Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
eingeschärft hatten, Situationen zu vermeiden, bei denen sie übermäßige Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Zum Glück hatte sie in diesem Moment so viele Verbände um den Kopf gewickelt, dass niemand sie aus einer Gegenüberstellung von Mumien und Brandopfern hätte herauspicken können.
    Das Taxi schoss vorwärts und verschwand über das Ende des Piers. Das darauf folgende Geräusch – ein Krachen, kein Platschen – sagte Zula, dass es im Sturzflug auf dem Schiffsdeck gelandet war.
    Die Geschwindigkeit des Lieferwagens sank auf nahezu null, was Zula einen klaren Blick durch die Windschutzscheibe gewährte – jedenfalls so klar, wie es angesichts der Tatsache möglich war, dass sie mit Staub überzogen und durch den Aufprall gerade in ein Spinnennetz verwandelt worden war. Hinter dem Lenkrad sah sie nichts als einen weißen Ballon: den Airbag. Sie war sich jedoch sicher, unmittelbar vor dem Aufprall Yuxias Gesicht unterschwellig wahrgenommen zu haben.
    Der Lieferwagen rollte weiter vorwärts, und als er gerade mal in Armeslänge an Zula vorbeikam, erkannte sie durch das Fenster auf der Fahrerseite Yuxia im Profil. Der Airbag fiel in sich zusammen und löste sich von ihrem Gesicht, doch die Chinesin starrte, durch den Aufprall wie gelähmt, stumpf geradeaus, und das Gewicht ihres Fußes musste immer noch auf dem Gaspedal liegen. »Yuxia!«, rief Zula und dachte, Yuxia regte sich; doch der Lieferwagen beschleunigte und folgte dem Taxi über das Ende des Piers hinaus.
    Allerdings verschwand er nicht ganz. Auf dem Schiffsdeck begannen sich nämlich Unfallfahrzeuge zu stapeln, sodass der Lieferwagen kopfüber gelandet war und die Hinterräder über den Pier hinaus in die Luft ragten.
    Das war etwas, was man nicht alle Tage sah, sodass alle wie gebannt hinschauten: Zula, Abdallah Jones, seine zwei überlebenden Komplizen (der Bewaffnete an der Fahrertür hatte sich im Augenblick des Aufpralls gerade in das Taxi gebeugt, was ihm ziemlich schlecht bekommen war, denn jetzt lag er reglos auf dem Pier) und der Taxifahrer. Und so verging eine merkwürdig lange Zeit, bis allen ganz klar war, dass sich ein neues Mitglied ihrer Gruppe angeschlossen hatte. Noch bevor Zula sich zu ihm umgedreht hatte, erkannte sie ihn aus dem Augenwinkel schon an seiner Körperform als Csongor. Er taumelte auf sie und Jones zu. Der Ungar sah ganz schön mitgenommen aus und war sichtlich bemüht, sich aus einem wirren und benommenen Zustand herauszureißen. Er musste unmittelbar nach dem Aufprall aus der Seitentür des Lieferwagens gestolpert sein. Zula hatte den Impuls, ihn zu umarmen, unterdrückte ihn jedoch, als sie bei dem Versuch, die Arme zu heben, spürte, wie die Handfessel sich spannte. Csongor griff sich gerade in die Hosentasche.
    Dann spürte sie einen schmerzhaften Ruck an ihrem linken Handgelenk, als Jones seine Hand nach oben und quer über ihren Körper streckte. Er schob seinen Handrücken über ihre rechte Brust und bohrte ihr grobe Fingernägel in die Mulde zwischen Achselhöhle und rechtem Oberarm, wobei der Stahl der Handschelle ihr ins Fleisch schnitt. Da ihrem linken Arm nichts anders übrig blieb als seinem rechten zu folgen, hing er schließlich quer vor ihrem Bauch.
    Jones’ Griff schloss sich um ihren Bizeps. Sein Ellbogen drückte sich in ihre Brust, während er seinen Arm beugte und sie so herumwirbelte, dass sie unmittelbar vor ihm zu stehen kam und Csongor den Rücken zukehrte. Er benutzte sie als Schutzschild.
    Jones hob seine linke Hand mit der Pistole, setzte ihren Lauf mit einer unbeholfenen Drehbewegung Zula an den Hals und zielte durch sie hindurch. Sie hörte, wie der Sicherungshebel sich löste. Gleichzeitig streckte Csongor seinen rechten Arm seitlich an ihrem Kopf vorbei, und sie stellte voller Überraschung fest, dass er eine Pistole in der Hand hielt. Abgesehen davon konnte sie Csongor nicht sehen, aber fühlen. Bemüht, dem Druck von Jones’ Pistolenmündung an ihrer Kehle auszuweichen, lehnte sie sich zurück und spürte bald, dass ihr Kopf bequem an Csongors gewaltiger, sich hebender und senkender, pochender, verschwitzter Brust ruhte. Die beiden Männer waren etwa gleich groß, und Zula fand sich fest zwischen ihnen eingeklemmt wieder.
    »Ist das die echte Makarow oder die ungarische Variante?«, fragte Jones in einem lockeren Konversationston. »Auf die Entfernung kann ich die Beschriftung nicht erkennen.« Damit spielte er auf die Tatsache an, dass Csongor ihm die Mündung der Waffe

Weitere Kostenlose Bücher