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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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die er benutzen würde, um an Bord zu gelangen. Dann holte er tief Luft, sank unter die Oberfläche und legte die letzten paar Meter unter Wasser zurück.
    Als er die Ecke des Rumpfes über sich sah, zog er die Knie an die Brust, ließ sich auf den Grund sinken und schoss dann mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft senkrecht nach oben. Seine Hände brachen als Erstes durchs Wasser und fanden Halt an der Lauffläche eines Reifens. Sokolow hob einen Fuß und setzte ihn ins Innere des Reifens, dann gingen seine Hände hinauf an das Seil, an dem der Reifen hing; während er mit den Armen zog und mit den Beinen schob, schoss er über das Dollbord hoch und schwang sein freies Bein ins Boot. Einen Moment lang saß er, obwohl sein Schwung ihn weiter vorwärtstrieb, rittlings auf dem Dollbord. Der Bootsführer drehte sich gerade nach der Quelle dieses unerwarteten Geplätschers um. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, dann spähte Sokolow in den Frachtraum, wo er drei bewaffnete Männer auf dem Bauch liegen und in Richtung dieser Strickleiter starren sah.
    Nun war es zu spät, noch etwas an dem Schwung zu ändern, der ihn über das Dollbord trug, und die Art, wie er das Bein über den Rand gehoben und auf Deck gesetzt hatte, zwang ihn jetzt, in einer Art Pirouette fortzufahren. Während er sich um den aufgesetzten Fuß drehte und sein anderes Bein ins Boot zog, kehrte er den liegenden Bewaffneten für den Bruchteil einer Sekunde den Rücken. Die Bewegung ließ seine Maschinenpistole an ihrem Riemen nach außen fliegen. Dann blieb Sokolow mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, worauf die Waffe um ihn herumschwang, bis sie vor ihm hing. Er packte sie mit beiden Händen, ließ sich auf ein Knie fallen und feuerte eine Salve in den Hintern des Mannes, der ihm am nächsten lag. Ein halbes Dutzend Kugeln drang durch das Becken in den Körper der Zielperson und weiter durch seine Eingeweide in die grobe Richtung seines Gehirns. Ein zweiter Mann stemmte sich auf den Ellbogen hoch und warf einen Blick hinter sich, um zu sehen, was da los war. Sokolow löschte sein Gesicht aus. Der dritte Mann, dem Bug am nächsten, sprang auf die Füße und stürzte sich mit derselben Bewegung über den Bug des Boots ins Wasser, gehetzt von einer Salve aus der Maschinenpistole. Sokolow ließ die Waffe an ihrem Riemen hängen und schob die Makarow durch ihr Holster hinaus. Er drehte sich zu dem entsetzten Bootsführer um und zeigte aufs offene Wasser hinaus. Dann warf er sich selbst auf den Bauch und robbte durch das ganze Boot ans andere Ende, um die zwei verwundeten Männer herum, die im Sterben noch schwach zappelten und sich wanden, und spähte eine Sekunde lang zwischen zwei Reifen hindurch, bevor er den Kopf einzog. Aus ein paar Metern Entfernung ertönten drei knallende Geräusche: der dritte Agent, der vermutlich hinter einem dieser Steinpfosten hervor auf ihn schoss. Sokolow feuerte ein paar Blindschüsse ab, nur damit der Mann sich gründlich überlegte, ob er aus der Deckung gehen sollte. Er hörte den Motor unter sich aufheulen und spürte, wie er unter seinem Brustkorb vibrierte. Als er das nächste Mal den Kopf für einen kurzen Blick hob, waren die aufrecht stehenden Steine alle im Nebel, der sich jetzt in Regen verwandelte, verschwunden. Der Bootsführer fuhr im Rückwärtsgang weiter, bis er weit genug im Wasser war, dann drehte er das Boot um und steuerte geradewegs aufs offene Meer hinaus.
    Die Schüsse gingen gleich darauf im Rauschen und Klatschen der auflaufenden Brandung unter, und das Dröhnen des Motors schwand und verstummte, während das Boot Distanz zwischen sich und die Insel legte. Olivia unterdrückte den albernen Drang, Sokolows Namen zu rufen. Sie zog die Beine an und hockte eine Zeitlang auf der flachen Oberseite des Steinpfeilers, legte die Hände hinter die Ohren und lauschte angestrengt auf – was eigentlich? – einen Hilferuf? Schreie von Todesqual? Walkie-Talkie-Gesprächsfetzen? Aber da war nichts, und ihr blieb nur, sich zu fragen, ob sie tatsächlich irgendwas gehört hatte.
    Ein wenn auch törichter Impuls von Anstand befahl ihr, in Richtung der Schussgeräusche zu waten. Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass sie, anstatt zu waten, wohl eher würde schwimmen müssen und dass die Brandung sie wie eine Pachinko-Kugel zwischen den mit scharfkantigen Austern und Muscheln besetzten Steinpfeilern umherschleudern würde. Ihr blieb also nur eine Vorgehensweise: dem, was gerade geschehen war, den

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