl geladen, als auch gespannt ist. Wenn ich auch nur den geringsten Druck auf den Abzug ausübe, jage ich ein ziemlich großes Stück Metall durch Zulas Hals und dann in Ihr Herz, womit ich Sie beide so schnell töte, dass sie es gar nicht mitkriegen.«
    Sirenen näherten sich: Mehrere Polizeiautos kamen um den Meeresarm herum auf sie zugefahren. Jones sah einen Moment lang zu ihnen hinüber, richtete den Blick aber dann wieder auf Csongors Gesicht und fuhr fort: »Sie werden nicht mal die romantische Erfahrung machen, wie es ist, mit Zulas enthaupteter Leiche auf sich hier zu liegen und zu verbluten, weil eine hydrostatische Stoßwelle geradewegs die Aorta hinauf in ihr Gehirn gehen und sie bewusstlos machen, vielleicht sogar Ihre Augäpfel herausspringen lassen wird. Sie dagegen – sollten Sie sich zu irgendeinem Schritt entschließen – hätten einen sehr starken Abzugswiderstand zu überwinden. Diese erste Patrone aus dem Magazin der Makarow, das ist das Miststück. Da der Hahn nicht gespannt ist, müssen Sie eine halbe Ewigkeit fest diesen Abzug drücken, damit Sie den Schlitten für den ersten Schuss zurückgezogen kriegen. Und da sich Ihr Finger ungefähr fünf Zentimeter vor meinem linken Augapfel befindet, wird es verdammt schwierig für Sie, es so zu machen, dass es mich überrascht, stimmt’s?«
    Csongor sagte nichts. An seiner Atmung konnte Zula jedoch spüren, dass Jones’ Worte Wirkung erzielten. Sie und die herannahenden Polizeiwagen ließen seinen Kampfgeist schwinden.
    »Wie groß sind die Chancen, dass Sie den Abzug ganz durchziehen können, solange Sie und Zula noch am Leben sind, Csongor?«
    Jones starrte Csongor unverwandt in die Augen und wartete darauf, dass er sich ergab. »Habe ich übrigens erwähnt, dass es ausgesprochen nervig ist, mit Handschellen an dieses Luder gefesselt zu sein? Mir wäre nichts lieber, als sie los zu sein.«
    »Csongor«, sagte Zula. »Pass auf. Kannst du mich hören? Sag was.«
    »Ja«, sagte Csongor.
    »Ich möchte, dass du dir die Pistole anguckst, die Mr. Jones mir an den Hals hält. Siehst du sie?«
    Eine Pause, dann: »Ja, ich hab sie im Blick.«
    »Fällt dir irgendwas Besonderes am Zustand ihres Hahns auf?«, fragte Zula ihn.
    Jones, der Csongor immer noch ansah, war durch Zulas Eintritt in das Gespräch überrascht worden. Jetzt lächelte er jedoch breit. Wie es schien, erledigte Zula die Arbeit für ihn. Erinnerte Csongor daran, falls er es beim ersten Mal nicht ganz verstanden hatte, dass die 1911 nur eine Mikrosekunde davon entfernt war, sie beide umzubringen.
    Dann wurde das Grinsen von Erstaunen abgelöst, als Csongors Finger sich in Bewegung setzte und diesen ewig langen Druck auf den Abzug ausübte, vor dem Jones ihn gerade erst gewarnt hatte.
    Die Pagen, die Sokolow in das Hotel hinein laufen sehen würden, hatten ihn nicht heraus kommen sehen. In einem kleineren Haus hätte das vielleicht Argwohn erregt. Doch dieses Hotel war vierzig Stockwerke

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