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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Marlon.
    Das war weder höflich noch gut formuliert, aber Csongor verstand, was er meinte.
    »Du willst dieses Schiff übernehmen«, sagte Csongor. Nur um sicherzugehen, dass er und Marlon sich richtig verstanden.
    »Weißt du einen anderen Weg, aus China rauszukommen?«
    »Wo fahren wir denn hin?«
    »Wohin auch immer!«
    »Und wie sollen wir …«
    »Hör mal!«, sagte Marlon. »Sie macht’s.«
    Csongor wandte sich wieder dem Fischerboot zu, das jetzt erschreckend nah bei ihnen war, und hörte Geklopfe und Geschrei und die Stimmen wütender Männer. Ein stählerner Riegel klirrte, eine Tür wurde auf aufgezogen und die Kakophonie, die zuvor gedämpft gewesen war, breitete sich übers Wasser aus: die Stimme einer Frau, kaum als Yuxias zu erkennen, die schrie und, wie er annahm, fluchte, und der Lärm von berstendem Glas. Männer, die ihr sagten, sie solle damit aufhören.
    »Erinnerst du dich daran?«, fragte Marlon.
    Csongor richtete den Blick auf den Chinesen, der jetzt dank des Lichts, das aus den Fenstern des Fischerboots drang, etwas besser zu erkennen war, und sah ihn einen dieser Gegenstände in der Hand halten, die sie einige Zeit zuvor als Blendgranaten wahrgenommen hatten.
    »Nimm zwei«, sagte Csongor. Damit griff er in seine Tasche, zog die zweite Granate heraus und gab sie Marlon. Er selbst schlang sich den Riemen der Herrentasche über die Schulter, damit er sie, was immer auch folgen mochte, nicht verlor, und nahm die Pistole zur Hand. Jones hatte sie als eine Makarow identifiziert. Csongor zog den Verschluss zurück, um nachzuprüfen, dass sich eine Patrone im Lager befand.
    Dann schob er sich die Waffe in den Hosenbund, griff nach den Riemen und fing an, wie von Sinnen zu rudern. Er hatte eine wenn auch noch so unwahrscheinliche Gelegenheit erspäht, aus China rauszukommen.
    Als Sokolow erwachte, war es vollkommen still in dem Büro. In seinem Kurzzeitgedächtnis war ihm jedoch das Geräusch einer sich öffnenden Aufzugtür haften geblieben.
    Er zwang sich, nicht wieder einzuschlafen, und hörte bald undeutliche Stimmen.
    Im Dunkeln tastend, vergewisserte er sich, dass die Pistole und die Taschenlampe noch da waren, wo er sie hingelegt hatte, neben seinem Kopf. Er zog erst das eine, dann das andere Knie an die Brust, um sich die Schuhe zu binden. Wer immer gekommen war, die Besucher bewegten sich vorsichtig, erkundeten, diskutierten. Es war nicht die Brich-die-Tür-auf-und-stürz-dich-hinein-Art von Besuch.
    Sie waren wohl durch die Glastür aufgehalten worden. Sokolow hatte sie mit einem Kabelschloss verriegelt. Jetzt würden sie versuchen, einen Weg um die Tür herum zu finden, debattieren, ob sie einfach das Glas zertrümmern sollten. Der Lärm würde ohrenbetäubend sein, aber es war mitten in der Nacht und das Gebäude zum größten Teil leer.
    Da er nicht wusste, zu wie vielen sie waren und welche Absichten sie wohl hatten, beschloss Sokolow, sich zurückzuziehen und auf die Lauer zu legen. Er stand auf, hob einen Fuß in die Schlinge, die er aus dem Ethernet-Kabel geknotet hatte, und verlegte sein Gewicht darauf; dann streckte er das Bein und fuhr mit Kopf und Schultern durch die Öffnung in der Decke.
    Die Pistole, das Magazin und die Taschenlampe ließ er vorerst auf einer benachbarten Deckenplatte liegen. Dann streckte er eine Hand nach oben und fand Halt an dem schweren Untergurt des Stahlträgers. Von da aus war es nicht schwer, während er an den Händen hing, die Knie hochzuziehen und die Unterschenkel durch zwei der dreieckigen Zwischenräume in dem Träger zu stecken. Als das geschafft war, konnte er sich an den Knien kopfüber hängen lassen und hatte die Hände frei.
    Die Kabelschlaufe zog er zu sich hoch und legte sie seitlich auf das Deckenraster.
    Vom Eingang her kamen zwei dumpfe, sondierende Schläge, gefolgt von einem ungeheuren Getöse und einem langen Decrescendo aus schrillem Geklirr, während Glasscherben sich überall auf dem Boden des Eingangsbereichs verteilten. Sokolow lauschte ein paar Augenblicke, nur um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele sie waren und wie sie sich bewegten. Dann nahm er die lose Deckenplatte von der Stelle, wo er sie hingelegt hatte, um sie wieder an ihren Platz zu setzen.
    Dabei fiel sein Blick auf etwas unten auf dem Tisch: sein Handy und ein Stück Papier. Beides hatte in der Gesäßtasche seiner Anzughose gesteckt. Normalerweise trug er Hosen mit Reißverschlusstaschen, die er geschlossen hielt. Auf diese Weise brauchte er nie zu

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