Error
ohne ihr Einverständnis durchaus imstande, das eine wie das andere oder beides zu tun«, stellte Jones fest.
»Es stimmt«, beteuerte sie.
Er dachte eine Weile darüber nach. Dann ertappte er sie, wie sie zu ihm hinsah. »Oh, ich glaube Ihnen durchaus«, versicherte er ihr. »Ich frage mich allerdings, ob es eine Rolle spielt. Sie wollen auf irgendeine Lösegeldgeschichte hinaus? Natürlich wollen Sie das. Mir ist aber nicht klar, wie wir eine solche Transaktion organisieren könnten oder was uns das Geld nützen würde, selbst wenn wir es entgegennehmen könnten, ohne sämtliche Polizeibehörden und Spezialeinheiten der ganzen Welt am Hals zu haben. Es wäre schon in Waziristan schwer genug. Aber in Kanada?«. Er machte ein verächtliches Gesicht.
»Mein Onkel kann Sie über die US -Grenze bringen«, probierte sie es.
Jones grinste.
Ihr wurde klar, dass Jones sie aufrichtig mochte. Auf einer bestimmten Ebene nach einem Vorwand suchte, sie nicht umbringen zu müssen. »Nein, wirklich?«, fragte er. »Derselbe Onkel?«
»Derselbe.«
»Das schwarze Schaf«, sagte er und reimte es sich zusammen. »Derjenige, den Sie in British Columbia besucht haben.«
»Wir sind in British Columbia«, erinnerte sie ihn.
»Ich muss diesen Knaben wirklich kennen lernen«, sagte Jones und ging damit zu seinem sarkastisch-vornehmen Akzent über.
»Das lässt sich bestimmt arrangieren.«
»Dann werden meine vier Kameraden und ich, wenn es recht ist, jetzt erst einmal ziemlich damit beschäftigt sein, am Leben zu bleiben«, sagte er. »Falls es uns gelingt, ein paar nichttödliche Tage aneinanderzureihen, kommen wir vielleicht auf Ihren Vorschlag zurück.«
»Wie kann ich helfen?«, fragte Zula.
»Hören Sie auf, Leute umzubringen«, schlug er vor.
TEIL II
American Falls
Sechster Tag
Curtis. Peter Curtis. Den Nachnamen von Zulas Freund hatte Richard erst nach stundenlangem Googeln auf verschlungenen Pfaden herausgekriegt. Dass der Bursche bei jedem System, auf das er zugriff, partout ein anderes Pseudonym benutzen musste, hatte das Ganze wahnsinnig schwierig gemacht. Hätten sich Peter und Zula als reguläre Gäste im Schloss angemeldet, hätte Richard Zugriff auf Peters Kreditkartendaten gehabt. Aber sie hatten nun mal als Privatgäste in Richards Wohnung gewohnt.
Den entscheidenden Durchbruch in dem Fall hatte Vicki erzielt, die vom Grand-Marquis-Munitionstransport und der Bärenfellvorleger-Anekdote. Sie war derzeit im vierten Jahr in Creighton. Offenbar hatte sie schwere Schlafstörungen oder aber einen großen Privatvorrat Adderall. Vicki hatte Zugang zu Zulas Facebook-Seite und zu deren Photosharing-Seite bei Flickr. Außerdem hatte sie selbst ein paar Fotos, die sie beim Familientreffen gemacht hatte. Sie hatte ein paar Bilder von Peter zusammengestellt und dann von einer Internetseite Gebrauch gemacht, die Gesichtserkennungstechnologie verwendete, um das Internet nach Bildern des gleichen oder ähnlicher Gesichter abzusuchen. Das hatte eine Menge falscher Treffer ergeben, aber es waren auch mehrere vielversprechende Kandidaten aufgetaucht, darunter eine Reihe Bilder von einer drei Jahre zuvor bei DefCom gehaltenen Präsentation eines Mannes, der sich als 93+37 vorgestellt hatte. Richard hatte keine Ahnung, wie man das aussprach, aber wenn man 93+37 spiegelverkehrt betrachtete, dann sah die »9« ein bisschen wie ein »P« aus, die beiden mittleren »3«en glichen »E«s, das »+« ähnelte immer noch einem »t«, und die abschließende »7« erinnerte an ein kleines »r«, woraus sich »Peter« ergab. Die Summe von 93 und 37 war natürlich 130, also hatte sich Richard daran gemacht, diverse Kombination von »130« und »93+37« mit »Sicherheit«, »Hacker«, »Pen-Test«, »Seattle« und »Snowboard« zu googeln, bis er auf Hinweise in Form von Foren und Chatrooms gestoßen war, in die Peter – oder ein ihm unheimlich ähnlicher Mensch – sich gewohnheitsmäßig eingeloggt hatte. Auf diese Weise hatte er allmählich ein Gefühl dafür entwickelt, wofür sich Peter interessierte, mit wem er sich abgab und was er in seiner Freizeit machte. Zum Beispiel interessierte er sich seltsamerweise für etwas, was sich »vorspringende Fuge« nannte: die Reparatur von Ziegelsteinkonstruktionen mittels Verstrich von Mörtel – historisch korrektem Mörtel, wie sich von selbst verstand – in den Fugen, dergestalt, dass der Mörtel entlang der Fugenmitte vorsprang.
Aufgrund der Analyse einer Reihe von Mitteilungen, die auf
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