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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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alles.«
    Während der Schweißer Peters Vorhängeschloss halbierte – ein Vorgang, der ganze drei Sekunden dauerte, sobald er seinen Schweißbrenner am Laufen hatte –, spazierte Peter in der Gasse herum und schaute zu den Fenstern im ersten Stock hinauf, von denen er annahm, dass sie zu Peters Wohnung gehörten. Es handelte sich um altmodische Flügelfenster mit Sprossen und Metallrahmen. Er bemerkte, dass bei einem davon genau neben dem Verriegelungsgriff auf der Innenseite eine Scheibe fehlte.
    »Bitte sehr«, verkündete der Schweißer und trat zurück. »Passen Sie auf, wo Sie hinfassen, es wird noch eine ganze Weile heiß sein.«
    Richard achtete darauf, sich von den heißen Stellen fernzuhalten, entriegelte das Tor und zog es hoch.
    Verdammt, was standen hier viele Autos. Als hätte Peter eine illegale Ausschlachtwerkstatt betrieben. In wenigen Augenblicken identifizierte er Peters Kleinbus, mit dem er und Zula nach B. C. gekommen waren, und Zulas Prius, der so weit hinten wie möglich abgestellt worden war, offenbar um Platz für einen kleinen Sportwagen zu schaffen, der in den restlichen Raum gezwängt worden war. Dieser hatte Nummernschilder von British Columbia. Der Schlüssel steckte noch.
    Die Hände in den Taschen, spazierte Richard umher. Der Schweißer blieb auf der Schwelle des großen Tors stehen, vielleicht weil er klugerweise keinen Hausfriedensbruch begehen wollte.
    »Da haben Sie Ihr Problem«, verkündete Richard. Er stand vor einer kleinen Sperrholzplatte, die man an die Wand geschraubt und als Oberfläche zum Anbringen von Telekommunikationskram verwendet hatte: Kabelmodem, Router, Klemmleiste, Telefonzubehör. An zwei Stellen waren Kabel durchtrennt und die Enden sorgfältig so hingebogen worden, dass der Schaden nicht auffiel. Eines war das Telefon-, das andere das schwarze Koaxialkabel, das vorher an das Kabelmodem angeschlossen gewesen war.
    Es war der erste konkrete Hinweis auf ein Verbrechen, den Richard gesehen hatte. Natürlich war schon die bloße Tatsache, dass Zula (und offenbar auch Peter) verschwunden waren, so beunruhigend, dass er in den vergangenen Tagen an nichts anderes gedacht hatte. Aber bei allen Nachforschungen, die er bisher angestellt hatte, war er auf keinerlei faktische Beweise dafür gestoßen, dass ein krimineller Akt vorlag. Er hatte es vermutet, er hatte es befürchtet, aber – wie der Detective aus Seattle, der den Vermisstenfall bearbeitete, beharrlich hervorgehoben hatte – er konnte es nicht beweisen. Deshalb verstörte ihn das Vorhandensein dieser beiden durchtrennten Kabel so tief wie eine Blutlache oder eine leere Patronenhülse.
    Er zückte sein Handy und schickte John eine SMS : PFEIF DIE MOUNTIES ZURÜCK . PETERS AUTO HIER . ZULAS AUCH . Er beschloss, das dritte Auto und die durchtrennten Kabel vorerst nicht zu erwähnen.
    »Kennen Sie den Sportwagen da?«, fragte er. Seine Stimme klang für seine Ohren komisch: trocken und gequetscht.
    »Nein.«
    »Na denn. Ich seh mich mal oben um.«
    »Ja.«
    Er hatte gehofft, dass der Einbruch in Zulas Wohnung vergangene Nacht das letzte Mal sein würde, dass er sich der Möglichkeit aussetzte, etwas Schreckliches zu Gesicht zu bekommen. Und nun stieg er schon wieder eine Treppe zu einem anderen möglichen Tatort hinauf. Diesmal hielt er es für sehr viel wahrscheinlicher, dass er etwas zu sehen bekam, was ihm einen lebenslangen Knacks verpassen würde. Aber es war seine Pflicht, sein Gesicht in diese spezielle psychologische Kreissäge zu halten, also brachte er es am besten hinter sich.
    Er fand allerdings nicht, was er erwartet hatte. In Peters Wohnung waren keine Menschen, weder lebende noch tote. Es fanden sich auch keine Anzeichen für eine Gewalttat oder einen Kampf, mit zwei Ausnahmen. Eine – mit der er schon gerechnet hatte – war die fehlende Fensterscheibe, durch die sich eindeutig jemand Zugang zu dem Loft verschafft hatte. Das zersplitterte Glas war noch auf dem Boden darunter verstreut.
    Die andere war ein zerstörter Waffenschrank, der in einer Ecke des Lofts an der Wand stand. Ihm war etwas hochgradig Übles widerfahren. Auf einer komplett um den oberen Teil herumlaufenden Linie war der Lack weggebrannt, als wäre er mit einem thermonuklearen Dosenöffner attackiert worden. Der gesamte obere Teil war weggeschnitten und auf den Boden geworfen worden, wo die heißen Metallkanten das Holz versengt hatten. Instinktiv suchte Richard die Decke nach Rauchmeldern ab und stellte fest, dass sie

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