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Einfahrt zur Tiefgarage lag unmittelbar vor ihnen, eine abwärtsgeneigte Rampe, die mit einem Stahltor verschlossen war. Das hob sich jetzt unter Ächzen und gab ihnen den Weg frei. Nachdem das Taxi das Tor passiert hatte, fuhr es zu einer Aufzugbatterie, wo zwei der hinten sitzenden Männer hinaussprangen und den Mann aus dem Kofferraum befreiten. Währenddessen öffnete sich die Tür eines der Aufzüge und gab den Blick auf den ersten Mann frei, der neben dem Sicherheitsbediensteten stand. Der Wachmann hatte die Hände hinter dem Rücken und eine Pistole am Kopf. Alle drängten sich in den Aufzug, und die Tür ging wieder zu.
Dann fuhr das Taxi aus dem Untergeschoss des Hochhauses hinaus zurück auf den Uferboulevard. Ein paar Minuten später waren sie wieder an dem Pier. Khalid und einer der anderen Dschihadisten stiegen zu ihnen ins Taxi, und Jones nannte dem Fahrer das Hyatt in der Nähe des Flughafens als Ziel. Als sie erst einmal auf der Hauptverkehrsstraße waren, zog er sein Handy heraus, sagte, den Blick auf Zula gerichtet: »Hier werden Sie jetzt wunderbar kooperativ sein.«
»Was fragst du sie?«, wollte Csongor wissen.
»Auf welcher Seite des Schiffes sie ist«, sagte Marlon und streckte das Handy für einen Moment von seinem Kopf weg. Dann nahm er es wieder ans Ohr und hörte zu. »Sie ist auf dieser Seite.« Er machte eine Geste in Richtung offenes Meer.
Csongor betrachtete das Fischerboot, das vielleicht hundert Meter von ihnen entfernt war. Wenn er zu rudern aufhörte und es seinen Kurs hielt, würde es genau vor ihnen vorbeifahren und sie an Steuerbord – also auf seiner der Insel zugewandten Seite – liegen lassen. Marlon sagte aber gerade, Yuxia befinde sich in einer Kabine an Backbord.
Zu sagen, sie würden versuchen, das größere Schiff abzufangen, hätte irgendwie bedeutet, dass sie einen Plan hatten. Was wiederum bedeutet hätte, dass Marlon und Csongor sich darüber ausgetauscht hätten, was sie als Nächstes tun sollten. Nichts von beidem traf zu. Zuvor hatten sie den Schutz der Dunkelheit und die Tatsache, dass ihr Boot ohne Sprit keinen Lärm machen konnte, dazu genutzt, umherzufahren und ein Auge auf die Aktivitäten der Terroristen zu haben. Das hatte sie an den Rand des Verderbens gebracht, als die schnellere Barkasse, die längsseits des Fischerboots gelegen hatte, plötzlich mit Volldampf auf sie zukam. Seitdem hatte Csongor sich mit aller Kraft in die Riemen gelegt. Und wenn er mit ein paar Flaschen Wasser rehydriert und sein Magen mit Nudelsuppe gefüllt war, war seine Kraft beachtlich, und er konnte das kleine Boot wie einen Wasserläufer ruckweise über die glatte Meeresoberfläche fahren lassen. Aber warum tat er das? Wie lautete der Plan? Keine Ahnung.
»Was machen wir …«, fing Csongor an, doch Marlon unterbrach ihn. Er legte auf. »Ich habe ihr gesagt, gao de tamen ji quan bu ning «, erklärte er.
»Was bedeutet das?«
Marlon grinste und hielt Csongor hin, während er sich durch die Übersetzung durcharbeitete. »Mach es so, dass nicht mal ihre Hunde und Hühner ungestört sind.«
»Das heißt?«
»Schlag Krach, so in etwa.«
»Okay. Und dann?« Csongor hörte auf zu rudern und sah Marlon an.
Marlon machte eine vielsagende Kopfbewegung in Richtung des herannahenden Schiffs. »Die Räder«, sagte er.
Csongor drehte sich um und schaute hin. Marlon hatte das falsche englische Wort benutzt, aber wovon er gesprochen hatte, lag auf der Hand. Sämtliche in der ganzen industrialisierten Welt weggeworfenen Reifen schienen hier an der chinesischen Küste gelandet zu sein, wo sie von den Einheimischen genauso verwendet wurden, wie ihre Landrattenvettern Bambus benutzten: als Universalstoff, aus dem alle anderen festen Gegenstände gemacht werden konnten. Wobei sie manchmal gewaltig umgeformt werden mussten, um ihrer beabsichtigten Funktion zu dienen. In anderen Fällen sahen sie immer noch wie Reifen aus. Jedes Schiff – ja, jeder schwimmende Gegenstand – in diesem Universum war von allen Seiten durch Reifen geschützt, die, aufgereiht wie Schilde an einem Wikingerschiff, an Seilen von seinem Dollbord hingen. Da machte dieses keine Ausnahme. Sie hingen unmittelbar über der Wasserlinie. Es durfte also kein Problem sein, von dem Ruderboot aus nach oben zu greifen, einen zu packen und mit seiner Hilfe an Bord des Schiffes zu klettern. Die Räder .
»Das hier ist kein Computerspiel«, sagte Csongor. »Das ist real.«
»Dann mach es real, Arschloch!«, konterte
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